Krieg gegen den Terror

Israel schlägt angeblich Feuerpause vor

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Krieg gegen den Terror

Israel schlägt angeblich Feuerpause vor

Die Lage am Dienstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 23.01.2024 08:29 Uhr

Während Israels Armee ihre Offensive im südlichen Gazastreifen ausweitet, laufen die diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Kämpfe auf Hochtouren. Die unter Druck stehende Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat einem Medienbericht zufolge jetzt eine zweimonatige Feuerpause vorgeschlagen, um die noch von der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln freizubekommen.

Arabische Länder sollen währenddessen angeblich an einem Friedensvorschlag arbeiten, wonach Saudi-Arabien im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates die Anerkennung Israels anbietet. Sollte dies zutreffen, bleibt abzuwarten, wie die Palästinenserführung reagiert, denn sie hatte seit 1948 alle wichtigen Friedenspläne abgelehnt, die eine Zweistaatenlösung ermöglicht hätten, während Israel allen zustimmte.

Derweil haben die USA und Großbritannien mit der Unterstützung weiterer Verbündeter erneut Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen. Bei dem koordinierten Militärschlag seien am Montag acht Standorte der vom Iran unterstützten Islamisten attackiert worden, teilten die Verbündeten in einer vom Pentagon veröffentlichten Erklärung mit.

Sicherung der Schifffahrt

Auch die EU-Staaten wollen sich militärisch an der Sicherung der internationalen Schifffahrt im Roten Meer beteiligen, die durch immer neue Angriffe der Huthi gefährdet ist. Sie erzielten am Montag eine Grundsatzeinigung auf einen Militäreinsatz, der nach Angaben von Diplomaten im Idealfall im kommenden Monat starten soll.

Die Huthi wollen mit dem Beschuss von Schiffen ein Ende der israelischen Angriffe gegen die mit ihnen verbündeten Hamas-Terroristen in Gaza erzwingen. Augenzeugen berichteten dort am Montag von heftigen Zusammenstößen zwischen den israelischen Streitkräften (IDF) und Hamas-Mitgliedern im Westen von Chan Junis.

Die im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens gelegene Stadt gilt als Hochburg des Terrors. Die Kämpfe hätten sich in unmittelbarer Nähe zweier Krankenhäuser sowie bei Zeltstädten für Flüchtlinge aus dem Norden Gazas abgespielt, hieß es.

Tödlicher Vorfall

Das Militär bestätigte israelischen Medienberichten zufolge, im Westen von Chan Junis einen größeren Vorstoß in ein Gebiet unternommen zu haben, in das es bislang nicht eingerückt war. Der Einsatz könne mehrere Tage dauern. Ziel sei es, die Hamas-Brigade von Chan Junis kampfunfähig zu machen.

Am Dienstagfrüh gaben die IDF bekannt, 21 Soldaten seien bei einem einzelnen Vorfall in Gaza ums Leben gekommen. Nach Angriffen von Terroristen wurden sie offenbar unter einstürzenden Gebäuden begraben.

Israel habe nun Vermittlern aus Ägypten und Katar ein Angebot für eine zweimonatige Feuerpause übermittelt, meldete das Nachrichtenportal »Axios« unter Berufung auf zwei israelische Beamte. Das Angebot sieht dem Bericht zufolge keine Beendigung des Krieges durch Israel vor - stattdessen würde sich das Militär lediglich aus den Bevölkerungszentren zurückziehen.

Rückkehr in den Norden

Den Palästinensern, die auf Anweisung des israelischen Militärs in den Süden des Gazastreifens geflohen sind, wäre es möglich, wieder in den Norden zurückzukehren. Es wäre Israels bisher weitreichendstes Angebot dieser Art.

Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die unter massivem militärischen Druck stehende Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Derzeit halten die Terroristen nach israelischen Regierungsangaben noch 136 Menschen fest, von denen 25 wohl nicht mehr am Leben sind.

Die Hamas hatte bislang jegliche neue Geiselfreilassungen an ein Ende des Krieges geknüpft. Um dies erreichen, arbeiten arabische Länder dem »Wall Street Journal« zufolge an einem Vorschlag, wonach Saudi-Arabien im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates die Anerkennung Israels anbiete. Die Details würden noch ausgearbeitet, bisher sei die Haltung Israels aber ablehnend.

Sanktionen gegen Terrorunterstützer

Erst am Wochenende hatte Netanjahu deutlich gemacht, dass er weiterhin gegen eine Zweistaatenlösung nach dem Ende des Gaza-Krieges ist. Auf der arabischen Seite fehlt ein Partner, der Frieden will und damit die Gründung eines palästinensischen Staates neben Israel unterstützt.

Die Hamas strebt stattdessen eine Zerstörung des Staates Israel an, während die Palästinensische Autonomiebehörde von Mahmud Abbas den Terror ebenfalls unterstützt. Offen räumt er ein, »Märtyrern« Gehälter zu bezahlen. Es handelt sich um Terroristen, die Israelis ermorden.

Die US-Regierung hat unterdessen weitere Sanktionen gegen finanzielle Unterstützer der Hamas verhängt. Das Außenministerium und das Finanzministerium in Washington teilten am Montag mit, Ziel der Strafmaßnahmen seien mehrere Personen und Einrichtungen, die im Gazastreifen Geldtransfers unter anderem aus dem Iran an die Hamas arrangiert hätten.

Dabei gehe es auch um Transaktionen mithilfe von Kryptowährungen von den Revolutionsgarden, der Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte, an die Hamas. dpa/ja

Washington D.C.

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