Nach einem tödlichen Angriff auf israelische Soldaten im Süden des Gazastreifens hat das israelische Militär die Waffenruhe mit der Terrororganisation Hamas am Sonntagabend wieder in Kraft gesetzt. Zuvor hatte Israel mit Luftangriffen auf die Terrorattacke reagiert. Durch die jüngsten Ereignisse war die fragile Feuerpause ins Wanken gebracht worden.
Zwei Soldaten waren israelischen Zeitungen zufolge am Morgen bei einem Angriff nahe Rafah getötet, drei weitere verletzt worden. Laut Armee war eine Hamas-Einheit für die Attacke verantwortlich. Daraufhin griff die Luftwaffe rund 20 Terror-Ziele in Gaza an.
Ein Militärsprecher erklärte am Abend, dass die Armee »nach einer Reihe gezielter Schläge und auf Anweisung der politischen Führung die Durchsetzung der Waffenruhe wieder aufgenommen« habe. Israel werde die Vereinbarung weiter einhalten, »aber auf jede Verletzung mit Nachdruck reagieren«.
»Klare Gleichung«
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beriet sich nach dem Angriff mit Verteidigungsminister Israel Katz und dem Generalstab. Medienberichten zufolge entschied die Regierung, hart auf die Attacke zu reagieren, zugleich aber an dem Waffenruheabkommen festzuhalten, das seit dem 10. Oktober gilt.
Ein ranghoher israelischer Sicherheitsvertreter sagte, es gebe »eine klare Gleichung zwischen einem Bruch und einer Reaktion«. Der Abschnitt zwischen der sogenannten Gelben Linie, bis zu der sich israelische Truppen im Zuge der Waffenruhe zurückgezogen haben, und der Grenze zu Ägypten bleibe »ein potenzieller Brennpunkt für neue Eskalationen«. Unterirdisch seien dort weiterhin Hamas-Kämpfer aktiv.
In Washington bemüht sich die Regierung von Präsident Donald Trump, die Vereinbarung zu stabilisieren. Nach Informationen der Publikation »Axios« sprachen der Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner mit Israels Minister für Strategische Angelegenheiten, Ron Dermer. Die USA forderten Jerusalem demnach auf, »verhältnismäßig, aber mit Zurückhaltung« zu reagieren.
Grenzübergänge geöffnet
Kushner sollen heute in Israel eintreffen, um über die nächste Phase des Abkommens zu sprechen. Am Dienstag wird zudem US-Vizepräsident JD Vance erwartet.
Ein US-Regierungsbeamter sagte laut »Axios«, Washington wolle seine Aufsicht über die Umsetzung des Abkommens verstärken. »Wir sind jetzt verantwortlich für das, was in Gaza in Bezug auf die Umsetzung der Vereinbarung geschieht«, zitierte das Portal den Beamten. »Wir werden die Entscheidungen treffen.«
Nach dem jüngsten Angriff hatte Israel zunächst angedeutet, die Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu stoppen. In Jerusalem hieß es, Lastwagenbewegungen seien wegen der Luftangriffe und zahlreicher Opfer »vorübergehend ausgesetzt«. Doch auf Druck aus Washington wurden die Grenzübergänge laut US-Angaben heute früh wieder geöffnet.
Kein Zeitplan
Die Waffenruhe ist Teil eines 20-Punkte-Plans von Präsident Trump, der die Freilassung der letzten Geiseln und die Übergabe der sterblichen Überreste getöteter Israelis vorsieht. In einer zweiten Phase soll die Hamas entwaffnet und die Verwaltung des Gazastreifens an ein internationales Übergangsgremium übergeben werden.
Trump sagte am Sonntag im amerikanischen Fernsehen, Hamas habe zugesagt, die Waffen niederzulegen – ein konkreter Zeitplan fehle aber. »Sie haben es versprochen«, erklärte er in einem Interview mit Fox News. »Es ist kein harter Zeitrahmen, aber in meinem Kopf gibt es eine Linie. Wenn sie nicht tun, was sie sollen, müssen wir es für sie tun.«
Der Präsident präzisierte später, dass die USA keine eigenen Truppen entsenden würden. »Wir werden keine Stiefel am Boden haben«, sagte Trump. Eine mögliche Zwangsentwaffnung könne durch »einen Stellvertreter« erfolgen – gemeint sei Israel.
»Nur Schutt«
Trump würdigte zugleich die Rolle Katars als Vermittler. Der Emir, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, sei »ein fantastischer Mann«, der in einer schwierigen Region agiere. Auf die Frage, ob er Katar habe drängen müssen, Hamas zur Zustimmung zum Abkommen zu bewegen, sagte Trump: »Ich musste keine großen Argumente anführen – sie sind sehr kluge Leute.«
In demselben Interview ging der Präsident auf seine frühere Idee ein, palästinensische Flüchtlinge in Nachbarstaaten umzusiedeln. Von diesem Plan sei man abgerückt, erklärte er. Stattdessen solle Gaza mit internationaler Hilfe wiederaufgebaut werden: »Das Ganze ist ohnehin nur Schutt – wir werden Häuser bauen, bezahlt von den reichsten Ländern der Region.« im