EILMELDUNG! Trump verkündet: Alle Geiseln kommen frei!

Nahost

Israel bereitet sich auf Umsetzung des Geisel-Abkommens vor

Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Regierung wird voraussichtlich am Nachmittag den Beschluss fassen, die erste Phase des Friedensplans von Präsident Donald Trump einzuleiten. Foto: copyright (c) Flash90 2025

In Israel laufen die Vorbereitungen für die Umsetzung des mit US-Vermittlung erzielten Abkommens über die Freilassung aller Geiseln und den schrittweisen Rückzug der Armee aus dem Gazastreifen. Um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr MESZ) soll die erste Phase des Abkommens unterzeichnet werden, wie der israelische Nachrichtensender »Kan« berichtet.

Kan und anderen Medien zufolge soll die Regierung um 18 Uhr den entscheidenden Beschluss fassen, um die erste Phase des Friedensplans von Präsident Donald Trump einzuleiten. Dabei soll die Freilassung palästinensischer Häftlinge gebilligt werden – im Austausch gegen israelische Geiseln, die sich seit zwei Jahren in der Gewalt der Hamas befinden. Sobald der Beschluss vorliegt, beginnt die Umsetzung des Abkommens. Medienberichten zufolge wollen lediglich Finanzminister Bezalel Smotrich und Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir gegen den Deal stimmen.

Innerhalb von 72 Stunden sollen alle noch lebenden Geiseln freikommen. Der Vereinbarung zufolge sollen sich die israelischen Streitkräfte (IDF) innerhalb von 24 Stunden auf eine mit der Hamas vereinbarte Linie zurückziehen. Israel werde laut Regierungskreisen auch danach rund 53 Prozent des Gazastreifens kontrollieren. Die genaue Grenzlinie wurde bislang nicht veröffentlicht, soll aber weitgehend der sogenannten »gelben Linie« entsprechen, die Trump vor wenigen Tagen präsentiert hatte – mit einigen Änderungen auf Wunsch Israels.

Keine Hamas-Zeremonien

Als Teil des Rückzugs wird das Militär auch Gaza-Stadt verlassen, das im Rahmen der Operation »Gideons Streitwagen II« fast vollständig eingenommen worden war.

Sobald die Truppenbewegung abgeschlossen ist, startet ein 72-Stunden-Countdown. In diesem Zeitraum muss die Hamas sämtliche israelischen Geiseln freilassen – ohne öffentliche Zeremonien oder mediale Inszenierung. Nach israelischen Erkenntnissen sind noch 20 Geiseln am Leben. Zudem hält die Terrororganisation die sterblichen Überreste von 28 weiteren Menschen fest. Bei neun der Toten sei der genaue Aufenthaltsort unklar, gab die Hamas über Vermittler zu.

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Sollte der Zeitplan halten, könnten die ersten Geiseln bereits am Samstag nach Israel zurückkehren – rechtzeitig vor der Ankunft des US-Präsidenten. Trump wird am Sonntag in Kairo und anschließend in Jerusalem erwartet, wo er vor der Knesset sprechen soll.

»Großartiger Tag«

»Das ist ein großartiger Tag für die Welt«, sagte Trump am Donnerstagabend vor Journalisten. »Die ganze Welt steht hinter diesem Abkommen – Israel, arabische Länder, jeder Einzelne. Es war ein fantastischer, wunderbarer Tag für alle.« Das Weiße Haus veröffentlichte in der Nacht ein Foto des Präsidenten mit der Überschrift »The Peace President«.

Über die Liste der zu entlassenden palästinensischen Gefangenen herrscht noch kein endgültiger Konsens. Die Hamas übermittelte eine Namensliste, die von der israelischen Seite in einigen Punkten korrigiert wurde. In einer Erklärung der Terroristen hieß es, man warte nun auf die formelle Zustimmung aus Jerusalem: »Wir versprechen den Gefangenen, die noch bleiben, und ihren Familien, dass sie weiterhin im Zentrum unserer Bemühungen stehen werden. Wir werden nicht ruhen, bis der letzte Gefangene frei ist.«

Israel stellte klar, dass keine Mitglieder der Hamas-Elitetruppe Nukhba – die an den Massakern vom 7. Oktober beteiligt waren – freikommen werden. Auch vier prominente Häftlinge, die von der Terrororganisation als »Asse« bezeichnet werden, bleiben in israelischer Haft.

»Sicherheitsinteressen gewahrt«

Ein Regierungsvertreter in Jerusalem erklärte, die modifizierte Rückzugslinie gefährde die israelische Sicherheit nicht: »Sie garantiert uns die Möglichkeit, jederzeit wieder einzugreifen, falls es notwendig werden sollte.«

Damit nimmt nach zwei Jahren Krieg ein diplomatischer Prozess Gestalt an, der noch vor wenigen Wochen kaum denkbar schien. ja

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