Tel Aviv

Teheran nennt Judoka Mollaei einen »Verräter«

Die Teilnahme Saeid Mollaeis (hier in Weiß bei einem Kampf beim Judo Grand Slam in Düsseldorf 2020) am Wettkampf in Israel sorgt im Iran für scharfe Kritik. Foto: imago images/Revierfoto

In Tel Aviv beginnt am Donnerstag der dreitägige Judo Grand Slam, zu dem bereits vor einigen Tagen rund 600 Athleten und Betreuer aus aller Welt angereist sind.

CORONA-TESTS Die Regierung in Jerusalem verteidigte den Beschluss, die Veranstaltung trotz Corona-Pandemie durchzuführen. Die Sportler und ihre Entourage seien allesamt auf das Coronavirus getestet worden. Jene fünf Personen, bei denen das Testergebnis positiv ausgefallen sei, habe man in eine »strenge Isolation« gebracht, so das Gesundheitsministerium am Dienstag.

Zudem seien fünf Mitarbeiter des örtlichen Organisationsteams ebenfalls positiv getestet worden. Sie hätten aber weder die Wettkampfstätten betreten noch Kontakt zu Athleten oder Personal gehabt.

»Dieses Turnier wurde minutiös geplant, um die strengsten Standards gegen das Coronavirus zu erfüllen«, hieß es laut »Times of Israel« in der Erklärung des Ministeriums. Die Wettkämpfe fänden zudem nicht vor Publikum statt.

Als Antwort auf öffentliche Kritik an der Veranstaltung erwiderte die Regierung, die Entscheidung, den Judo Grand Slam stattfinden zu lassen, sei bereits vor der fast vollständigen Schließung des internationalen Flughafens Ben Gurion Ende Januar getroffen worden.

KRITIK Tausende Israelis dürfen zurzeit wegen strenger Flugbeschränkungen nicht in ihr Heimatland zurückkehren. »Es kann doch nicht sein, dass ich zwei Wochen lang in den USA festsitze, während alle möglichen Athleten ins Land kommen«, sagte ein Israeli dem Sender »Channel 12«.

Im vergangenen Jahr fand der Grand Slam in Deutschland statt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Unterdessen wurde der ehemalige iranische Judoka Saeid Mollaei, der aus dem Iran fliehen musste und mittlerweile für die Mongolei antritt, von den israelischen Gastgebern herzlich empfangen.

»SCHANDE« Im Iran löste Mollaeis Ankunft in Israel dagegen scharfe Kritik aus. Der Chef des iranischen Judo-Verbandes, Arash Miresmaeili, sprach von »Verrat« und nannte die Bereitschaft des Judoka, beim Grand Slam in Tel Aviv anzutreten, »eine ungeheure Schande«.

Mollaei sei »ein törichter Sportler, der nur seine persönlichen Interessen im Auge« habe, so Miresmaeili weiter. »Saeid, du hast deinem Heimatland für eine Handvoll Dollar oder eine Medaille den Rücken gekehrt.«

2019 wurde der iranische Judoverband von der Weltorganisation IJF suspendiert, weil der Iran zuvor Druck auf Mollaei ausgeübt hatte, bei der Weltmeisterschaft in Tokio nicht gegen den israelischen Judoka Sagi Muki anzutreten. Seitdem sind Irans Sportler von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. mth

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Nahost

Minister deutet Intensivierung des Einsatzes in Gaza an

Israel fordert die Freilassung aller Geiseln und eine Entwaffnung der Hamas, um den Gaza-Krieg zu beenden. Israel Katz droht den Terroristen, sollten sie sich darauf nicht einlassen

 05.09.2025

Gaza-Stadt

Armee: Hamas will Geiseln bei Evakuierung unter Zivilisten verstecken

Die Sorge wächst, dass die Hamas auch humanitäre Korridore missbrauchen könnte, um Geiseln in den Süden zu bringen

 05.09.2025

Gaza

Angeblich von der Armee getöteter Junge taucht wieder auf

Abdul Rahim Muhammad Hamdan, der laut einem Zeugen von israelischen Soldaten getötet wurde, lebt. Seine Familie wurde von der Hamas unter Druck gesetzt

 05.09.2025

Diplomatie

Israel: Kein Macron-Besuch ohne Kurswechsel Frankreichs

Warum Staatspräsident Macron in Israel derzeit offiziell unerwünscht ist

 04.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Treffen

Vatikan dringt auf Befreiung aller Geiseln und Zwei-Staaten-Lösung

Papst Leo XIV. hat den israelischen Präsidenten Isaac Herzog empfangen. Das Staatsoberhaupt lobte »die Inspiration und Führungsstärke des Papstes im Kampf gegen Hass und Gewalt«

von Almut Siefert  04.09.2025

Vatikan

Papst Leo XIV. empfängt Israels Präsidenten Herzog

Die Sommerpause des Papstes ist vorbei: Am Donnerstag empfing Leo XIV. Israels Präsidenten Herzog im Vatikan. Zuvor kam es zu Unklarheiten bezüglich der Vorgeschichte des Treffens

von Severina Bartonitschek  04.09.2025

Nahost

Geisel-Angehörige fordern Waffenruhe-Verhandlungen

Für die Geiseln läuft die Zeit ab. Angehörige fordern deshalb Marathonverhandlungen, bis ein Deal steht

 04.09.2025