Wahrscheinlich halte sich der Mossad noch immer im Iran auf – das behauptet ein israelischer Wissenschaftler in einem Interview mit der Tageszeitung Yediot Acharonot.
In den Wochen nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran vom 24. Juni erschütterten mehrere Explosionen das Zentrum des Iran. Während die iranischen Behörden Gaslecks als Grund angaben, ist Hay Eytan Cohen Yanarocak, Forscher am Moshe Dayan Center for Middle Eastern and African Studies und am Jerusalem Institute for Strategy and Security, skeptisch. Er schließt nicht aus, dass der israelische Geheimdienst Mossad weiterhin Operationen im Iran durchführt.
Experte: »Operative Handschrift des Mossad«
»Die Präzision einiger dieser Angriffe und die Tatsache, dass sie bestimmte, sensible Orte trafen, ähnelt der operativen Handschrift des Mossad«, sagte er in dem Interview. Sie seien während des Konflikts sehr erfolgreich gewesen, »und ich glaube, nicht alle Geheimdienstressourcen wurden aufgedeckt«. Er ist der Meinung, es sei »sehr wahrscheinlich«, dass Israel weiterhin Bodentruppen dort unterhält. Mit Bodentruppen meint er Agenten des Mossad.
Bodenoperationen seien oft effektiver, um das Verhalten des Feindes zu beeinflussen, ohne einen größeren Krieg auszulösen, erläuterte er. Er merkte auch an, dass die fortgesetzten verdeckten Aktivitäten mit der anhaltenden Bedrohung durch die Huthis zusammenhängen könnten, die trotz des Waffenstillstands weiterhin Raketen auf Israel abfeuern. »Israel lernt aus diesen neuen Bedrohungen. Abschreckung ist wichtiger denn je.«
Der letzte Schlagabtausch zwischen dem Iran und Israel fand statt, nachdem das israelische Militär am 13. Juni 2025 einen Überraschungsangriff auf nukleare und militärische Ziele im Iran gestartet und damit einen zwölftägigen Krieg zwischen beiden Seiten ausgelöst hatte.
Avigdor Liberman: »Es wäre für uns lohnenswert, wieder zuerst zuzuschlagen.«
Der Iran rüste wieder auf, berichten verschiedene Medien. In den vergangenen Wochen seien Boden-Luft-Raketensysteme aus chinesischer Produktion eingetroffen. Außerdem würden Gespräche über Waffenlieferungen aus Nordkorea laufen. Zudem ist Russland eine Option, obwohl bislang nichts diesbezüglich bestätigt wurde.
Währenddessen sagte der ehemalige israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman in einer Fernsehsendung im Kanal 12, er sei überzeugt, der Iran sei »besessen« davon, Rache an Israel zu nehmen. Nach dem zwölftägigen Krieg könne Iran Vergeltung suchen, und warnte, dass Jerusalem irgendwann erneut zuschlagen müsse.
»Ich könnte Ihnen dasselbe sagen wie die Geheimdienstberichte und offiziellen Stellen über Irans nukleare Fähigkeiten nach den israelischen und US-amerikanischen Angriffen«, fügte er hinzu. »Sie alle sprechen von etwa ein bis zwei Jahren, bis der Iran sein Atomprogramm wiederaufnehmen könnte.«
Teherans nukleare Ambitionen würden zwar weiterhin ein Problem darstellen, sagte Liberman. »Besorgniserregender ist jedoch, dass der Iran derzeit nur davon besessen sei, einen Rachekrieg gegen Israel zu führen.«
29 Menschen starben in Israel, Tausende wurden verletzt
Auf die Frage, ob das seiner Meinung nach bedeutet, dass Israel den Iran erneut angreifen sollte, antwortete Liberman: »Es wäre für uns lohnenswert, wieder zuerst zuzuschlagen.«
Die ballistischen Raketen würden seine »größte Sorge« sein, so der Vorsitzende der Partei Israel Beiteinu. »Man hat ja gesehen, was hier passiert ist. 26 Raketen schlugen in Israel ein und richteten großen Schaden an. 29 Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Im Iran seien nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehrere Hundert Menschen durch israelische Angriffe getötet worden.
»Sie bereiten sich auf einen Großangriff vor«, fuhr er fort und fügte hinzu, der Iran verfüge über Tausende von Raketen. »Stellen Sie sich vor, es wären nicht nur 26 Raketen, die Israel treffen, sondern 260? Welchen Schaden würde das anrichten?« Deshalb, ist er überzeugt, »haben wir keine andere Wahl, als den Iran zuerst anzugreifen«.