Seine Frau war sein Ein und Alles. Als sie an Krebs erkrankte, sich einer Chemotherapie unterziehen musste und ihr die Haare ausfielen, rasierte auch er sich den Kopf. »Wie so vieles tat er es aus Solidarität, aus Liebe«, sagt seine Familie. Es gibt auch ein Foto davon: Darauf schauen beide direkt in die Kamera. Ohne Haare, aber mit einem Lächeln im Gesicht: Karina Engelbert und Ronen Engel. Aufgenommen wurde das Bild vor etwa vier Jahren. Die Familie lebte im Kibbuz Nir Oz und liebte es, an den Wochenenden durch das ganze Land zu reisen.
Am 7. Oktober 2023 wurden Ronen, seine Frau und ihre beiden Töchter im Teenageralter, Mika und Yuval, während der Massaker in den israelischen Gemeinden im Süden von Hamas-Terroristen in den Gazastreifen verschleppt. Tom, ihr 21-jähriger Sohn, diente zu der Zeit als Soldat im Norden.
Sein Leichnam befindet sich noch immer im Gazastreifen. Eine Beerdigung fand nicht statt – bis heute nicht.
Am 27. November kamen Karina, Mika und Yuval im Rahmen des ersten Abkommens für Geiselfreilassungen und einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas frei. Nur fünf Tage später kam die grausame Bestätigung, dass Ronen in der Geiselhaft ermordet worden war. Sein Leichnam befindet sich noch immer im Gazastreifen. Die Familie saß Schiwa in einem Hotel. Eine Beerdigung fand nicht statt – bis heute nicht.
In einer Erklärung des Kibbuz Nir Oz heißt es, Engel sei Fotograf gewesen, habe sich ehrenamtlich beim Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) engagiert und Motorräder geliebt. Die Kollegen vom MDA fügten hinzu, dass Ronen immer gelächelt habe, »das war sein Markenzeichen. Selbst wenn wir bei den schlimmsten Unfällen ankamen. Er brachte seine Patienten zum Lächeln«. An jenem verfluchten Samstagmorgen hatte er das Haus mit seiner Notfalltasche verlassen, um anderen zu helfen.
»Mein Bruder war wirklich ein Held«, schrieb sein Bruder Dani Engel, nachdem Ronen für tot erklärt worden war. »Ronen hat für das Leben von Karina, Mika und Yuval gekämpft, und das überrascht niemanden. Wir alle wissen, wer Ronen war. Er sah immer die positive Seite des Lebens.«