Hamas-Massaker

»Ich will sie endlich wieder im Arm halten«

Porträts der Geiseln an der Altstadtmauer in Jerusalem Foto: Flash 90

Genau ein Monat ist seit der größten Katastrophe vergangen, die jemals über Israel hereinbrach. Es war der schwarze Schabbat, als die Terroristen der Hamas in den südlichen Gemeinden des Landes die schlimmsten Gräueltaten anrichteten, die sich kein Mensch jemals vorstellen wollte.

Und noch immer sind die Wunden nicht verheilt. Noch immer werden Tote aus ihren völlig zerstörten und abgebrannten Häusern geborgen, noch immer versuchen Forensiker, die Opfer zu identifizieren. Noch immer finden Beerdigungen statt. Noch immer liegen Verwundete in den Krankenhäusern, noch immer werden Geiseln im Gazastreifen gefangen gehalten.

Mehr als 1400 Menschen wurden getötet, Tausende verletzt, 241 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der Krieg mit Namen »Eiserne Schwerter«, der mit dem Schock-Angriff der Hamas begann, dauert unvermittelt weiter an.

Ehefrau und drei Kinder nach Gaza verschleppt

Für Avichai Brodutch ist es genau einen Monat her, dass er zum letzten Mal mit seiner Frau Hagar gesprochen hat. Sie besuchte am Sukkot-Wochenende Familienangehörige in einer der Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens, als Hamas-Terroristen sie und ihre drei Kinder überfielen und verschleppten.

Der 42-jährige Familienvater spricht von 31 Tagen voller Qual, weil er nicht weiß, wie es seinen Liebsten ergeht, wie sie behandelt werden und weil er sich vollends machtlos fühlt. »Meine Kinder sind so jung und haben niemandem etwas Böses angetan.« Er will sie nur alle endlich wieder in die Arme schließen: Hagar, seine zehnjährige Tochter Ofri, seinen Sohn Yuval, acht, und den vierjährigen Uriah.

Am Dienstag begeht das Land, in Trauer vereint, einen ersten Gedenktag. Um 11 Uhr wurde landesweit eine Schweigeminute eingelegt, die lokalen Behörden senkten die Flaggen auf halbmast. Den ganzen Tag über finden auch Gedenkzeremonien an Schulen und Universitäten statt.

Später am Nachmittag werden sich Menschen auf den zentralen Plätzen der Stadt versammeln, um Kerzen zur Erinnerung an die gefallenen Soldatinnen und Soldaten sowie die ermordeten Zivilisten anzuzünden. In Tel Aviv findet ab 18.30 Uhr vor dem Habima-Theater eine Gedenkzeremonie für trauernde Familien mit einem Auftritt des Philharmonischen Orchesters Israel statt.

In Jerusalem wollen eine Stunde später Angehörige von Ermordeten eine Gedenk- und Protestkundgebung vor der Knesset veranstalten. Nach Angaben der Initiatoren soll im Anschluss vor der Knesset ein permanentes Lager errichtet werden, das von den Hinterbliebenenfamilien geleitet wird. Die wollen damit, so die Organisatoren, eine neue Regierung fordern.

Licht im Angesicht der Dunkelheit verbreiten

Präsident Herzog hatte bereits kurz zuvor eine Initiative zum Gedenken an die Ermordeten und Gefallenen des 7. Oktobers ins Leben gerufen. Anlässlich des 30. Tages seit dem brutalen Hamas-Massaker zündeten Herzog und seine Frau Michal eine Gedenkkerze an und riefen Menschen in Israel und auf der ganzen Welt dazu auf, gemeinsam mit ihnen »Licht im Angesicht der Dunkelheit zu verbreiten«.

Präsident Herzog sagte: »Dreißig Tage sind seit dem Moment vergangen, als alles dunkel wurde. Heute zünden wir eine Kerze an und gedenken der Opfer, der Frauen und Männer, der Babys und der Alten, der Soldaten und Kommandeure. Wir erinnern uns an sie alle. Für sie entfachen wir eine Flamme und stehen für die einfache, grundlegende Wahrheit: Gemeinsam wird das Licht siegen.«

Der Präsident fordert Menschen überall zum Mitmachen auf: »Zünden Sie eine Kerze an, machen Sie ein Foto davon und posten Sie es online mit dem Hashtag #The_Light_Will_Overcome«.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025