Frau Ofir, Sie haben den Terroranschlag am 8. Januar in Jerusalem überlebt, wurden dabei verwundet. Vier Ihrer Freunde wurden getötet. Wie schwer waren Sie verletzt, und wie geht es Ihnen heute?
Mein Becken war zertrümmert, meine Leber gerissen, ich hatte multiple Brüche in den Beinen und innere Blutungen. Jetzt geht es mir schon besser. Ich ruhe mich zu Hause bei meinen Eltern aus und bin in der Rehabilitation. Ich muss noch im Rollstuhl sitzen, weil ich meine Beine nicht belasten darf. Aber ich gehe davon aus, dass ich irgendwann wieder alles machen kann.
Was geschah nach dem Terroranschlag?
Ich lag zwei Tage ohne Bewusstsein in der Intensivstation im Krankenhaus und habe erst von der Attacke erfahren, als mir meine Eltern später mein Telefon brachten. Dann habe ich die Nachrichten gelesen und alles verstanden. Es war so grauenvoll, ich habe viel geweint. Aber ich breche nicht zusammen, ich will wieder ganz gesund werden.
Die Armee hat die bei dem Anschlag verletzten Soldatinnen und Soldaten vor Kurzem in einer Zeremonie zu Offizieren befördert. Wie war das?
Es war sehr bewegend. Alle verletzten Kameraden aus meinem vorherigen Kurs waren da. Wir haben uns hier nach dem Anschlag zum ersten Mal wiedergetroffen. Und wir haben unserer getöteten Freunde gedacht. Ich denke jede Minute an sie und weiß, dass es auch den anderen so geht. Diese Zeremonie war für sie.
Wie hat der Anschlag Ihr Leben verändert?
Ich bin jetzt behindert und kann kaum etwas allein tun. Das ist belastend für mich. Vor allem, weil ich vorher ein extrem aktiver Mensch war. Ich war dabei, zur Fitnesstrainerin für Soldaten in Kampfeinheiten ausgebildet zu werden, habe immer Sport gemacht und bin viel gelaufen. Und nun kann ich mich nicht bewegen. Es ist sehr schwer.
Was haben Sie in der Zukunft vor?
Ich will auf jeden Fall meinen Kurs als Ausbilderin abschließen. Dafür muss ich acht Kilometer laufen, Geländetraining und Zielschießen absolvieren. Ich bin mir ganz sicher, dass ich es schaffen werde – und zwar mit Auszeichnung. Das ist mein großes Ziel.
Mit der 19-jährigen Offizierin sprach Sabine Brandes.