Terror

»Ich war mit fünf Frauen in einem Käfig«

Mia Schem hat die Hölle durchlebt. Die 22-Jährige wurde am 7. Oktober von Terroristen der Hamas auf dem Nova-Musikfestival im israelischen Süden in den Arm geschossen, gekidnappt und als Geisel gehalten. Heute ist Mia in Freiheit. Nach 55 Tagen kam sie durch ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas am 30. November 2023 nach Hause zurück. Andere junge Frauen jedoch sind noch immer in der Gewalt der Hamas. Vielleicht sogar in unvorstellbar grausamen Verhältnissen in Käfigen in den Tunneln unter Gaza. Denn dort war auch Mia.

»Nach 50 Tagen in Gefangenschaft, schwach und verletzt, führten sie mich zu den Tunneln. Zwei Stunden Fußmarsch, mit einem bewaffneten Terroristen vor und einem hinter mir, wurde ich schließlich in einen Käfig gesteckt. Ohne Luft oder Licht, 60 Meter unter der Erde«, berichtete Schem kürzlich bei einer Veranstaltung des israelischen Konsulats in New York zum Gedenken an das Massaker der Hamas.

Fünf Tage lang musste sie in dem nur eineinhalb Meter hohen Käfig unter der Erde des Gazastreifens verbringen, ohne frische Luft, ohne jegliche Hygiene oder sanitäre Anlagen.

Wochen zuvor »waren wir noch unbeschwerte junge Frauen«

»Dort traf ich fünf junge Frauen, jede mit ihrer eigenen unfassbar schrecklichen Entführungsgeschichte«, erzählte Schem weiter. »Wir alle waren verwundet und schockiert von dem, was uns passierte. Nur Wochen zuvor waren wir unbeschwerte junge Frauen gewesen.« Sie hätten die ganzen Tage in Dunkelheit verbracht, immer mit zwei bewaffneten Wächtern der Hamas, die regelmäßig die Schicht wechselten.

In den schwersten Stunden versuchte Mia dennoch, die Hoffnung nicht zu verlieren: »Ich versuchte, den Mädchen Mut zu machen, und versprach, dass wir bald freigelassen würden.«

Am fünften Tag sei nur sie aus dem Käfig herausgeholt worden. »Ich schaffte es, sie alle zu umarmen, und versprach ihnen noch einmal, dass sie bestimmt am nächsten Tag in Freiheit kommen. Wir würden uns in unserem Heimatland wiedersehen, um die Scherben aufzusammeln.«

»Meine Unschuld habe ich auf den Blutfeldern des Massakers verloren.«

Während der Hamas-Attacke auf dem Musikfestival wurde die israelisch-französische Doppelstaatsbürgerin schwer am Arm verletzt und nach eigenen Aussagen in Gaza von einem Tierarzt ohne jegliche Betäubung operiert. Einige Tage darauf war sie in dem ersten Propaganda-Video der Terrororganisation zu sehen.

Lesen Sie auch

Mia hat Furchtbares erlebt und überlebt. Sie spricht darüber, um jene, die noch in Gaza sind, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: »Ich stehe hier vor Ihnen, kein Kind mehr«, sagte sie in New York. »Meine Unschuld habe ich auf den Blutfeldern des Massakers verloren. Heute bin ich eine starke Frau, die nicht ruhen wird, bis alle aus dieser Hölle zurückgekehrt sind.«

Noch immer 101 Geiseln in der Gewalt der Hamas in Gaza

Nach mehr als einem Jahr sind noch immer 101 Geiseln im Gazastreifen in der Gewalt der Terrororganisation. In diesen Tagen sind israelische Unterhändler in Doha, um über einen möglichen Waffenstillstand und die Befreiung der Verschleppten zu verhandeln.

»Es ist fast ein Jahr her, dass ich freikam«, so Mia Schem abschließend. »Aber mein Herz bleibt in Gaza gefangen, zusammen mit fünf jungen Frauen, die immer noch dort festgehalten, gefoltert und misshandelt werden. Ohne Luft, in den Tiefen der Hölle.«

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025