Israel

Höchstes Gericht berät über Petitionen gegen Netanjahu

Gespräche am Sonntag, dem 3. Mai, im Obersten Gericht in Jerusalem Foto: Flash 90

Israels Höchstes Gericht hat am Sonntag über Petitionen gegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beraten. Wegen einer Korruptionsanklage gegen den 70-Jährigen fordert unter anderem die Bewegung für Qualitätsregierung, Netanjahu dürfe nicht erneut Regierungschef werden. Die Petitionen richten sich grundsätzlich dagegen, dass ein Abgeordneter unter Anklage den Auftrag zur Regierungsbildung erhält.

Elf Richter versammelten sich in dem Jerusalemer Gericht und trugen dabei zum Schutz vor dem Coronavirus Masken. Die Beratungen wurden angesichts des starken öffentlichen Interesses live übertragen. Die Richter hörten dabei zahlreiche Repräsentanten, die sich für und gegen eine Einmischung des obersten Gerichts aussprachen.

Ein Anwalt sagte im Namen Netanjahus: »Das Gericht sollte nicht in der Frage entscheiden, wer die nächste Regierung bilden darf.« Auch eine Vertreterin des Parlaments (Knesset) sagte, es handele sich um eine »eindeutig politische Entscheidung«, in die sich die Richter nicht einmischen sollten.

Der Vorsitzende der Bewegung für Qualitätsregierung, Eliad Schraga, warf den Abgeordneten vor, sie seien keine Vertreter des Volkswillens, sondern »anderer Interessen, nämlich Minister und Vize-Minister zu sein«. Er warnte, eine weitere Amtszeit Netanjahus trotz einer Korruptionsanklage gefährde Israels Rechtsstaatlichkeit. »Wir befinden uns mitten in einem Erdbeben.«

Nach der Parlamentswahl am 2. März hatte sich Netanjahu mit seinem Herausforderer Benny Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiß darauf geeinigt, eine Koalition zu bilden. Israel hat binnen eines Jahres bereits drei Mal gewählt. Danach hatte eine Pattsituation zwischen dem rechts-religiösen und dem Mitte-Links-Block lange eine Regierungsbildung verhindert. Netanjahus rechtskonservative Likud-Partei wurde mit 36 von 120 Mandaten die stärkste Fraktion im Parlament.

Ein Vertreter des Generalstaatsanwalts Avichai Mandelblit erklärte vor Gericht, er sehe keinen Grund für eine Einmischung des Gerichts in der Frage, obwohl die Vorwürfe gegen Netanjahu schwerwiegend seien. Sollte das Gericht entscheiden, dass Netanjahu nicht Ministerpräsident werden kann, droht Israel die vierte Parlamentswahl seit April 2019.

Am Montag berät das Höchste Gericht zudem über Petitionen, die sich gegen die Koalitionsvereinbarung von Gantz und Netanjahu richten. Derzeit liegt das Mandat zur Regierungsbildung bei der Knesset. Bis Donnerstagabend muss das Parlament einen Abgeordneten für die Regierungsbildung benennen. Dieser hätte dann zwei Wochen Zeit, eine Koalition zu schmieden.

Es wurde daher damit gerechnet, dass das Höchste Gericht seine wegweisende Entscheidung vor Ablauf der Frist am Donnerstag treffen wird.

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft Netanjahu Betrug und Untreue sowie Bestechlichkeit vor. Der Regierungschef hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der Prozess gegen den Likud-Vorsitzenden soll am 24. Mai beginnen.  dpa

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Sexuelle Gewalt der Hamas

»Als wäre dein Blut billig ...«

Zum ersten Mal spricht ein männliches Vergewaltigungsopfer des Nova-Festivals öffentlich darüber, was ihm angetan wurde

von Sabine Brandes  26.07.2024

Washington D.C./Palm Beach

USA dringen auf Geisel-Deal - mahnende Worte an Netanjahu

Israels Regierungschef will nach Biden und Harris heute auch Trump treffen

 26.07.2024

USA

So war das Treffen zwischen Joe Biden und Benjamin Netanjahu

Auch die Bewerber für die Biden-Nachfolge trifft der Gast aus Israel

von Magdalena Tröndle  25.07.2024

Kommentar

Eine Schande für die Vereinten Nationen

Berlin muss endlich die Abberufung der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese fordern

von Frank Müller-Rosentritt  26.07.2024 Aktualisiert

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Olympische Spiele

Israels Außenminister Katz warnt vor iranischem Anschlagsplan

Der Minister schrieb einen Brief an seinen französischen Amtskollegen

 25.07.2024

Gaza/Israel

Kämpfe vor Bergung von Leichen der Geiseln aus Tunnel in Chan Junis

Jetzt wird mehr zu den Umständen des Einsatzes bekannt

 25.07.2024

Meinung

Eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Hamas-Verstehern im Westen

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  25.07.2024 Aktualisiert