Armut

Hilfspaket aus Jerusalem

Lebensmittelspenden von Freiwilligen werden an bedürftige Familien verteilt. Foto: Flash 90

Kurz vor dem Pessachfest wird ein neues Programm zur Ernährungssicherheit in Israel umgesetzt. Damit soll für mehr als 400.000 Menschen sichergestellt sein, dass sie regelmäßig Essen auf dem Tisch haben und mit gesunden Speisen versorgt werden. Der Nationale Ernährungssicherheitsrat (NNSC) schätzt, dass etwa 110.000 Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, sich nicht ausreichend ernähren können und Hunger leiden. Das will Sozialminister Haim Katz vom Likud nun mit der Hilfe verschiedener Ministerien und Organisationen ändern.

Die Initiative mit dem Namen »Nationales Ernährungssicherheitsprogramm« war bereits im Jahr 2014 der Knesset vorgeschlagen worden, dann jedoch fast zwei Jahre lang wegen Haushaltsengpässen in Aktenschränken verstaubt. Der Sozialminister rückte sein Vorhaben jetzt wieder in den Fokus und machte deutlich: »Es kann nicht sein, dass die Grundlage für die Ernährungssicherheit von Budgeterwägungen abhängt.« Demzufolge sollen die Ministerien für Landwirtschaft, Finanzen, Gesundheit und Umwelt mit verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen des Landes zusammenarbeiten, um dem Hunger den Kampf anzusagen, wie Katz erläuterte.

Zugelassen zum Programm werden all jene Israelis, deren Einkommen nach dem Abzug von Miete und Nebenkosten nicht ausreicht, um die grundlegende Verpflegung einzukaufen. Ihr Einkommen wird mit 320 Schekeln pro Monat aufgestockt (umgerechnet etwa 75 Euro). Doch das Geld soll nicht die einzige Maßnahme des ambitionierten Programmes sein, dessen jährliche Kosten vom Sozialministerium auf 500 Millionen Schekel geschätzt werden. Denn das Motto lautet Synergie, meint Katz: »Wir haben die Möglichkeit, ein System zu erschaffen, bei dem wir mit minimalen Kosten einen maximalen Effekt erzielen, um Essen auf den Tisch einer jeden sozial schwachen Familie in Israel zu bringen – das ganze Jahr über.«

spenden Was der Minister mit Synergie meint, erklärt der Vorsitzende des NNSC, Dov Chernikovsky, der die Einführung des Programmes begrüßt. In Kooperation mit dem Lebensmittel-Sammelprogramm werde Verpflegung für Bedürftige zusammenkommen, die mehr als dreimal so viel Wert sei wie die Kosten des Programms, ist er sicher.

Dafür arbeite man mit der Landwirtschaftsvereinigung zusammen, die ihre Mitglieder aufruft, frische Produkte wie zum Beispiel Obst und Gemüse, die normalerweise entsorgt würden, für das Programm zu spenden. Auch habe man die größte Supermarktkette des Landes, Supersol, mit im Boot. Lebensmittel im Wert von Milliarden von Schekeln würden jedes Jahr vernichtet, sagte Chernikovsky, aber mit dem Programm an die Bedürftigen weitergegeben.

Zahlen von 2012, die von der Nationalen Versicherungsanstalt Bituach Leumi zusammengetragen wurden, gehen von 330.000 Familien aus, die sich nicht genügend Lebensmittel leisten können – dreimal so viel wie vom NNSC angegeben. Die Diskrepanz der Zahlen erklärt Chernikovsky so: »Die Bituach Leumi fragt, wie sich die Menschen fühlen. Doch es ist sehr subjektiv, die Bedürftigkeit anhand von Gefühlen festzustellen. Das kann schnell in den Himmel wachsen. Wir haben versucht, klare, messbare Kriterien anzuwenden, basierend auf dem Einkommen und den Ausgaben des Haushalts, und damit festzustellen, wer tatsächlich bedürftig ist.«

Begonnen wird mit Alleinerziehenden und Familien mit vielen Kindern, die oft am unteren Ende der Armutsskala stehen. Das sind nach Angaben des Ministeriums etwa 25.000 Familien.

würdevoll Die Unterstützung wird entweder in Form von Lebensmittelmarken oder gepackten Paketen an die Bedürftigen ausgegeben. Die Coupons haben den Vorteil, so der NNSC, »dass die Menschen aus einem größeren Angebot in den Supermärkten selbst auswählen können und diese Art der Essensversorgung in vielerlei Hinsicht würdevoller ist«. Allerdings hätten die Marken den Nachteil, dass sie leicht gegen Bargeld getauscht werden könnten und es mittlerweile einen Schwarzmarkt dafür gebe. Daher werde eher die Verteilung in Paketform in Betracht gezogen.

Die Versorgungslage mit Lebensmitteln habe sich in Israel in den letzten Jahren verschlechtert, so der Experte. Aus diesem Grund werden die Lebensmittelkörbe eine ausgewogene Liste von Speisen enthalten, die vor allem nahrhaft seien und »alle Zutaten enthalten, die für eine gesunde Entwicklung notwendig sind«. Übergewicht und Mangelernährung seien hohe Risikofaktoren für Krankheiten und einen frühen Tod. »Und genau das wollen wir vermeiden«, betont Chernikovsky.

Die Essenspakete sind gefüllt mit Käse, Hüttenkäse und Joghurt, Hühnchen- und Truthahnfleisch, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen, Dosenthunfisch, Vollkornprodukte wie Reis, Pasta oder Hirse, Eier, Milch und Soja-Desserts, Vollkornbrot sowie frischem Obst und Gemüse. Die Zusammenstellung werde der Größe der Familien, der Altersstruktur, doch auch den Essgewohnheiten verschiedener ethnischer Gruppen angepasst, erläutert der NNSC.

»Die Idee ist keineswegs, dass wir den Armen eine Minimalversorgung garantieren«, macht Chernikovsky klar. Ärmere Menschen sollten nicht wesentlich schlechter essen als alle anderen. Doch in der Realität ist das leider oft der Fall. »Aber mit diesem Programm können wir gesundes Essen für alle Menschen in Israel auf den Tisch bringen.«

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