Nach Erkenntnissen israelischer Sicherheitsbehörden hat die Hamas über Jahre hinweg systematisch Informationen aus den Online-Auftritten von IDF-Soldaten gesammelt. Wie israelische Medien berichten, wertete ein spezielles Nachrichtenteam der palästinensischen Terrororganisation Posts, Fotos und Videos von rund 100.000 Soldaten aus – mit dem Ziel, Armeeanlagen zu kartieren, Schwachstellen zu identifizieren und sogar den Umgang mit israelischen Kampfpanzern zu erlernen.
Im Mittelpunkt des Interesses stand demnach der Merkava Mark 4, das modernste Kettenfahrzeug der israelischen Armee. Aus Hunderten von Social-Media-Beiträgen sollen Hamas-Mitarbeiter Detailwissen über Technik, Abläufe und verwundbare Stellen des Panzers abgeleitet haben. Der Bericht zitiert Ermittler mit der Einschätzung, die Terrororganisation habe so sogar einen verborgenen Not-Abschaltmechanismus entdeckt, der den Panzer lahmlegt – und dieses Wissen bei den Angriffen am 7. Oktober 2023 genutzt.
Erst Anfang 2024 sei das ganze Ausmaß der Ausspähung deutlich geworden. Soldaten fanden den Angaben zufolge in einem Tunnelsystem unter Flüchtlingslagern im Zentrum des Gazastreifens eine Art unterirdische Geheimdienstzentrale, die die Armee später »Pentagon« nannte. Dort lagerten demnach Karten, detaillierte Lageberichte, virtuelle Trainingsmodelle und Nachbauten von Militärgerät – Ergebnisse einer jahrelangen Sammlung und Auswertung offen zugänglicher Daten.
Präzise Vorbereitung auf den Angriff
Die Auswertung stammte laut Bericht aus einer rund 2500 Mann starken Einheit, die über die Jahre Zehntausende gefälschte Social-Media-Profile eingerichtet habe. Ziel sei es gewesen, unauffällig Soldaten zu folgen, deren Beiträge zu analysieren und so schrittweise ein vollständiges Bild des IDF-Alltags zu gewinnen: Truppenbewegungen, Standorte von Iron-Dome-Batterien, Wachroutinen, Personalwechsel. Ein Offizier sagte gegenüber Army Radio: »Hamas kannte die Basis besser als ich – und ich habe dort viele Jahre gedient.«
Die Terrorgruppe habe außerdem interne WhatsApp-Gruppen infiltriert und Soldaten über Jahre hinweg begleitet – vom Eintritt in die Armee bis zu späteren Beförderungen. Die Daten flossen laut Bericht in täglich aktualisierte Lageübersichten. Aus diesen Erkenntnissen entwickelte die Hamas virtuelle Trainingssimulationen, mit denen sich Kämpfer der Nukhba-Eliteeinheit auf den Angriff am 7. Oktober vorbereiteten.
Bei der Attacke auf den Stützpunkt Nahal Oz setzten die Terroristen dieses Wissen gezielt ein. Laut »Tims of Israel« wusste die Hamas genau, wie viele Soldaten sich an welchem Tag auf der Basis aufhielten, wo sich Bunker und Kommunikationsanlagen befanden und über welche Wege man die Anlage am effektivsten erreichen konnte.
Die Folgen des Angriffs
Ein in Gaza gefundenes Dokument soll den kompletten Aufbau der Basis enthalten haben – von Schlafräumen über Generatoren bis zu Kamerasystemen.
Nahal Oz liegt nur wenige Hundert Meter von der Gaza-Grenze entfernt und diente sowohl als Kampfbasis als auch als Leitstelle für die Aufklärungs- und Beobachtungseinheit 414. Am Morgen des 7. Oktober überrannten rund 215 Hamas-Terroristen die Anlage. Insgesamt 53 Soldaten wurden getötet, darunter 16 Beobachterinnen. Zehn Soldaten wurden verschleppt.
Der Angriff auf Nahal Oz gilt als eines der schwersten Einzelereignisse des Massakers, bei dem 1200 Menschen ermordet und 251 weitere in den Gazastreifen entführt wurden. im