Bundestag

Halbwegs verlässlich

»Angela die Große«: Yedioth Ahronoth Foto: dpa

Der Wahlsieg von Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgt in Israel überwiegend für Erleichterung. So kann man jedenfalls die Kommentare und Analysen in der hiesigen Presse zur Bundestagswahl interpretieren. Der Tenor: Mit der 59-Jährigen hat Israel eine verlässliche Partnerin an seiner Seite – wenn auch mit Abstrichen.

Deutsche Israelpolitik durch die Brille der Israelis zu betrachten, macht deutlich, wie widersprüchlich sich Deutschland oft zu dem Partner im Nahen Osten verhält – und wie viel davon an der Person der Kanzlerin hängt. So greift der Sender Arutz Sheva etwa das Versprechen Merkels auf, die Sicherheit Israels gehöre zur »deutschen Staatsräson«. Solche Aussagen seien willkommen, meint der Kommentator, zweifelt jedoch an ihrer Verlässlichkeit. Denn die öffentliche Meinung in Deutschland sehe anders aus. Sollte in Deutschland das Bewusstsein für die moralische Verantwortung für den Holocaust verloren gehen, habe dies eine Signalwirkung auch für Europa, so die Befürchtung.

dritte amtszeit Die Jerusalem Post ist erfreut über die Wiederwahl der Kanzlerin, die sie im Gegensatz zu allen anderen Parteien im Bundestag auf der Seite Israels sieht. Merkel und die CDU seien die Einzigen, die den EU-Beschluss, kein Geld mehr für Projekte in den besetzten Gebieten zu geben, kritisierten. Eine dritte Amtszeit Merkels, so die Zeitung, stärke die Chancen auf eine bessere Zusammenarbeit in Sachen Iran. Außerdem könne Deutschland seiner Verantwortung gerecht werden, indem es in Europa eine weitere Dämonisierung Israels verhindere. Die Kanzlerin habe jedoch auch für Enttäuschung gesorgt, heißt es. So etwa, als Deutschland bei der UN nicht entschieden gegen eine Anerkennung Palästinas als Staat gestimmt habe.

Auch die Haaretz deutet indirekt an, dass zwischen den offiziellen Worten der deutschen Regierung und dem, was hinter verschlossenen Türen geäußert wird, eine Diskrepanz besteht. So sei Merkel empört über die fortgesetzte Siedlungspolitik Israels. Erschwerend komme hinzu, dass die Beziehung zwischen Premier Benjamin Netanjahu und ihr nicht die beste sei. Auf der anderen Seite liefere Deutschland U-Boote an Israel, gibt die Zeitung ein Beispiel für die Unterstützung des jüdischen Staates. Und Merkel habe als erste Bundeskanzlerin die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht. So bleibe trotz aller Kritik unterm Strich: Merkel ist gut für Israel.

Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind schwere Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden abgesagt

 30.04.2025

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025