Neuigkeiten von den Vorfahren. Forscher der Hebräischen Universität in Jerusalem (HU) haben jüngste Erkenntnisse über die Menschen, die zu biblischer Zeit in dieser Region lebten, anhand von DNA-Analysen zusammengetragen und im renommierten Fachmagazin »Cell« veröffentlicht.
KANAANITER Die sogenannten Kanaaniter lebten etwa von 3500 bis 1150 vor der Zeitrechnung in der südlichen Levante, die etwa dem heutigen Israel, Jordanien, Libanon und Teilen von Syrien entspricht. Schon in biblischen Texten werden sie mit diesem Namen bezeichnet. »Populationen während der Bronzezeit in der Region waren nicht statisch«, sagt Professor Liran Carmel, der antike DNA und die menschliche Evolution erforscht. »Stattdessen haben wir Beweise für die Bewegung von Völkern über lange Zeitabschnitte gefunden.« Obwohl die Kanaaniter in verschiedenen Stadtstaaten lebten, seien sie kulturell und genetisch verwandt gewesen.
Sowohl Juden als auch Araber könnten von den Kanaanitern abstammen.
Carmel untersuchte Genproben von 73 Menschen aus der Vorzeit, die an fünf verschiedenen Ausgrabungsstätten in der Region gefunden worden waren. Zu den neuen fügten die Wissenschaftler zuvor ausgewertete Proben von 20 weiteren Individuen hinzu. Das Fazit: »Die Kanaaniter zeigen trotz feiner Unterschiede, dass sie zu einer demografisch zusammenhängenden Gruppe gehörten.« Die Individuen der verschiedenen Herkunftsorte seien einander hochgradig genetisch ähnlich, so Carmel.
NEOLITHIKUM Die Daten zeigten, dass die Kanaaniter einer Mischung früherer neolithischer Bevölkerungen der Gegend und Menschen aus dem Iran oder dem Kaukasus entstammen. Auch die genetische Beziehung zu den modernen Bewohnern in diesem Teil des Nahen Ostens untersuchten die Forscher der HU. Es sei deutlich geworden, dass ein großer Teil der Bevölkerung der antiken Zeit »wahrscheinlich rund 50 Prozent der Vorfahren vieler arabisch sprechender und jüdischer Gruppen in der Region darstellt«.
Zu Ende erforscht ist das Thema damit aber noch lange nicht. »Wir hoffen, dass wir Proben aus der Eisenzeit aus verschiedenen Gegenden der südlichen Levante untersuchen können«, sagt Carmel. »Das wird vielleicht Licht auf die biblischen Königreiche wie Israel, Juda Ammon und Moab werfen.«