Nahost

Geheime Gespräche mit Iran über Waffenruhe an allen Fronten

Iranische Demonstranten verbrennen auf dem »Palästinaplatz« in Teheran eine israelische Flagge. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die USA und mehrere arabische Staaten sind an geheimen Gesprächen mit dem Regime in Teheran beteiligt. Wie aus israelischen Medienberichten hervorgeht, geht es dabei um eine Waffenruhe, die alle Fronten auf einmal betreffen soll.

Der Iran und dessen Stellvertreter, nämlich die Terrororganisationen Hamas, Hisbollah und Huthi sowie weitere Terrorgruppen im Iran und in Syrien, greifen Israel seit einem Jahr ununterbrochen an. Auch vor dem 7. Oktober 2023 wurde Israel immer wieder von den Partnern des Iran attackiert und in Kriege hineingezogen.

Der Fernsehsender Kanal 12 berichtete, Israel sei über die geheimen Gespräche informiert worden, habe sich aber noch nicht offiziell dazu geäußert. Unklar ist, wie sich ein umfassendes Waffenstillstandabkommen auf Gaza auswirken würde, da die Lage dort komplizierter erscheint, als an anderen Fronten.

Neue Töne

Gestern hatte die Hisbollah offenbar von ihrer zuvor kommunizierten Strategie Abstand genommen, wonach ein Ende ihrer Angriffe nur erfolgen werde, wenn es einen Waffenstillstand in Gaza geben. Der Vizechef der Terrororganisation, Naim Qassem, hatte am Dienstag erklärt, er unterstütze eine Initiative des Beiruter Parlamentsvorsitzenden Nabih Berri, die eine Waffenruhe möglich machen soll.

Seit dem 8. Oktober 2023 attackiert die Hisbollah täglich den Norden Israels. Zehntausende Bewohner der betroffenen Region mussten evakuiert werden. Die israelischen Streitkräfte (IDF) gehen nun entschlossen gegen den Terror im Norden vor. Nach der Tötung mehrerer Hisbollah-Führer, inklusive des bisherigen Chefs Nasrallah, scheinen die Terroristen neue Töne anzuschlagen.

Lesen Sie auch

Nach Angaben der IDF schoss die Hisbollah zuletzt rund 180 Raketen vom Libanon auf Israel ab. In Haifa wurde eine Frau verletzt. Es entstand zudem Sachschaden an Wohngebäuden, da nicht alle Raketen abgefangen werden konnten.

Verborgene Angriffe

Nach knapp zweimonatiger Funkstille will US-Präsident Joe Biden einem Bericht zufolge heute voraussichtlich mit Benjamin Netanjahu telefonieren. Das berichtete das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf drei US-Beamte.

Der israelische Ministerpräsident habe sich am Dienstagabend mit Ministern und den Leitern des israelischen Militärs und Geheimdienstes getroffen, um eine Entscheidung über den Umfang und den Zeitpunkt der israelischen Angriffe zu treffen, hieß es unter Berufung auf zwei israelische Beamte. Demnach sollen Israels Vergeltungsmaßnahmen «voraussichtlich erheblich sein» und eine Kombination aus Luftangriffen auf militärische Ziele im Iran und verborgenen Angriffen sein.

Zuvor hatte die israelische Regierung einen Besuch von Verteidigungsminister Joav Gallant in den USA noch kurzfristig abgesagt. «Wir wurden darüber informiert, dass Minister Gallant seine Reise nach Washington verschiebt», sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.

Angespannte Beziehungen

Laut Axios wollte Netanjahu die Reise seines Verteidigungsministers nicht genehmigen, solange das Sicherheitskabinett nicht über eine Reaktion auf den iranischen Raketenangriff entschieden und der Regierungschef nicht mit Biden gesprochen habe. Aufgrund der US-Kritik an der israelischen Kriegsführung waren die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zuletzt angespannt. ja (mit dpa)

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025

Jerusalem

Netanjahu kündigt Treffen mit Trump an, warnt Hamas und kritisiert Katar

Vor seinem Besuch im Weißen Haus will der Ministerpräsident vor den Vereinten Nationen sprechen

 17.09.2025

Nahost

Israelische Armee weitet Offensive aus

Laut Armeesprecher Effie Defrin hat eine Befreiung der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln höchste Priorität: »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen.«

 17.09.2025