Sicherheit

»Freunde spionieren«

Dan Schueftan Foto: Edgar Layher

Herr Schueftan, »Der Spiegel« berichtete, dass der Bundesnachrichtendienst das Büro des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu ausspioniert hat. Können Sie sich das vorstellen?
Freunde spionieren Freunde aus. Es wäre für jede Regierung unverantwortlich, über Dinge, die für sie wichtig sind, nicht Bescheid zu wissen. Es geht nicht um spezielle Spionageaufträge, davon habe ich keine Kenntnis und könnte dazu auch keine Auskunft geben. Ich spreche über die prinzipielle Annahme, dass es die Aufgabe einer Regierung ist, so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Für die USA und die Bundesrepublik sind die Vorgänge im Nahen Osten wichtig. Insofern denke ich, dass sich diese Länder entsprechende Informationen beschaffen. Ich gehe nicht davon aus, dass der deutsche Nachrichtendienst zum Beispiel die Regierung der Marshall-Inseln oder Liechtensteins ausspioniert, denn dort wird er keine relevanten Fakten erhalten. Aber ich kann mir wiederum auch nicht vorstellen, dass Deutschland oder die USA Israel nicht ausspionieren. Was wäre die Alternative: dass man nur Zeitungen oder offizielle Regierungsverlautbarungen liest?

Als bekannt wurde, dass der US-Geheimdienst womöglich das Handy der Kanzlerin abgehört hat, sagte Angela Merkel: »Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht.« War die Empörung gespielt?
Das weiß ich nicht. Wäre ich der Berater von Angela Merkel gewesen, hätte ich ihr nicht geraten, sich so zu äußern.

Sie waren hingegen Berater der israelischen Premierminister Rabin und Scharon. Welchen Rat hätten Sie ihnen gegeben?
Hätten sie mich gefragt, hätte ich ihnen nahegelegt, sich gar nicht zu äußern. Manchmal ist Schweigen die beste Antwort.

Hat die Spiegel-Veröffentlichung Einfluss auf die deutsch-israelischen Beziehungen?
Diese Gerüchte werden in keiner Weise die guten Beziehungen beeinflussen. Auch wenn Israel über diesen Vorgang vielleicht nicht besonders erfreut ist, glaube ich, dass Deutschland auch nicht immer glücklich darüber ist, was Israel tut.

Meinen Sie damit, dass Israel auch die Bundesrepublik ausspioniert?
Das weiß ich nicht. Aber wir stellen uns unter Spionage immer noch das vor, was man aus Hollywood-Filmen kennt: Schlapphüte, Trenchcoats, Einbrüche. Heutzutage geschieht Informationssammlung zumeist elektronisch, in gewissem Sinne passiv. Das ist die Aufgabe der Nachrichtendienste, sie müssen ihre Regierungen mit relevanten Informationen versorgen. Ein Beispiel: Für die US-Regierung war es vor einigen Jahren von besonderer Relevanz, zu erfahren, ob Israel einen Angriff auf das iranische Atomprogramm plant. Ich nehme an, dass Israel die USA auch wissen lassen wollte, dass man es wirklich ernst meint. Insofern ist das eine Art Informationsaustauch – und nichts Außergewöhnliches zwischen demokratischen Staaten.

Mit dem Direktor des Forschungszentrums für Nationale Sicherheit in Haifa/Israel sprach Detlef David Kauschke.

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Jerusalem

Netanjahu kündigt Treffen mit Trump an, warnt Hamas und kritisiert Katar

Vor seinem Besuch im Weißen Haus will der Ministerpräsident vor den Vereinten Nationen sprechen

 17.09.2025

Nahost

Israelische Armee weitet Offensive aus

Laut Armeesprecher Effie Defrin hat eine Befreiung der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln höchste Priorität: »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen.«

 17.09.2025

Luftfahrt

Schlägerei während Flugs von Tel Aviv nach Bukarest

Israelische Passagiere prügeln sich. Anschließend gibt es Bußgelder. Medien berichten über mutmaßlich religiöse Motive

 16.09.2025 Aktualisiert

Nahost

Israel greift Huthi-Anlagen im Jemen an

Die Huthi-Miliz im Jemen feuert immer wieder Raketen in Richtung Israel. Der jüdische Staat reagiert mit eigenen Schlägen - auch jetzt wieder

 16.09.2025