Gaza-Konflikt

»Es ist noch nicht vorbei«

Benjamin Netanjahu bei der Pressekonferenz am Mittwochabend Foto: Flash90

Auch am Mittwoch feurte die Hamas wieder ganze Salven von Raketen in Richtung israelisches Kernland. 168 Geschosse sollen seit dem Ende der Feuerpause geflogen sein, gaben Sicherheitskräfte an. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu betonte am Mittwochabend im Verteidigungsministerium zum Stand des Krieges: »Protective Edge ist noch nicht vorbei«.

Die Hamas habe in den vergangenen Wochen schwere Schläge hinnehmen müssen, sagte er und erläuterte: »Wir haben ihre Operationsbasen in der Westbank zerstört. Außerdem verhinderte Iron Dome, dass Tausende von Geschossen unsere Ortschaften treffen, viele Tausend weitere Raketen haben wir vernichtet.«

Horizont
Und obwohl die Kämpfe nach dem Kollaps der Waffenstillstandsgespräche am vergangenen Dienstag in Kairo wieder aufgeflammt sind, versprach Netanjahu »einen neuen diplomatischen Diskurs« in der Region. Auch wie er sich den vorstellt, ließ er durchblicken: »Ich hoffe, dass (Palästinenserpräsident Mahmoud) Abbas eine bedeutende Rolle im neuen diplomatischen Diskurs einnehmen wird. Ich erwarte, dass wir Gespräche mit der palästinensischen Regierung beginnen, die den Weg des Terrors verlassen.«

Nach den Beziehungen zu den USA befragt, betonte er, dass sie nicht beschädigt seien und berief sich darauf, dass Washington Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstütze und mehr Geld für weitere Iron Dome Batterien zur Verfügung gestellt habe.

Doch nicht alle sehen in den Worten Netanjahus eine Verheißung. Am Donnerstagmorgen kritisierte Oppositionsführer Isaac Herzog den Regierungchef wegen seines Mangels, auf die Sorgen der Bevölkerung einzugehen. »Wir sehen einen Premierminister, der sich mehr darum kümmert, die wackeligen Beziehungen zu seinen Kabinettsmitgliedern zu kitten, als der israelischen Bevölkerung Lösungen anzubieten. In seiner Rede gab es keinen neuen Horizont, keine Hoffnung, und nichts Neues.«

Reservisten Die IDF gab an, dass seit Dienstag fast ohne Unterlass Raketen und Mörsergranaten auf den Süden des Landes, Jerusalem und das Zentrum aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden. 2000 Reservisten, die bereits ihre Entlassungspapieren in Händen hielten, sind nun aufgefordert worden, weiter Militärdienst zu leisten. Palästinensischen Quellen zufolge sind bei Vergeltungsangriffen der israelischen Luftwaffe 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.

Ein Hamas-Vertreter hatte sich auf einer Konferenz in der Türkei damit gerühmt, dass seine Gruppe für die Entführung und Tötung der drei israelischen Teenager verantwortlich sei. Eyal Yifrach, Naftali Frenkel und Gilad Shaar waren im Juni im Westjordanland verschleppt und kurz darauf ermordet worden.

Am Mittwoch hatte Israel versucht, den Chef des militärischen Flügels der Hamas, Mohammed Deif, zu töten. Drei Menschen starben in dem Haus, auf das die Bomben abgeworfen wurden, darunter angeblich Deifs Frau und sein Sohn. Ob eine dritte Person der lange gesuchte Terrorist selbst gewesen ist, darüber streiten sich die Parteien: Hamas sagt, »Israel hat versagt«, israelischen Medienberichten zufolge aber soll er unter den Opfern sein.

Als Vergeltung will die Gaza-Terrorgruppe nun nach eigenen Angaben den Ben Gurion Flughafen beschießen. Vor rund einem Monat hatten führende Luftfahrtgesellschaften aus aller Welt ihre Flüge tagelang von und nach Israel abgesagt. In einer Fernsehansprache warnte nun ein maskierter Hamas-Mann die Fluglinien direkt, Israel ab sechs Uhr Donnerstagmorgen nicht mehr anzufliegen. Doch sowohl EL AL wie auch internationale Gesellschaften betonten bereits, keiner Drohung von Terroristen nachgeben zu wollen.

Sport

Olympisches Komitee bestraft Indonesien für Ausschluss Israels

Die Indonesier hatten wegen des Krieges gegen die Hamas ein Einreiseverbot für israelische Sportler verhängt

 22.10.2025

Gutachten

IGH: Israel muss UN-Hilfe in den Gazastreifen lassen

Der Internationale Gerichtshof kommt zu dem Schluss, dass die israelischen Behörden auch mit der UNRWA zusammenarbeiten müssen. Die israelische Regierung wirft dem Gericht vor, das Völkerrecht zu politisieren

 22.10.2025

Israel/Gaza

Israel veröffentlicht Video von Misshandlung durch die Hamas

Das Jerusalemer Außenministerium zeigt die Brutalität der Terroristen und empört sich über das Schweigen westlicher »Aktivisten«

 22.10.2025

Jerusalem

Vance in Israel: Haben die Chance, Historisches zu erreichen

Der US-Vizepräsident sieht noch viel Arbeit bei der Umsetzung des von den USA vorangetriebenen Friedensplans. Er zeigte sich bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Netanjahu aber optimistisch

 22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025

Jerusalem

Vance trifft Netanjahu und Herzog

Bei den Gesprächen geht es um die Umsetzung der Waffenruhevereinbarung mit den Terroristen der Hamas

 22.10.2025

Tel Aviv

Tamir Adar und Arye Zalmanovich sind Zuhause

Die Hamas hat die Leichname der beiden Geiseln am Dienstagabend übergeben

 22.10.2025

Israel

USA setzen keine Frist für Entwaffnung der Hamas

Bei einem Besuch betonte US-Vizepräsident JD Vance, dass die USA weiterhin darauf beharren, dass die Terrororganisation ihre Waffen niederlegt. Die Hamas lehnt das ab

 21.10.2025

Waffenruhe

Hamas übergibt zwei weitere Leichname mutmaßlicher Geiseln

Die Hamas muss im Rahmen eines Abkommens insgesamt 28 tote Entführte übergeben. Nun sind noch mindestens 13 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen

 21.10.2025