Nahost

IDF in höchster Alarmbereitschaft

Ein F-15-Kampfjet der israelischen Luftwaffe Foto: copyright (c) Flash90 2024

Nach Einschätzung Israels und der USA könnte der schon seit Tagen befürchtete Angriff des Iran und seiner Verbündeten auf Israel nun kurz bevorstehen. Die USA teilten die Einschätzung der israelischen Stellen, dass es »in dieser Woche« dazu kommen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby in Washington D.C..

Aufgrund dieser Situation wurden die israelischen Streitkräfte (IDF) in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Sprecher Daniel Hagari sagte, dies habe mit potentiellen Angriffen aus dem Iran oder dem Libanon zu tun.

Die diplomatischen Bemühungen, den Iran und seine Verbündeten von einem Angriff abzubringen, laufen auf Hochtouren. Eine für Donnerstag geplante neue Verhandlungsrunde über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas könnte entscheidend sein für eine Entschärfung der explosiven Lage im gesamten Nahen Osten.

Ernsthafte Folgen

Deutschland, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien riefen den Iran auf, die andauernden Drohungen gegen Israel zu unterlassen. Das teilten die Staats- und Regierungschefs der fünf Länder nach einem gemeinsamen Gespräch über die Lage in Nahost mit. Ein Angriff würde demnach ernsthafte Folgen für die Sicherheitslage in der Region haben.

Die Länder stellten sich hinter die laufenden Bemühungen um eine Deeskalation, das Erreichen einer Waffenruhe zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas sowie eine Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Es gelte nun, keine Zeit zu verlieren.

Einfluss in Teheran

Die USA bat unterdessen die türkische Regierung, ihren Einfluss in Teheran geltend zu machen, um eine Deeskalation zu erreichen. Der amerikanische Botschafter in Ankara, Jeff Flake, bestätigte dies laut israelischen und amerikanischen Medien.

»Wir bitten alle unsere Verbündeten, die Beziehungen zum Iran unterhalten, auf eine Deeskalation hinzuwirken, und dazu gehört auch die Türkei«, sagte Flake bei einem Gespräch mit Journalisten in Istanbul.

Sowohl die Vermittler USA, Katar und Ägypten als auch Israel haben erklärt, dass ihre Vertreter zu den Verhandlungen am Donnerstag in Doha oder Kairo geplanten Gesprächen über eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln aus Gaza erscheinen werden. Ob ein Team der Hamas daran teilnehmen wird, ist dagegen noch ungewiss.

Aggressoren wollen Umsetzungsplan

US-Außenminister Antony Blinken sprach mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan darüber, wie wichtig es sei, dass auch die Terrororganisation am Donnerstag zu den Gesprächen zurückkehrt, um den Rahmen für eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen abzuschließen und die Freilassung aller Geiseln sicherzustellen, teilte ein Sprecher des US-Außenministeriums mit.

Lesen Sie auch

Die Vermittler hatten Israel und die Hamas in einer gemeinsamen Erklärung aufgefordert, die Gespräche am 15. August wieder aufzunehmen, »um alle verbleibenden Lücken zu schließen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen«. Blinken habe sich bei der Türkei für die Unterstützung der Erklärung bedankt, so der Sprecher.

Die Aggressoren der Hamas, die auch diesen Krieg begannen, hatten die Vermittler am Sonntag allerdings aufgefordert, einen Plan zur Umsetzung des bereits existierenden Vorschlags für ein Abkommen über eine Waffenruhe auszuarbeiten, »anstatt zu weiteren Verhandlungsrunden zu gehen« oder weitere Entwürfe zu unterbreiten.

Unterstützung der USA

Eine mögliche Interpretation dieser Mitteilung sei, dass Hamas-Chef Yahya Sinwar den Angriff des Iran und der Hisbollah gegen Israel abwarten wolle in der Hoffnung, danach bessere Bedingungen für einen Deal zu haben, sagte der israelische Journalist Barak Ravid in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. Sinwar wird irgendwo im weit verzweigten Tunnelnetzwerk der Hamas unter dem abgeriegelten Gazastreifen vermutet.

Auch mehr als eine Woche nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie des Hamas-Anführers Haniyeh in der iranischen Hauptstadt Teheran ist jedoch weiter unklar, ob und wann der Iran und die mit ihm verbündete Hisbollah die angedrohten harten Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden.

Israel kann mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen, wenn es darum geht, Raketen, Marschflugkörper und Drohnen abzufangen. So war es bereits Mitte April beim ersten direkten Angriff Irans auf Israel. Die meisten der mehr als 300 Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen.

»Erhebliche« Angriffe

Wie das US-Nachrichtenportal »Axios« unter Berufung auf israelische und US-Beamte berichtete, hat der Iran nun ähnliche Vorbereitungen für seine Raketen- und Drohneneinheiten getroffen wie vor dem Angriff auf Israel im April.

»Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wie ein Angriff des Irans und seiner Stellvertreter aussehen könnte«, sagte Kirby. »Aber wir müssen auf eine mögliche Reihe von Angriffen vorbereitet sein, die erheblich sein könnten.«

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte bereits die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots »USS Georgia« befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger »USS Abraham Lincoln« und seine Begleitschiffe ihre Fahrt in die Region beschleunigen, wie das Pentagon am Montag mitteilte. Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 ergänze den bereits vor Ort stationierten Flugzeugträger »USS Theodore Roosevelt«.

Vorbereitung und Wachsamkeit

Generalstabschef Herzi Halevi betonte nach einem Treffen mit ranghohen Militärs, die Armee bereite sich auf Offensiv- und Defensivmaßnahmen vor. »Wir befinden uns in den Tagen der Wachsamkeit und der Bereitschaft, die Bedrohungen aus Teheran und Beirut können sich materialisieren, und es ist wichtig, allen zu erklären, dass Bereitschaft, Vorbereitung und Wachsamkeit keine Synonyme für Angst und Panik sind«, sagte Verteidigungsminister Joav Galant gegenüber Medien.

Derweil gab ein Sprecher der Hamas-Terroristen an, dass zwei ihrer Mitglieder eine israelische Geisel getötet hätten. Zwei weitere Geiseln seien verletzt worden, teilte Abu Obaida mit, der den Al-Kassam-Brigaden zugerechnet wird. Die Taten seien »eine Reaktion auf die israelischen Verbrechen gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen«. Das israelische Militär teilte dazu mit, es könne die Angaben derzeit weder bestätigen noch widerlegen. Die Mitteilung Obaidas werde geprüft. dpa/ja

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025