Protective Edge

Ende der Feuerpause

US-Präsident Barack Obama mit Israels Premier Benjamin Netanjahu im März 2013 in Tel Aviv Foto: Flash 90

Nachdem am Montag vier israelische Soldaten durch einen Mörserangriff der Hamas getötet wurden, hat Israel in der Nacht zum Dienstag seine Angriffe auf den Gazastreifen wieder verstärkt, um die Infrastruktur der palästinensischen Terrororganisation auszuschalten. Unter anderem beschoss die israelische Luftwaffe am frühen Morgen die Villa des Hamas-Führers Ismail Hanije, der sich aber zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause befand. Auch ein Kraftwerk wurde getroffen. Die IDF hatte palästinensische Zivilisten im Vorfeld vor den Bombardierungen gewarnt.

Das Ziel der Militäraktion ist es, das unterirdische Tunnelnetz der Hamas vollständig zu zerstören, durch das die Terroristen tief ins israelisch Kernland eindringen wollten, um dort Zivilisten zu ermorden.

Zum ersten Mal seit Freitag gab es heute Morgen wieder Raketenalarm in Israel. Die Hamas schoss acht Raketen aus Gaza ab, von denen zwei südlich von Tel Aviv einschlugen.

Zuckerfest Am Montag hatte US-Präsident Barack Obama eine sofortige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas gefordert. Zunächst schien es so, als würden die Waffen auf beiden Seiten zum muslimischen Fest Eid-Al Fitr zumindest größtenteils schweigen.

Am Montagmorgen wurde eine Rakete aus Gaza auf die israelische Hafenstadt Aschkelon abgeschossen, sie richtete jedoch keinen Schaden an. Die israelische Armee nahm danach die Abschussrampe mit Artilleriefeuer unter Beschuss. Am frühen Nachmittag kehrten auch Kassamgeschosse in die südlichen Moschawim und Kibbuzim am Rande des Gazastreifens zurück. Die Sirenen schrillten in verschiedenen Orten.

Tunnel Ein Armeeangehöriger hatte am Montagmorgen im Militärradio erklärt, dass die Ruhe der Gefechte eine Art »Atempause mit offenem Ende« darstelle. Die Armee zerstört jedoch weiterhin die Tunnel der Hamas. Ein Sprecher der Terrororganisation sagte, die Bevölkerung sei gewarnt, dass es kein offizielles Übereinkommen für einen humanitären Waffenstillstand gäbe.

Die Armee gibt an, dass seit Beginn der Operation 2538 Raketen auf Israel abgefeuert wurden. 43 israelische Soldaten wurden getötet und nach Angaben von Hilfsorganisationen mehr als 1060 Bewohner in Gaza, darunter mehrere Hundert Hamaskämpfer.

Am Montagabend hatte Barack Obama Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu angerufen, um ihm seine Forderung persönlich vorzubringen: »Eine sofortige humanitäre Waffenruhe ohne Konditionen, um die Feinseligkeiten zu beenden, die in ein permanentes Ende der Kämpfe übergehen, wie im Waffenstillstandsabkommen vom November 2012 vereinbart«.

Entwaffnung Der Präsident verurteilte im selben Gespräch die Angriffe der Hamas und unterstrich Israels Recht auf Selbstverteidigung. »Jede dauerhafte Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes muss die Entwaffnung der Terrorgruppen und eine Demilitarisierung des Gazastreifens beinhalten«, zitierten israelische Zeitungen Obama.

Die Bevölkerung sieht ein Ende der Kämpfe indes kritisch. »Es sei noch zu früh«, meinen viele, »die Hamas ist noch nicht ganz geschlagen, und wenn wir uns jetzt zurückziehen, haben wir dieselbe Situation in ein paar Monaten wieder. Raketenbeschuss ohne Pause.« In verschiedenen Umfragen erklären mehr als 80 Prozent der Israelis, dass sie den Krieg in diesem Moment noch nicht enden sehen wollen.

Auch Politiker aller Lager sehen eine sofortige Feuerpause als problematisch an. »Obama denkt nicht weit genug, es ist zu früh dafür«, sagte etwa der Knessetabgeordnete der Arbeitspartei, Nachman Schai.

Der ehemalige Botschafter in den USA, Michael Oren, wird indes in der Zeitung Yedioth Ahronoth mit den Worten zitiert, dass Israel die Aufforderung der USA nicht ignorieren könne, jedoch auch nicht sofort darauf reagieren müsse. »Es könnte durchaus sein, dass wir noch nicht am Ende sind. Aber am Anfang vom Ende.«

Vermisst

Sanitäter aus Passion

Lior Rudaeff liebte es, anderen zu helfen

von Sabine Brandes  13.07.2025

Porträt

Verehrt und verachtet

Kein anderer Premier hat Israel so stark polarisiert – und so lange regiert wie Benjamin Netanjahu. Eine Annäherung

von Sabine Brandes  13.07.2025

Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Es gibt reichlich Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Nun reagiert der Jüdische Weltkongress - und hat Fragen an die Kirchen

 11.07.2025

"Newsmax"-Interview

Netanjahu zu Hamas: Werden diese »Monster« besiegen

Die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen dauern an. Israels Ministerpräsident Netanjahu hofft, dass es dazu bald kommt. Vorerst aber geht der Kampf gegen den palästinensischen Terror weiter

 11.07.2025

Tel Aviv/Ramallah

Israeli stirbt bei Anschlag im Westjordanland

Seit Beginn des Krieges ist die Lage auch im Westjordanland extrem angespannt. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen und auch tödlichen Anschlägen auf Israelis

 11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Westjordanland

Israeli stirbt bei Terroranschlag

Der 22-jährige Sicherheitsmann wurde in der Nähe des Einkaufszentrums von Gusch Etzion von zwei Männern angegriffen

 10.07.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin lobt »konstruktiven Dialog« mit Israel

Die Außenbeauftragte Kaja Kallas hat in einer Erklärung Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen angekündigt

 10.07.2025