Diplomatie

»Ein großer Tag«

Botschafter David Friedman und Premier Benjamin Netanjahu (r.) Foto: Flash 90

Die amerikanische Botschaft in Jerusalem ist am Montagabend in einem Festakt mit 800 Gästen offiziell eröffnet worden. US-Präsident Donald Trump reiste zu der Feierlichkeit nicht persönlich an, sandte jedoch eine Grußbotschaft per Twitter: »Großer Tag für Israel. Glückwunsch!« Premierminister Benjamin Netanjahu antwortete dem amerikanischen Präsidenten, ebenfalls auf Twitter, mit dem Dankgebet »Schehechianu«. Bei seiner Ansprache erhielt der Regierungschef lang anhaltenden Applaus. »Was für ein Unterschied«, sinnierte er. »Wir sind in Jerusalem und werden hier bleiben.«

Netanjahu dankte Trump für dessen Mut, sein Versprechen, die amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, einzuhalten. »Jerusalem war es schon immer und wird es immer sein: die Hauptstadt des jüdischen Volkes, die Hauptstadt des jüdischen Staates.« Und an Trump gerichtet, fuhr er fort: »Wir haben keine besseren Freunde. Präsident Trump, Sie haben Geschichte geschrieben. Dies ist ein großer Tag für Israel, dies ist ein großer Tag für Amerika. Doch ich bin mir sicher, dies ist auch ein großer Tag für den Frieden.«

Verpflichtung In einer Videobotschaft, die bei der Eröffnung gezeigt wurde, sagte Donald Trump außerdem: »Israel ist eine souveräne Nation mit dem Recht, seine Hauptstadt selbst zu bestimmen.« Der amerikanische Botschafter in Israel, David Friedman, ergänzte: »Vor 70 Jahren hat David Ben Gurion die Unabhängigkeit erklärt. 70 Jahre später gehen die Vereinigten Staaten endlich den nächsten Schritt.« US-Präsident Trump hatte im vergangenen Dezember den Botschaftsumzug beschlossen, Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkannt und damit ein Wahlkampfversprechen wahr gemacht.

Bislang zieht allerdings lediglich das Büro des Botschafters nach Jerusalem um, die hauptsächliche Arbeit indes wird nach wie vor in Tel Aviv erledigt. An der Eröffnungsfeier nahmen unter anderem der stellvertretende US-Außenminister John Sullivan, Finanzminister Steven Mnuchin, zwölf Mitglieder des Kongresses, Ivanka Trump, die Tochter des Präsidenten, sowie ihr Ehemann Jared Kushner teil.

Interessen Trumps Schwiegersohn Kushner, der sich nur äußerst selten öffentlich äußert, obwohl er offizieller Präsidentenberater für die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern ist, sprach bei der Eröffnung der Vertretung: »Im Dezember haben Trump und die USA sich entschieden, die Wahrheit anzuerkennen – dass Jerusalem die Hauptstadt von Israel ist.« Andere Präsidenten hätten sich von der Verpflichtung zurückgezogen. »Aber wenn Präsident Trump ein Versprechen gibt, hält er es«, betonte Kushner.

Vor der offiziellen Eröffnung war am Sonntagabend vom israelischen Außenministerium eine Gala zu Ehren des Umzuges veranstaltet worden. Botschafter David Friedman meinte, dass »Geben und Nehmen nicht der Grund für den Umzug sind, sondern vielmehr amerikanische Interessen«. Die Botschaftsverlegung war von den Palästinensern, vielen arabischen Staaten, doch auch von europäischen Regierungschefs scharf kritisiert worden.

Viele internationale Vertretungen in Israel hatten daraufhin erklärt, nicht an der Eröffnung teilnehmen zu wollen. Auch die deutsche Vertretung blieb den Feierlichkeiten fern. Bereits die Verkündung der Anerkennung Jerusalems durch Trump hatte zu gewalttätigen palästinensischen Ausschreitungen geführt. Diese eskalieren derzeit im Rahmen des sogenannten »Nakba-Tages«, mit dem die Palästinenser an ihre Niederlage im Unabhängigkeitskrieg erinnern.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Chanukka

Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Hersh Goldberg-Polin, Ori Danino, Alexander Lobanov und Almog Sarusi begangen sie im Terrortunnel das Lichterfest. Einige Monate später werden sie von palästinensischen Terrroristen ermordet

 12.12.2025

London

Nach 26 Monaten: Amnesty wirft der Hamas Verstöße gegen das Völkerrecht vor

Die Organisation brauchte viel Zeit, um bekannte Tatsachen zu dokumentieren. Bisher hatte sich AI darauf konzentriert, Vorwürfe gegen Israel zu erheben

von Imanuel Marcus  12.12.2025

Nahost

USA verlangen von Israel Räumung der Trümmer in Gaza

Jerusalem wird bereits gedrängt, im Süden der Küstenenklave konkrete Maßnahmen einzuleiten

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert