Blass sieht er aus - doch er lebt! Edan Alexander ist nach unendlichen 584 Tagen in Freiheit. Es herrscht riesengroße Freude in Israel, dass der erste männliche Soldat aus der Geiselhaft der Hamas entlassen wurde. Der 21-jähige amerikanisch-israelische Doppelstaatsbürger kam am Montagabend nach direkten Verhandlungen zwischen dem Weißen Haus und der Hamas frei.
Den ganzen Tag lang hatte das Land den Atem angehalten, bis um 18.25 Uhr endlich die erlösende Nachricht kam: »Edan ist keine Geisel der Hamas mehr«. Er sei an das Rote Kreuz übergeben worden, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender Kan. Bei der Familie und auf dem Platz der Geiseln brach bei dieser Nachricht riesengroßer Jubel aus, vielen liefen Freudentränen über die Wangen.
Anders als bei anderen Geiselfreilassungen, die indirekt zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt worden waren, gab es an diesem Tag keine öffentliche Zeremonie der Hamas. Die radikal-islamistische Organisation hatte viele der verschleppten Israelis kurz vor ihrer Freilassung auf Bühnen im Gazastreifen vorgeführt und in sadistischen Paraden dazu gezwungen, in die Menschenmenge zu lächeln, zu winken und sich bei der Terrororganisation zu bedanken. Bei Edan indes gab es keinerlei öffentliche Zurschaustellung. Ob auf Trumps Drängen hin oder um den US-Präsidenten nicht zu verärgern, ist nicht bekannt.
Nach 19 Monaten endlich wieder in den Armen der Familie
In dem ersten Foto, das von Edan veröffentlicht wurde, steht er allein ohne Unterstützung neben drei Hamas-Kämpfern und der Vertreterin des Roten Kreuzes. Auf den ersten Blick sieht er körperlich unversehrt aus. Er trägt auch keine Pseudo-Uniform, die die Hamas den Geiseln bei früheren Freilassungen aufgezwungen hatte.
Kurz nachdem der junge Mann vom Roten Kreuz über die Grenze zu Israel gefahren wurde, konnte seine Mutter Yael Alexander ihren Sohn nach mehr als 19 Monaten endlich wieder in die Arme schließen. Sie war erst wenige Stunden zuvor auf dem Ben-Gurion-Flughafen gelandet, um rechtzeitig zur Freilassung in Israel zu sein. Zuvor hatte sie persönliche Dinge ihres Sohnes in ein Zimmer in der Armeebasis gebracht, darunter Kleidung, Hygieneartikel und ein Gebetbuch.
Es habe keinerlei Zutun vonseiten Israels Seiten gegeben, berichteten israelische Medien übereinstimmend. Eine israelische Quelle bestätigte in der regierungsnahen Gratis-Tageszeitung Israel Hayom, dass Alexanders Freilassung über den zwischen der Hamas und dem US-Sondergesandten für Geiselnahmen, Adam Boehler, genutzten Kanal ausgehandelt wurde. Es sei der erste Fall direkter Verhandlungen mit der Hamas, anstatt über Mittelsmänner zu arbeiten. Israel nutzt diesen Kanal nach offiziellen Angaben nicht.
Am Mittag hieß es in israelischen Medien, dass die IDF die Kämpfe gegen die Hamas in Gaza vorübergehend eingestellt hätte. Es handele sich aber nicht um einen Waffenstillstand. Etwa zur selben Zeit erklärte ein Hamas-Vertreter in einem saudi-arabischen Sender, dass man Alexander dem Roten Kreuz übergeben werde, allerdings nur, wenn Israel sicheres Geleit garantiere. Etwa zur selben Zeit erklärte ein Hamas-Vertreter in einem saudi-arabischen Sender, dass man Alexander dem Roten Kreuz übergeben werde, allerdings nur, wenn Israel sicheres Geleit garantiere.
Großmutter von Edan: »Edani, ich habe dir alles gekocht, was du liebst.«
Edan war 2022 als »Lone Soldier« (Soldat ohne Eltern im Land) aus den USA nach Israel gekommen. Am 7. Oktober wurde er während des Massakers der Hamas in südlichen israelischen Gemeinden durch Terroristen von seinem Wachposten nach Gaza entführt. Lange hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben.
Der junge Mann wurde in Tel Aviv geboren und wuchs in Tenafly, New Jersey, auf. Nach dem Abitur trat er 2022 seinen Dienst in der Golani-Brigade an. Seine Eltern Yael und Adi, beide Israelis, waren in die USA ausgewandert. Er hat zwei jüngere Geschwister. Sie alle haben unermüdlich für die Freilassung von Edan gekämpft.
Nachdem die Nachricht von der bevorstehenden Freilassung Edans öffentlich wurde, bestieg seine Mutter in den USA eine El-Al-Maschine in Richtung Israel. Trumps Gesandter für Geiselnahmen, Adam Boehler, postete kurz vor dem Abflug Sonntagnacht auf X ein Foto mit Yael Alexander. Dazu schrieb er: »An diesem Muttertag habe ich die Ehre, mit Edan Alexanders Mutter zu fliegen, um sie mit ihrem Sohn wiedervereint zu sehen.« Boehler fügte hinzu: »Vielen Dank an Präsident Trump für sein Engagement, alle Amerikaner nach Hause zu bringen.«
Angehörige versammeln sich auf Platz der Geiseln
Währenddessen hatte in Tel Aviv Edans Großmutter Varda Ben-Baruch die Lieblingsgerichte des jungen Mannes gekocht und eingepackt, um sie ihrem Enkel ins Krankenhaus Ichilov zu bringen, in das er nach der Freilassung per Helikopter gebracht wird.
»Edani, ich habe dir alles gekocht, was du liebst«, sagte sie in die Mikrofone der israelischen Sender. »Heute wird der Tag sein, an dem meine Enkel wiedergeboren wird. Er wird nach Hause zu seinen Eltern und seiner gesamten Familie zurückkommen.« Sie betonte auch, dass »alle 58 Geiseln ohne weitere Verzögerung« freikommen müssen. Von den 58 verbleibenden Verschleppten sollen mindestens 20 noch am Leben sein.
Am selben Tag waren auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv mehrere Angehörige von Entführten zusammengekommen, die noch immer in Gaza von der Hamas in unmenschlichen Zuständen festgehalten werden. Viele Familienmitglieder betonten, dass sie, da sie nur israelische Pässe besitzen, keine Garantie für die Rückkehr ihrer Angehörigen hätten, »weil die israelische Regierung nicht um ihr Leben kämpft«.
Dani Miran: »In 16 Tagen sind es 600 Tage, die unsere Angehörigen in den Tunneln der Hamas sitzen.«
»In 16 Tagen sind es 600 Tage, die unsere Angehörigen in den Tunneln der Hamas sitzen«, sagte Dani Miran, der Vater der Geisel Omri. »Ich freue mich sehr über Edans Freilassung, bin aber auch sehr traurig, dass Familien auf ausländische Pässe angewiesen sind, um ihre Angehörigen freizulassen. Was ist mit unseren Pässen?« Er sei froh über die Entschlossenheit von Präsident Trump, aber entsetzt, dass die eigene Regierung diese Entschlossenheit nicht zeige.
»Mein Sohn diente auf demselben Stützpunkt wie Edan Alexander«, sagte Yehuda Cohen, der Vater von Nimrod Cohen. »Ich fordere Präsident Trump auf, weiterzumachen und alle Geiseln nach Hause zu holen. Mein Sohn Nimrod lebt noch, kämpft jeden Tag ums Überleben in den Tunneln und wartet darauf, dass unser Premierminister entscheidet, dass die Rettung der Geiseln der beste Weg für sein politisches Überleben ist.«
Cohen wandte sich auch direkt an Trump und seinen Nahost-Vermittler Steve Witkoff: »Netanyahu belügt Sie genauso, wie er uns und die Geiseln verrät. Er verlängert den Krieg auf Kosten der israelischen Zivilisten und Soldaten. Bitte zwingen Sie Netanjahu, den Krieg zu beenden und einen Waffenstillstands- und Geiseldeal abzuschließen.«
Am Montag traf auch der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, ein. Er wird mit Premierminister Benjamin Netanjahu zusammenkommen, hieß es, um den Rahmen für weitere Geiselbefreiungen zu besprechen.