Opioid-Krise

Die Sacklers verschwinden von der Uni

Der Campus der Tel Aviver Universität Foto: picture alliance / Alexander Farnsworth

Fünf Jahrzehnte lang war die medizinische Fakultät der Tel Aviver Universität bekannt als das »Sackler-Gebäude«. Am Eingang stand in fetten Lettern geschrieben: »Der Gesundheit aller Menschen gewidmet.« Doch diesen Satz kauft den Sacklers heute niemand mehr ab. Die amerikanische Milliardärsfamilie ist in Verruf geraten, denn sie steht eng im Zusammenhang mit der tödlichen Opioid-Krise in den USA.

Eine neue Studie des Taub-Zentrums für sozialpolitische Studien in Israel fand kürzlich heraus, dass Israel mittlerweile den weltweit höchsten Opioid-Konsum pro Kopf erreicht hat. Zu den extrem abhängig machenden Schmerzmitteln gehören vor allem Medikamente mit dem Wirkstoff Fentanyl, der 50-mal stärker ist als Heroin. Er steckt unter anderem in den Pillen »Oxycontin« des Unternehmens Perdue Pharma, das den Sacklers gehörte.

schuld Während Perdue Pharma als Unternehmen eine Schuld am Tod von mehr als einer Million Amerikaner durch die Opioid-Krise einräumte, wiesen die Sacklers persönlich jegliche Verantwortung von sich. Es ist jedoch bewiesen, dass zumindest einige Familienmitglieder die Unwahrheit sagten, als sie Oxycontin bei der Regulationsbehörde als »nicht abhängig machend« deklarierten.

Sie heizten den Verkauf der Tabletten auch dann noch mit aggressiven Werbestrategien an, als Überdosierungen fast Hunderttausend Menschen jährlich töteten. Seit dem Jahr 2000 sind mehr als eine Million Amerikaner an Drogenüberdosierungen gestorben, hauptsächlich durch Opioide.

Bereits 2019 hatten verschiedene Organisationen gefordert, den Namen Sackler von der Tel-Aviv-Universität zu entfernen, darunter die »Ärzte für Menschenrechte« in Israel. Doch erst am Mittwoch gaben die Hochschule und die Familie Sackler eine gemeinsame Erklärung ab, dass sie sich darauf geeinigt hätten, den Namen Sackler aus der medizinischen Fakultät der Universität zu streichen.

Bereits 2019 hatten verschiedene Organisationen gefordert, den Namen Sackler von der Tel Aviver Universität zu entfernen.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Erklärung »Seit 50 Jahren trägt die medizinische Fakultät der Universität Tel Aviv stolz den Familiennamen Sackler« als Euphemismus.

»In dem anhaltenden Wunsch und Engagement, die Universität und die Fakultät bei der Beschaffung von Mitteln für die medizinische Forschung zu unterstützen, hat die Familie Sackler freundlicherweise zugestimmt, ihren Namen aus der medizinischen Fakultät zu streichen. Mit diesem Schritt ermöglichen sie der Universität, neuen Spendern Namensmöglichkeiten für die Medizinische Fakultät anzubieten«, heißt es weiter.

MUSEEN Ob die Sacklers nun freiwillig zugestimmt haben oder nicht: Fakt ist, dass ihr Name in den vergangenen zwei bis drei Jahren an immer mehr Bildungsinstitutionen verschwand, darunter von den Universitäten Oxford und Tufts, den Museen Louvre in Paris, der Tate und der National Portrait Gallery und dem British Museum in London. Das Metropolitan Museum of Art in New York ließ das »Sackler« aus mehreren seiner Ausstellungsräume herausmeißeln.

Am 30. Mai dieses Jahres hatte ein New Yorker Berufungsgericht ein Urteil erlassen, das allen Sacklers vor aktuellen und künftigen Klagen wegen ihrer Rolle im Opioid-Geschäft Immunität gewährt. Im Gegenzug erklärte sich die Familie bereit, bis zu sechs Milliarden Dollar für die Bekämpfung der Opioid-Epidemie zu zahlen.

Die Milliarden, die sie im Laufe der Jahre aus dem Unternehmen für ihr Privatvermögen abzogen und die sie behalten durften, werden auf das Doppelte geschätzt. Es scheint, als wollten sich die Sacklers mit den Taschen voller Geld leise davonstehlen – aus dem Bewusstsein der Menschen, von den Gebäuden und aus ihrer Verantwortung.

Gerhard Conrad

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