Qumran

Die DNA der Schriftrollen

Fragmente einer Schrift aus »Höhle 11« in Qumran Foto: Flash90

Seit mehr als 70 Jahren bemühen sich Wissenschaftler, berühmte Schriftrollen vom Toten Meer zusammenzusetzen. Bei mehr als 25.000 häufig winzigen Fragmenten biblischer Texte ist dies eine große Herausforderung. Mithilfe von Erbgut-Analysen sind die Experten bei den sogenannten Qumran-Rollen nun ein Stück vorangekommen.

TIERHAUT Wie die Forscher um den israelischen Professor Oded Rechawi im Fachmagazin »Cell« berichten, gewannen sie DNA aus den aus Tierhaut gefertigten Schriftstücken. Dies half ihnen im Zusammenspiel mit Textanalysen dabei, die ältesten handschriftlichen Bibeltexte in Zusammenhang und Reihenfolge zu bringen.

Dem Beitrag zufolge umfassen die Schriftrollen mehr als 25.000 Fragmente alter Manuskripte. Die ersten der rund 2000 Jahre alten Schriftstücke wurden vor mehr als 70 Jahren von einem Hirten in einer Höhle am Toten Meer gefunden, später wurden weitere Fragmente entdeckt. Nach ihrem Fundort Chirbet Qumran werden sie Qumran-Rollen genannt. Die antiken Schriften gehören zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts.

Bislang versuchten Wissenschaftler, die Schriftstücke wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Sie verließen sich dabei vornehmlich auf Äußerlichkeiten. Die DNA-Analysen zeigen den Forschern zufolge nun, dass die meisten Schriftstücke aus Schafshaut sind. Dies sei bisher nicht bekannt gewesen.

SCHAFE Die Wissenschaftler seien anschließend davon ausgegangen, dass Schriftstücke, die aus der Haut des gleichen Schafes gefertigt wurden, zusammengehören müssten. Zudem sei wahrscheinlich, dass Rollen aus den Häuten eng miteinander verwandter Schafe zusammengehören.

In einem Fall, in dem die Forschung bislang davon ausging, dass zwei Schriftstücke zusammengehörten, wurde festgestellt, dass sie aus unterschiedlichen Tierhäuten gefertigt wurden – der eines Schafes und der einer Kuh. Noam Mizrahi von der Universität Tel Aviv schlussfolgert, dass aus Kuhhaut gefertigte Fragmente sehr wahrscheinlich anderswo entstanden sein müssen, da Kuhzucht in der Nähe des Fundorts der Schriftstücke am Toten Meer nicht möglich war.

Die Forscher betonen, dass die DNA-Analyse nur einen Beitrag zur Erforschung der Schriftstücke leisten kann. Sie hoffen aber, dass künftig noch weitere Rollen untersucht werden können. Bei vielen sei noch keine Erbgut-Analyse vorgenommen worden.

Emanuel Tov, emeritierter Professor für Bibelwissenschaften an der Hebräischen Universität in Jerusalem, spricht von einem »extrem wichtigen Projekt«. Die Facharbeit bringe die Forschung in dem Bereich entscheidend voran und sei auch sehr vielsprechend in Hinblick auf künftige Untersuchungen.

Die Analyse antiker DNA aus den Rollen sei »ein großer Schritt vorwärts«. Diese Art der DNA-Untersuchung habe zwar keine Nachteile, »aber diese Studie muss noch auf viele weitere Proben und letztlich auf eine große Datenbank ausgeweitet werden«, sagte Tov. dpa

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Tel Aviv

Fast jeder vierte Israeli denkt über Auswanderung nach

Unter säkularen Juden ist die Zahl derer, die ein Auswandern erwägen, größer als in religiösen Gruppen und bei israelischen Arabern

 04.12.2025

Gaza

Sudthisaks letzte Reise hat begonnen

Der Leichnam des thailändischen Landarbeiters Sudthisak Rinthalak wurde am Mittwoch überführt. Nun befindet sich noch eine tote Geisel in Gaza, nämlich die von Ran Gvili

von Sabine Brandes  04.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert