Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Die Geisel Elkana Bohbot in einem Propagandavideo der Hamas. Foto: Screenshot

Mehr als zwei Monate nach seiner Freilassung aus den Terrortunneln in Gaza spricht die ehemalige Geisel Elkana Bohbot über sein persönliches Schicksal. Es sind erschütternde Berichte von systematischer körperlicher Misshandlung und psychologischer Folter. Er erzählte auch, dass er ein von seinen Entführern inszeniertes Suizidvideo drehen musste.

Der 36-jährige Bohbot wurde am 7. Oktober 2023 während des Massakers der Hamas beim Supernova-Musikfestival, wo er zum Produktionsteam gehörte, entführt. Hier jagten, verletzten, vergewaltigten und ermordeten Terroristen mehr als 360 meist junge Menschen.

In einem Interview mit Kanal 12 schilderte Bohbot seine Geiselhaft, die offenbar nicht nur von Gewalt und Entbehrungen geprägt war, sondern auch von gezielten Versuchen der Hamas, ihn psychisch zu brechen.

Die Terroristen verletzten die Geiseln für »Suizidvideo«

Zu den verstörendsten Erlebnissen zählte er die erzwungene Teilnahme an einem inszenierten Video, das ihn als Suizidversuch darstellen sollte – Aufnahmen, die letztendlich nie veröffentlicht wurden. »Sie haben uns absichtlich verletzt«, sagte der Vater eines Sohnes. »Sie schnitten und schlugen uns, bis wir bluteten, und befahlen uns, so zu tun, als hätten wir versucht, uns umzubringen.«

Die Szene, erklärte er, sei sorgfältig inszeniert gewesen, um als Propaganda zu dienen und Verzweiflung und Hilflosigkeit zu erzeugen, während die Realität des Zwangs verschleiert wurde.

Laut Bohbot ging der Missbrauch weit über körperliche Gewalt hinaus. Seine Entführer manipulierten ihn wiederholt mit Lügen über seine Familie. Sie erzählten ihm, seine Mutter sei gestorben und seine Frau habe ihn verlassen. Einmal fragte ihn ein Hamas-Wächter nach dem Namen seines kleinen Sohnes – ein Moment, der zunächst harmlos schien.

Elkana Bohbot: »Sie wussten genau, womit sie einen treffen konnten.«

»Dann fing er an zu beten«, erinnerte sich Bohbot. »Aber es war kein Gebet für das Leben meines Sohnes. Er betete laut, dass mein Kind sterben möge.« Dieser grausame Augenblick sei einer der psychisch verheerendsten seiner Gefangenschaft gewesen. »Sie wussten genau, womit sie einen treffen konnten«, sagte er. »Sie wollten nicht nur Gehorsam. Sie wollten uns innerlich zerstören.«

Während eines Großteils der 738 Tage seiner Gefangenschaft war Bohbot in unterirdischen Tunneln eingesperrt, oft angekettet, unterernährt und vom Tageslicht abgeschnitten. Nahrung war knapp und wurde ihm manchmal als Strafe ganz vorenthalten. Er beschrieb lange Phasen der Stille, die nur durch Verhöre, Schläge oder Explosionen über ihm unterbrochen wurden.

Die Hamas nutzte ihn auch in Propagandavideos, die während seiner Gefangenschaft gedreht wurden. Auf denen wirkte er abgemagert und erschöpft und flehte um seine Freilassung – Aussagen, die er nach eigenen Angaben unter Zwang gemacht hatte. In einem Clip, der zusammen mit seinem Mitgefangenen Yosef-Haim Ohana aufgenommen wurde, wirken beide Männer sichtlich geschwächt. Auch hier seien ihre Worte von den Entführern vorgegeben worden.

Je näher seine Freilassung rückte, desto schlimmer seien die Bedingungen geworden. Bohbot berichtete, die Wachen hätten den psychischen Druck verstärkt, indem sie Geiseln zwangen, Propagandavideos anzusehen, oder ihnen Nahrung vorenthielten, wenn sie die Kooperation verweigerten. »Man fühlt sich nicht mehr wie ein Mensch. Man versucht nur noch, die nächste Stunde zu überleben.«

Er unterzieht sich körperlicher und psychischer Rehabilitation

Seit seiner Rückkehr nach Israel im Rahmen des von den USA vermittelten Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommens unterzieht sich Bohbot einer körperlichen und psychischen Rehabilitation. Laute Geräusche, Kameras und geschlossene Räume lösen noch immer Flashbacks aus.

Mehr als zwei Jahre hat er nicht an dem Leben seines Kindes teilhaben dürfen. Die Wiedervereinigung mit seiner Frau Rivka und seinem fünfjährigen Sohn Re’em war für ihn gleichermaßen Quelle der Heilung und des Schmerzes. »Ich sehe ihn an und denke daran, wie knapp ich davor war, ihn nie wiederzusehen.«

Bohbots Aussage ergänzt die wachsende Zahl von Berichten freigelassener Geiseln, die systematische Misshandlungen, psychische Manipulation und Propaganda durch die Hamas.

Für den 36-jährigen Israeli ist das Sprechen über seine Geschichte nach eigenen Angaben überlebenswichtig. »Sie haben wirklich versucht, mich auszulöschen«, so sein schockierendes Resümee. »Aber indem ich die Geschichte erzähle, hole ich mir mein Leben zurück.«

Jerusalem/Fremont

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