Im Norden Israels brennt es – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. In den vergangenen zwei Tagen schoss die Schiitenmiliz Hisbollah um die 170 Raketen aus dem Südlibanon auf israelisches Gebiet, gab die IDF an. An mindestens 15 Orten seien durch Einschläge oder das Abfangen der Geschosse große Feuer ausgebrochen, die noch immer nicht unter Kontrolle sind.
Erschwerend bei der Brandbekämpfung kommt hinzu, dass die Region einen der heißesten Junis seit Wetteraufzeichnung erlebt. Mittlerweile seien in Israel seit dem Beginn des Monats durch die Kämpfe an der nördlichen Grenze mehr als 45 Quadratkilometer Fläche verbrannt.
Die Hälfte der betroffenen Gebiete, die durch Raketen in Brand gesteckt wurden, befindet sich in Naturschutzgebieten und Nationalparks in Galiläa und auf den Golanhöhen, der Rest hauptsächlich in anderen offenen Gebieten und Wäldern der Region.
21 Feuerwehrteams bei Löscharbeiten eingesetzt
Bereits am Mittwoch hatte die Hisbollah auf die Ermordung des bislang ranghöchsten Hisbollah-Mitglieds durch Israel im aktuellen Konflikt reagiert. Taleb Sami Abdullah war am Dienstagabend durch einen Luftangriff Israels auf ein Gebäude im Libanon getötet worden. Der umfangreiche Vergeltungsbeschuss der Hisbollah reichte bis zum See Genezareth.
21 israelische Feuerwehrteams arbeiten derzeit unermüdlich daran, die verschiedenen Brandherde zu löschen, teilte die Einsatzleitung mit. Einige seien nach wie vor außer Kontrolle. Im Kibbuz Yiron in Galiläa traf eine Rakete ein Haus, andere Geschosse fielen auf Acker- und Weideland in der Gegend, so der Regionalrat Obergaliläa. Der Rat sagte auch, in den Kibbuzim Kfar Szold, Avivim, Birya und auf den Golanhöhen seien Feuer nach Raketenbeschuss ausgebrochen. In der Stadt Zfat wurden nach einer Alarmserie Schulen und der Freitagsmarkt geräumt, in der Stadt Kiriat Schmona ein Haus durch einen direkten Einschlag zerstört.
»Ob auf diplomatischem Wege oder auf andere Weise – Israel wird die Sicherheit an unserer Nordgrenze wiederherstellen.«
regierungssprecher david mencer
Zwei israelische Männer in ihren Zwanzigern wurden am Donnerstagabend in der Stadt Katzrin auf den Golanhöhen durch Raketensplitter verletzt. Die Armee erklärte außerdem, innerhalb einer Stunde seien fünf Drohnen nach Israel eingedrungen, von denen drei abgefangen worden seien.
Der Regierungssprecher David Mencer sagte in israelischen Medien, die Hisbollah, die libanesische Regierung und der Iran trügen die volle Verantwortung für die Eskalation an der Grenze in den vergangenen Tagen. »Ob auf diplomatischem Weg oder auf andere Weise - Israel wird die Sicherheit an unserer Nordgrenze wiederherstellen.« Dabei reiche es nicht aus, nur einen Waffenstillstand in Gaza zu haben«, so der Sprecher.
»Es muss mit dem Libanon für diese Grenze konkrete Vereinbarungen geben, denn eine Rückkehr zum Status quo vor dem 6. Oktober ist weder eine akzeptable noch eine praktikable Option. Es muss eine Vereinbarung geben, die es den Israelis ermöglicht, in ihre Häuser im Norden zurückzukehren, mit Sicherheitsgarantien, dass es nicht der 6. Oktober ist«, führte Mencer aus.
Patienten aus Krankenhäusern im Norden werden verlegt
Angesichts der gewaltsamen Eskalation in Nordisrael trafen sich Gesundheitsminister Uriel Busso und der Generaldirektor des Ministeriums, Moshe Bar Siman Tov, am Freitagmorgen mit Krankenhausdirektoren. In einer Erklärung des Gesundheitsministeriums hieß es, die Krankenhäuser im Norden Israels würden die Zahl der Patienten wegen der Gefahr reduzieren und in andere Hospitäler verlegen.
Eine mit der Hisbollah verbundene Quelle erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass dies der umfangreichste Angriff auf Israel gewesen sei, den die Terrorgruppe seit Beginn des Krieges in Gaza durchgeführt habe. Demzufolge habe sie 30 Angriffsdrohnen und 150 Raketen sowie andere Geschosse eingesetzt und nach eigenen Angaben militärische Einrichtungen ins Visier genommen. Der Angriff sei eine Reaktion auf die Ermordung von Taleb gewesen.
Währenddessen vereinbarten die USA, Frankreich und Israel eine Zusammenarbeit, um einen Plan zur Entschärfung umzusetzen, der von Paris Anfang des Jahres vorgelegt worden war, erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron. »Es ist das Prinzip einer trilateralen Gruppe, und wir werden dasselbe mit den libanesischen Behörden tun.«