Nachruf

Der Mann, der ein »Mosaik israelischer Identität« schuf

Sami Michael (1926 - 2024) Foto: Copyright (c) Flash 90 2008

»Victoria« war einer der bekanntesten Romane von Sami Michael. Vor gut drei Jahrzehnten, im Jahr 1993, wurde das Werk vom israelischen Rundfunk (Kol) zum Roman des Jahres erkoren. Auch für seine Kinderbücher war der Autor bekannt. Am Montag starb er im Alter von 97 Jahren.

Seit 1976 wurde Sami Michael mit Dutzenden Preisen geehrt. Dazu gehört der israelische Zeev-Preis, den er gleich zweimal erhielt, aber auch der Prime Minister’s Prize, der ihm 1981 von Menachem Begin übergeben wurde. Auch internationale Auszeichnungen nahm er als einer der bekanntesten und beliebtesten israelischen Autoren entgegen.

Geboren wurde Sami Michael am 15. August 1926 in Bagdad, als Spross einer irakisch-jüdischen Familie. Sein Geburtsname war Kamal Salah. Zwei Jahre nach der Staatsgründung Israels, im Jahr 1950, kam er in den sehr jungen jüdischen Staat, den er sowohl als Autor als auch als Friedensaktivist bereicherte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Umgestellte Schreibsprache

Er brauchte 15 Jahre, um seine Schreibsprache von Arabisch auf Iwrit umzustellen. »Beim Schreiben passiert es mir manchmal, dass ich nach einem Wort suche. So boshaft es auch ist, es erscheint auf Englisch, es erscheint auf Arabisch, weigert sich aber, auf Hebräisch zu kommen«, sagte er einst.

Ihm selbst zufolge war der Roman »Victoria« mit einem interessanten Hinweis versehen, als dieser auch in Ägypten erschien: »Dies ist ein arabischer Roman, der auf Hebräisch geschrieben wurde«. Für ihn sei dies ein Kompliment gewesen, so der Autor.

Sami Michael sprach sich früher als die meisten Israelis für einen palästinensischen Staat an der Seite Israels, also die Umsetzung einer Zweistaatenlösung, aus. Diese kam zu seinen Lebzeiten offensichtlich nicht zustande.

Gemeinsame Zukunft

Eine gemeinsame Zukunft der Juden und Araber in und um Israel beschäftigte ihn als Präsident der NGO »Vereinigung für Bürgerrechte«, aber auch als Autor. Er schrieb mehrfach über die Bestrebungen und Herausforderungen beider Bevölkerungsgruppen und bezeichnete sich lieber als Israeli denn als Zionist, um für die Inklusion aller Bürger Israels Raum zu lassen.

Der 7. Oktober 2023 muss gerade auch für ihn eine Zäsur gewesen sein, da die vom palästinensischen Terror verübten Massaker dem Ziel der gemeinsamen Zukunft in der Region erheblich schadeten und widersprachen, was auch ihr Zweck zu sein schien.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sami Michaels Schwester Nadia war mit dem Meisterspion Eli Cohen verheiratet, der 1965 in Syrien aufflog und hingerichtet wurde, nachdem er dem Staat Israel mit seinen gefährlichen Einsätzen sehr geholfen hatte.

Einziger Jude

Als Kommunist wurde Michael im Irak zum Tode verurteilt – in Abwesenheit. Er ging in den Iran, bevor er nach Israel kam. In Haifa war er zunächst der einzige Jude in den Redaktionen der arabischen Zeitungen »Al Ittihad« und »Al Jadid«.

Mitte der 1950er Jahre folgte eine schrittweise Abkehr vom Kommunismus, die er aufgrund seiner Enttäuschung mit der Politik der Sowjetunion vollzog. Die »Ideale des Sozialismus« habe er allerdings nie über Bord geworfen, sagte er später. Bevor Sami Michael hauptberuflich Autor wurde, arbeitete er 25 Jahre lang als Hydrologe.

Sein erster Roman auf Hebräisch, »Alle Menschen sind gleich – aber einige mehr als andere« erschien 1974. Die Liste seiner Werke wurde im Lauf der Zeit sehr lang.

Israelische Identität

Nach dem Ableben des großen Autors erklärte Präsident Isaac Herzog: »Sami Michaels Beitrag zur israelischen Kultur und Identität wird nicht vergessen werden. Der Junge, der aus dem Irak kam und Aliyah machte, überbrückte und vermittelte zwischen den verschiedenen Strängen seiner Identität – und schuf ein großartiges Mosaik israelischer Identität.«

Sami Michael hinterlässt seine Frau Rachel sowie seine Kinder Amir und Dikla. im

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025

Meinung

Die Gut-Wetter Freunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

Justiz

Urteil: Mehr Macht für den Justizminister

Kritiker warnen, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes im Fall Sde Teiman die Tür für eine Politisierung der Strafverfolgung öffnet

von Sabine Brandes  18.11.2025

Internationaler Strafgerichtshof

Israel beantragt Aufhebung des Haftbefehls gegen Netanjahu

Auch fordert fordert Jerusalem die vollständige Enthebung von Chefankläger Karim Khan von allen Verfahren, die den jüdischen Staat betreffen

 18.11.2025

Westjordanland

Israel will gegen illegale Selbstjustiz vorgehen

Zuletzt häuften sich Angriffe radikaler Siedler. Generalstabschef Zamir: Israels Militär wird das nicht tolerieren

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025