Interview

»Der Konsument profitiert«

Rabbiner Aaron Leibowitz Foto: Nadav Ariel

Interview

»Der Konsument profitiert«

Rabbi Aaron Leibowitz über die neue Kaschrut-Reform

von Sabine Brandes  06.12.2021 12:29 Uhr

Rabbiner Leibowitz, was halten Sie von der neuen Kaschrut-Reform?
Sie ist nicht perfekt, weil das Oberrabbinat weiterhin regulatorische Verantwortlichkeiten hat und ich der Institution nicht vertraue. Aber sie wird eine dramatische Verbesserung der wichtigen Dinge bringen, etwa echten Wettbewerb bei den Überwachungsdiensten. Das bringt fairere Preise und ein hochwertigeres Produkt. Die Überwachungsbehörden werden um das öffentliche Vertrauen wetteifern und service­orientierter werden müssen. Dadurch wird das Produkt verlässlicher.

Wer wird am meisten profitieren?
Ich hoffe, dass es letztlich der Konsument und damit die gesamte Gesellschaft sein wird. Das Monopol hat die Illusion geschaffen, dass der »koschere Kunde« sich nicht informieren muss. Die Illusion ist die, dass das Oberrabbinat überwacht. Doch stattdessen tun es die lokalen Behörden. Da gibt es riesige Unterschiede. Es gibt so gut wie keine Informationen, der Konsument will heutzutage aber Transparenz. Wenn die privaten Kaschrut-Behörden aktiv sind, können sich die Kunden online über die Standards informieren und wählen.

Manche sagen, durch die Reform werde gegen die Halacha verstoßen. Was ist Ihre Auffassung?
Die verlässlichsten Kaschrut-Behörden der Welt sind in einer wettbewerbsorientierten Umgebung entstanden. Der Gold-Standard ist die Orthodox Union (OU), die größte Überwachungsbehörde in den USA. Menschen, denen die Kaschrut wichtig ist, werden sich informieren.

Wird sich das ultraorthodoxe Establishment in Israel auf die Reform einlassen?
Die ultraorthodoxe Gemeinde hat bereits ihre private Kaschrut-Behörde, »Badatz«. Sie ist legal, weil ihr Stempel als zusätzliches Zertifikat vergeben wurde. Ironischerweise werden auch die Charedim von einem offenen Markt profitieren. Denn Badatz braucht keinen Stempel vom Oberrabbinat.

Glauben Sie, dass diese Reform der Anfang vom Ende für das Monopol des Oberrabbinats in Sachen religiöse Dienste ist?
Definitiv! Ein Großteil der Korruption, die es heute gibt, kommt durch das Monopol. Es ist weder vernünftig noch ethisch oder gerecht.

Die Fragen an den Gründer der unabhängigen Kaschrut-Organisation Hashgacha Pratit stellte Sabine Brandes.

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