Israel

Bibliothek, Jobs, Opferzahl

Israelische Nationalbibliothek Foto: Flash 90

Bibliothek
Historiker stehen oft vor der Herausforderung, sich beim Studium vergangener Konflikte mit dem »Nebel des Krieges« auseinanderzusetzen. Der Ausdruck bezieht sich auf verwirrende und unvollständige Informationen bezüglich der Ereignisse. Die Gräueltaten des 7. Oktober und der darauffolgende Krieg seien jedoch die ersten Ereignisse dieser Art, die fast vollständig elektronisch dokumentiert wurden. Die Nationalbibliothek Israels hat ein Projekt für Dokumentationsprojekte in Israel und der jüdischen Welt ins Leben gerufen, das verschiedene Medien umfasst. Ziel ist die Schaffung einer Datenbank. Die israelische Zivilverwaltung hat bereits etwa 200.000 Fotos und Videos übertragen, um sie für zukünftige Generationen aufzubewahren.

Jobs
Nach Angaben des Arbeitsministeriums sind derzeit 764.000 israelische Angestellte aufgrund des Krieges nicht bei ihrer Arbeit. Dies stellt eine erhebliche Belastung für die Kriegswirtschaft dar. Diejenigen, die nicht berufstätig sind, lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen. Die erste Gruppe besteht aus etwa 300.000 einberufenen Armee-Reservisten. Die zweite Gruppe sind Bewohner der Gaza-Grenzregion und des Nordens nahe der Grenze zum Libanon, die aus ihren Häusern evakuiert wurden, rund 127.000 Arbeitnehmer. Zur dritten Gruppe zählen rund 183.000 Eltern von Kindern unter zehn Jahren, die ihre Arbeitszeit reduzieren oder ganz darauf verzichten müssen. Die vierte Gruppe arbeitet in vom Krieg betroffenen Branchen, darunter Tourismus, Unterhaltung, Einzelhandel und Baugewerbe, circa 319.000 Beschäftigte. Innerhalb dieser Gruppen gibt es zahlenmäßig Überschneidungen.

Opferzahl
Israel erklärte am Freitag, es habe die Zahl der Todesopfer des Hamas-Angriffs auf israelische Gemeinden und Militärstützpunkte im Süden Israels vom 7. Oktober von mehr als 1400 auf etwa 1200 Menschen gesenkt. Die Zahl wurde vom Sprecher des Außenministeriums, Lior Haiat, vorgelegt. Auch fünf Wochen nach den Gräueltaten arbeiten Forensiker noch daran, alle Opfer zu identifizieren. Haiat machte keine Angaben zum Grund für die geänderten Zahlen. Aber abgesehen von den Opfern sollen etwa 1500 Terroristen im Zuge des Angriffs und der israelischen Reaktion von den Sicherheitskräften getötet worden sein, sodass die Behörden mit Tausenden von Leichen umgehen mussten. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch einige Zeit schwanken.

Abwehr
Soldaten der israelischen Luftverteidigungsgruppe haben zum ersten Mal erfolgreich einen Abfangrakete vom Typ »Arrow 3« gestartet. Sie neutralisierte ein auf Israel gerichtetes Geschoss in der Region des Roten Meeres. Es war der erste operative Einsatz seit Beginn ihrer Stationierung im Jahr 2017. Eine Woche zuvor war das erste Abfangen des Arrow-2-Systems durchgeführt worden. Beim Arrow-3-System handelt es sich um eines der fortschrittlichsten Luft- und Raketenabwehrsysteme seiner Art weltweit. Es ist darauf ausgelegt, Raketen über große Entfernungen unschädlich zu machen.

Gelder
Der öffentlich-rechtliche Sender »Kan« berichtete, dass Finanzminister Bezalel Smotrich von der rechtsextremen Partei Religiöser Zionismus entgegen dem Rat des Fachpersonals beschlossen habe, Hunderte Millionen Schekel an jüdische Siedler im Westjordanland und an ultraorthodoxe Schulnetzwerke zu überweisen. Oppositionsführer Yair Lapid reagierte verärgert auf Berichte, dass das Ministerium weiterhin politische Prioritäten finanziert, obwohl die Regierung beschloss, nicht notwendige Mittel den Kriegsanstrengungen zu widmen. »Während IDF-Soldaten ihr Leben riskieren, schadet Smotrich den Kriegsanstrengungen und der nationalen Widerstandsfähigkeit«, schrieb Lapid auf X. Smotrich, ein ehemaliger Siedleraktivist, »nutzt das Geld der israelischen Bürger, um während des Krieges Kleinpolitik zu betreiben«.

Spenden
Ein Bericht der Universitäten Tel Aviv und Ben-Gurion zeigt den Umfang der Spenden der Israelis während des Krieges. So beträgt die durchschnittliche Geldspende pro Person und Woche 458 Schekel. 62 Prozent der Bevölkerung gaben Geld oder Sachleistungen, darunter auch Muttermilch- und Blutspenden. Ebenso viele spendeten Ausrüstung, Lebensmittel und Güter an Soldaten und Sicherheitskräfte, 53 Prozent für Familien, deren Angehörige getötet oder entführt wurden, 21 Prozent für Krankenhäuser, und zwölf Prozent, um den Wiederaufbau von Gemeinden zu unterstützen.

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025