Diplomatie

»Beziehungen weiter vertiefen«

Gil Yaron Foto: Yael Schmidt

Diplomatie

»Beziehungen weiter vertiefen«

Gil Yaron über Hightech, Handwerk und weitere Bereiche der Kooperation zwischen NRW und Israel

von Ingo Way  30.01.2020 11:47 Uhr

Herr Yaron, Sie sind seit Anfang Januar der Leiter des Büros des Landes Nordrhein-Westfalen, das in Tel Aviv eröffnet wurde. Was genau ist Ihre Aufgabe?
Mein Aufgabenspektrum ist breit angelegt und lässt viel Gestaltungsspielraum. Das Büro hat das Ziel, die Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Israel in allen Bereichen der Länderkompetenz weiter zu vertiefen – also vor allem auf den Gebieten Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugendaustausch und Kultur.
Nordrhein-Westfalen hat schon seit Jahrzehnten eine intensive Kooperation mit Israel. Das wollen wir durch das Büro jetzt vor Ort präsent machen und neue Ideen entwickeln. Es gibt sehr viele Anknüpfungspunkte zwischen beiden Ländern, wenn man die gemeinsamen Herausforderungen in den Blick nimmt.

Welche sind das?
Ein Punkt, der uns gemeinsam ist, ist die Anpassung traditioneller Industrien an das Zeitalter der Hochtechnologien. Dies ist der Landesregierung, insbesondere unserem Wirtschaftsministerium, sehr wichtig. Israel hat den Ruf, das bereits geschafft zu haben. In den Beschäftigtenzahlen spiegelt sich das jedoch noch nicht wider. Nur acht Prozent der Angestellten arbeiten wirklich im Hightech-Bereich. Hier könnte über eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem in Nordrhein-Westfalen sehr leistungsstarken Mittelstand eine Skalierung erfolgen. Auf diesem Feld führt die Repräsentantin der Außenwirtschaftsgesellschaften Akteure bereits zusammen. Das gilt es auszubauen. Gleichzeitig kann unser Mittelstand von diesen innovativen Technologien aus Israel profitieren. Die Tausenden Start-ups in Israel noch stärker mit den mehr als 4000 Mittelständlern in Nordrhein-Westfalen zu verknüpfen, ist eine Kernaufgabe der Landesregierung.

Was wollen Sie da konkret tun?
Ein großer Teil der bilateralen Beziehungen heute wird getragen von Politik, Wissenschaft oder Industrie. Man denkt nicht in erster Linie an das Handwerk. Dabei besteht in Israel sehr großes Interesse am Dualen Ausbildungssystem in Deutschland, das einen sehr guten Ruf genießt. Hier könnten Unternehmen und Berufsschulen ihre Erfahrungen einbringen.

Aber es geht nicht nur um Wirtschaft ...
Wir wollen auch die Wissenschaftskooperation und den Künstleraustausch vertiefen, auch die Zusammenarbeit zwischen den Behörden. Ein Beispiel: In Tel Aviv wird eine U-Bahn gebaut. Da muss die Feuerwehr wissen: Wie rette ich Menschen aus einer brennenden U-Bahn? Das ist Know-how, das in Nordrhein-Westfalen bereits besteht. Andersherum: Ich war im August in Düsseldorf und habe gesehen, wie der öffentliche Raum aussieht, wenn es über Wochen nicht regnet. In Israel gibt es andauernd diese Trockenheit. Israel hat enorme Erfahrungswerte im Wassermanagement unter schwierigen Witterungsverhältnissen. Davon können wir gerade in Zeiten des Klimawandels lernen: Wie behandle ich den öffentlichen Raum, wie gehe ich mit Wäldern um, wenn das Klima immer trockener und extremer wird? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Reihe von Ressorts der Landesregierung.

Austausch findet ja auch übers Reisen statt.
Im Tourismus aus Israel liegt gerade für Nordrhein-Westfalen ein großes Potenzial. Israelis sind Familientouristen. Es gibt in Nordrhein-Westfalen Freizeitparks, Städte mit vielfältigem Kulturangebot, wunderschöne Innenstädte mit einem Einzelhandel, wo man viel günstiger als in Israel einkaufen kann. Von dort ist man auch schnell draußen auf dem Land mit grünen Wäldern. Mit diesen Optionen kann man die ganze Familie glücklich machen. Strand und Sonne haben die Israelis jeden Tag, viele suchen genau das, was Nordrhein-Westfalen zu bieten hat. Sie sind sich aber nicht bewusst, dass sie dies in Nordrhein-Westfalen finden. Es gibt in vielen Bereichen noch weitere Möglichkeiten für Synergien. Und es gibt vor allem auch das Interesse auf beiden Seiten.

Mit dem Leiter des Büros des Landes Nordrhein-Westfalen in Tel Aviv sprach Ingo Way.

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