Wirtschaft

Benzinpreis rauf, Börse runter

Preisschock: Für den Liter Superbenzin werden 9,35 Schekel (etwa 1,86 Euro) verlangt, Normalbenzin kostet 7,39 Schekel (etwa 1,48 Euro). Foto: Flash 90

Der arabische Aufstand löst bei Ökonomen größte Unsicherheit aus. Die direkten Auswirkungen spüren seit diesem Dienstag auch die israelischen Konsumenten. Ab dem 1. März müssen sie fürs Benzin einen Rekordpreis bezahlen.

Als Folge der Revolte in Ägypten war vorübergehend Israels Gasversorgung betroffen. Nachdem auf die Gasleitung aus Ägypten ein Attentat verübt worden war, fielen 40 Prozent der israelischen Gasversorgung aus. Der Fehlbetrag musste kurzfristig mit eigenen Reserven kompensiert werden. Erst Ende dieser Woche werden die Gaslieferungen aus Ägypten wieder aufgenommen.

Finanzmärkte Die politischen Turbulenzen belasten die Konjunkturentwicklung. Eines der größten Risiken bestehe darin, dass die Revolte zur Machtergreifung radikalislamischer Regimes in bisher westlich orientierten Ländern führen könnte, heißt es im jüngsten Konjunkturbericht der Bank Leumi. Das würde die Konjunkturentwicklung nach unten drücken und könnte die Stabilität der Finanzmärkte gefährden, befürchten die Volkswirte. Eine quantitative Prognose wagen sie aber nicht.

Der Nahe Osten von heute sei gefährlicher geworden, fasst der Arabienspezialist Guy Bachor die Stimmung in Israel zusammen. Er befürchtet, dass sich wiederholen könnte, was bereits 2003 im Irak, 1979 im Iran oder 2006 in den Palästinensergebieten beobachtet wurde: dass sich nämlich statt Demokratie und Liberalismus Anarchie und Gewalt einstellen, was in einer islamistischen Diktatur münden könnte.

Die Angst vor dem Islamismus in der Nachbarschaft ist mit dem Namen Yusef al-Karadwi verbunden, dem Fernsehprediger mit ägyptischem Pass aus Doha, der am Tahrir-Platz in Kairo ein islamisches Regime gefordert und zum Widerstand gegen die USA und Israel aufgerufen hat.

Das politische Erdbeben im Nahen Osten wirkt sich negativ auf die Börsenkurse aus. In der vergangenen Woche drückte der »Gaddafi-Effekt« die Notierungen an der Tel Aviver Börse um rund fünf Prozent nach unten. Investoren halten Israel derzeit für risikoreicher als vor dem Beginn der Unruhen. Israelis würden befürchten, dass die hohen Erdölpreise zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums führen werden, meint der Analyst Yohanan Ben-Yacov.

Ölpreise Die Bank of Israel schließt wegen der Libyen-Krise und den steigenden Ölpreisen einen allgemeinen Preisschub nicht aus. Um die Inflationsrisiken einzudämmen, hat die Zentralbank in der vergangenen Woche den Basiszins um ein Viertelprozent erhöht. Im israelischen Energieministerium erinnert man daran, dass die lokalen Benzinpreise von der Entwicklung auf dem italienischen Markt beeinflusst werden. Libyen liefere zwar bloß zwei Prozent der globalen Ölversorgung, decke aber 80 Prozent der italienischen Nachfrage. Preise, die in Rom beschlossen werden, würden sich unmittelbar in Israel auswirken, sagt der Chef des Energieministeriums, Schaul Tsemach.

Auswirkungen des Aufstandes in arabischen Ländern werden auch indirekt spürbar sein, sagen Analysten in Tel Aviv: Die exportabhängige Wirtschaft Israels werde wegen des drastischen Anstiegs der Ölpreise einen Dämpfer erhalten, und auch der Fremdenverkehr könnte schwierigen Zeiten entgegengehen, befürchten Hotelmanager.

»Die Ölpreise sind ein ernsthaftes Risiko für die globale Erholung«, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol am Rande einer Energie-Konferenz in Indonesien und bestätigte damit Befürchtungen in Israel.

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Inlandsgeheimdienst Schin Bet

Großes Hamas-Netzwerk in Hebron zerschlagen

Das Netzwerk der islamistischen Terrororganisation habe zeitnah Anschläge in Israel und dem Westjordanland geplant

 29.06.2025

Kommentar

Gelöscht!

»Freunde Israels« wie »Die Zeit« haben die deutsche Vergangenheit nicht bewältigt, sondern überwältigt. Wie auch den Autor Maxim Biller. Indem sie ihn depublizieren

von Samuel Schirmbeck  30.06.2025 Aktualisiert