Tempelberg

Ben-Gvirs Besuch wird weltweit kritisiert

Der Tempelberg in Jerusalem (3. Januar 2023) Foto: Flash90 2023

Der Gang des neuen rechtsextremen Ministers für nationale Sicherheit in Israel, Itamar Ben-Gvir, auf den Tempelberg zieht weltweit Verurteilung nach sich. Die Anhöhe in Jerusalem mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom gilt als umstrittenster Ort in ganz Nahost. Eine in der Nacht zum Mittwoch aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuerte Rakete wird als Reaktion der in der Enklave regierenden Terror-Organisation Hamas auf Ben-Gvirs Besuch auf dem Tempelberg gewertet.

Das Geschoss gelangte allerdings nicht bis nach Israel und explodierte noch auf einem Feld im Gaza-Streifen. Die israelische Armee teilte mit, dass die Luftschutzsirenen in Israel nicht aktiviert wurden.

DRINGLICHKEIT Um die Aktion von Ben-Gvir zu erörtern, wolle der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen jetzt eine Dringlichkeitssitzung einberufen, heißt es laut Medienberichten. Die Zusammenkunft sei von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und China im Namen der palästinensischen und jordanischen UN-Mission formell beantragt worden. Ein Termin stehe noch nicht fest, es könnte aber noch diese Woche geschehen.

Laut israelischen Medien sei auch die für die kommende Woche geplante Visite von Premierminister Benjamin Netanjahu in den Emiraten verschoben worden. Quellen aus Netanjahus Büro wurden zitiert, dass es sich um »logistische Erwägungen« handele und es keinen Zusammenhang zu dem Besuch von Ben-Gvir auf dem Tempelberg gebe, doch die Presse mutmaßt, dass genau das der eigentliche Grund sei. Israel und die VAE hatten mit den sogenannten Abraham-Abkommen Frieden geschlossen.

»Ben-Gvirs Besuch auf dem Tempelberg hat das Potenzial, Spannungen zu verschärfen und Gewalt zu provozieren.«

sprecher US-aussenministerium ned price

Netanjahu sagte am Dienstagnachmittag, dass der »Status quo auf dem Tempelberg strikt und unverändert bestehen bleibt und alles andere schlicht falsch« sei. Dennoch habe der Regierungschef (so er es vorhatte) seinen Minister nicht davon abhalten konnte, auf die Anhöhe zu steigen.

HEILIGE STÄTTEN Auf den provokativen Gang folgten Verurteilungen aus der ganzen Welt. Der Sprecher der US-Vertretung in Israel sagte: »Botschafter Tom Nides hat sich in Gesprächen mit der israelischen Regierung sehr deutlich zum Thema der Erhaltung des Status quo in Jerusalems heiligen Stätten geäußert. Aktionen, die dies verhindern, sind inakzeptabel.«

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, meinte: »Ben-Gvirs Besuch auf dem Tempelberg hat das Potenzial, Spannungen zu verschärfen und Gewalt zu provozieren.« Die USA seien zutiefst besorgt. Ähnlich äußerten sich die britische und französische Botschaft in Tel Aviv.

JORDANIEN Auch andere arabische Länder meldeten sich zu Wort: Jordanien, das die heiligen muslimischen Stätten in Jerusalem verwaltet, ging so weit, zu erklären, dass »Ben-Gvirs Stürmung des Geländes nicht nur den Status quo an der Stätte verletze, sondern auch internationale Intervention« erfordere. Die VAE bezeichneten den Besuch als »Angriff auf den Komplex der Al-Aksa-Moschee«.

Ben-Gvir, der Vorsitzende der ultranationalistischen Partei Otzma Jehudit, gilt als hitzköpfiger Agitator. Er ist wegen Aufwiegelung zur Gewalt vorbestraft. Durch eine Gesetzesänderung ist er in seinem Ministeramt auch für die israelische Polizei zuständig – eine Entscheidung der neuen Regierung, die vom gesamten Sicherheitsestablishment scharf kritisiert worden war.

Diplomatie

Israel erkennt Somaliland als Staat an

Die Anerkennung erfolge »im Geiste der Abraham-Abkommen«, hieß es in einer Mitteilung des Büros von Benjamin Netanjahu

 27.12.2025

Sexualisierte Gewalt

Ex-Geisel: »Ich dachte, ich werde für immer ihre Sexsklavin sein«

Fast ein Jahr nach ihrer Freilassung spricht die junge Israelin Romi Gonen zum ersten Mal über ihre zutiefst verstörenden Erlebnisse in Gaza

von Sabine Brandes  26.12.2025

Israel

Zwei Tote bei Terrorangriff mit Auto und Messer

Palästinenser rammte Passanten mit seinem Auto und stach auf Frau ein – ein Sicherheitsmann schoss auf den Attentäter und verletzte ihn

 26.12.2025

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine »unmittelbare Bedrohung« dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025