Jerusalem

Ben-Gvir provoziert mit Tempelberg-Aussage, Netanjahu korrigiert ihn

Minister Itamar Ben Gvir nach seinem Besuch auf dem Tempelberg an der Klagemauer Foto: Copyright (c) Flash 90 2024

Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hat erneut den Tempelberg in Jerusalem besucht. Dabei forderte er, jüdisches Gebet an dem Ort zuzulassen. In einem vor Ort gedrehten und auf X veröffentlichten Video sprach sich Ben-Gvir zudem erneut gegen Verhandlungen mit der Terrororganisation Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln aus.

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist.

Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße.

Dutzende Gläubige beten

Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teile nach Ben-Gvirs Besuch mit, dass Israels Politik sich auf dem Tempelberg nicht geändert habe. »Es gibt keine Privatpolitik eines Ministers.«

Im Hintergrund des von Ben-Gvir veröffentlichten Videos sind Gebete zu hören. Israelische Medien veröffentlichten zudem Aufnahmen, die zeigen sollen, wie Dutzende jüdische Gläubige während des Besuchs des Ministers beten.

Ben-Gvir hatte die Vereinbarung mit den muslimischen Behörden in der Vergangenheit als »rassistisch« und Diskriminierung gegen Juden kritisiert. Die Palästinenser befürchten, Israel wolle seine Kontrolle der heiligen Stätte ausweiten.

»Verantwortungslos und provokativ«

Laut Videobotschaft kam Ben-Gvir anlässlich des jüdischen Fasten- und Trauertags Tischa BeAv, an dem religiöse Juden die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem betrauern. Israelischen Medien zufolge kamen insgesamt mehr als 1600 Juden am Morgen auf den Tempelberg. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte dies.

Auch aus Ägypten kam Kritik an der »verantwortungslosen und provokativen« Aktion. Jordaniens Außenministerium sprach von anhaltenden Verstöße gegen den Status quo auf dem Tempelberg.

Israels Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Ben-Gvirs »Wahlkampf auf dem Tempelberg«, der im Widerspruch zur Position der Sicherheitskräfte des Landes stehe und Leben gefährde. Er sprach von einer »Gruppe verantwortungsloser Extremisten« innerhalb der Regierung. dpa

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