Skandal

Auch Kleingeld ist politisch

Sara Netanjahu wird beschuldigt, das Pfand auf leere Flaschen aus der Residenz des Ministerpräsidenten für sich behalten zu haben, statt es dem Staat zurückzugeben. Foto: Flash90

Es geht um Kleingeld. Und doch schüttelt die als »Bottlegate« titulierte Affäre derzeit das Parteiengefüge in Israel kräftig durcheinander. Sara Netanjahu, die Ehefrau des Regierungschefs, wird beschuldigt, das Pfand auf leere Flaschen aus der Residenz des Ministerpräsidenten für sich behalten zu haben, statt es dem Staat zurückzugeben. Der Flaschenpfand in Israel beträgt 30 Agorot, etwas mehr als sechs Cent.

Außerdem wird im Land mit Spannung ein Bericht des staatlichen Kontrolleurs Yosef Shapira erwartet, der über die exorbitanten Ausgaben für Luxusgüter in der Residenz berichten soll. Der Kontrolleur hatte den Bericht ursprünglich bis nach den Wahlen am 17. März zurückhalten wollen, um das Ansehen der Regierung nicht zu beschädigen, doch verschiedene Organisationen verlangten, dass die Öffentlichkeit aufgeklärt wird. Nun will auch Generalstaatsanwalt Yehuda Weinstein den Report sehen und bat den Kontrolleur, ihm sämtliches gesammeltes Material zu überlassen.

Trinkfest Unter anderem soll darin beschrieben sein, dass die Netanjahus pro Jahr etwa 100.000 Schekel für alkoholische Getränke ausgeben. »Das ist soviel wie der Mindestlohn«, wetterte Zipi Livni von der Partei Hatnua. »Davon müssen in Israel ganze Familien leben.«

Die vermeintliche Affäre um das Flaschenpfand tat Nir Hefetz, Sprecher des Likud, als »politische Story ohne Grundlage« ab, die darauf abzielen solle, den Premierminister vom Sessel zu stürzen. Sara Netanjahu habe das Geld längst und ohne Aufforderung zurückgezahlt. Doch die gezahlten 4000 Schekel (etwa 950 Euro) seien nur ein Bruchteil der einbehaltenen Summe, sagen Kritiker. Die Vorsitzende der Linkspartei Meretz, Zahva Gal-On, hatte darauf bestanden, dass der »Diebstahl« untersucht wird.

Familie Der Premierminister selbst tat sämtliche Beschuldigungen als Schmutzkampagne ab. »Die ›Bloß nicht Bibi‹-Kampagne wurde zu einer ›Bloß nicht Sara‹-Kampagne ausgeweitet, um unseren Namen zu beschädigen, uns zu beschuldigen und anzugreifen, damit der Weg für die Linken geebnet wird.« Er lud alle Bürger ein, die Politik der Regierung zu kritisieren – »aber lasst meine Familie in Ruhe«.

Hintergrund

Die Zukunft von Nahost auf der Tagesordnung

Der israelische Premierminister Netanjahu reist am Sonntag nach Mar-a-Lago, um US-Präsident Trump zu treffen

von Sabine Brandes  28.12.2025

Diplomatie

Israel erkennt Somaliland als Staat an

Die Anerkennung erfolge »im Geiste der Abraham-Abkommen«, hieß es in einer Mitteilung des Büros von Benjamin Netanjahu

 28.12.2025 Aktualisiert

Sexualisierte Gewalt

Ex-Geisel: »Ich dachte, ich werde für immer ihre Sexsklavin sein«

Fast ein Jahr nach ihrer Freilassung spricht die junge Israelin Romi Gonen zum ersten Mal über ihre zutiefst verstörenden Erlebnisse in Gaza

von Sabine Brandes  26.12.2025

Israel

Zwei Tote bei Terrorangriff mit Auto und Messer

Palästinenser rammte Passanten mit seinem Auto und stach auf Frau ein – ein Sicherheitsmann schoss auf den Attentäter und verletzte ihn

 26.12.2025

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine »unmittelbare Bedrohung« dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert