Caesarea

Antike trifft Moderne

Phönizier, Juden, Römer, Araber, Kreuzfahrer, Mamelukken: Sie alle beherrschten einst die mediterrane Hafenstadt. Foto: Sabine Brandes

Der Wind zerrt an den Palmblättern, Gischt spritzt gegen die Mauern, doch den antiken Hafen von Caesarea lässt das stürmische Winterwetter gänzlich unberührt. Vor zwei Jahrtausenden von Herodes dem Großen erbaut, macht er auch heute noch Schlagzeilen. Das Reisemagazin »Travel + Leisure« listete ihn jetzt auf Platz zwölf der »50 besten Reiseziele für 2020« weltweit.

Besucher Es sei die »fröhliche Hochzeit aus Antike und Moderne«, heißt es auf der Website des Magazins. Mehr als eine Million Menschen besuchten 2019 die Ausgrabungsstätte. Während man bis vor einigen Monaten lediglich durch Ruinen spazieren konnte, beeindruckt jetzt das neue König-Herodes-Besucherzentrum, benannt nach dem legendären Bauherrn der Römerzeit, die Gäste.

Untergebracht in den sieben Meter hohen originalen Bogenhallen der Ausgrabungsstätte, ist es ein gelungenes Beispiel dafür, wie man archäologische Funde abwechslungsreich vorstellen kann.

Motto Kurzweil scheint das Motto für das Zentrum gewesen zu sein, das im Sommer 2019 eröffnet wurde: Die Texte zu den Artefakten sind knapp gehalten und alle mit Videos, Fotos oder Zeichnungen versehen. An einer Stelle lernt man die verschiedenen Marmorarten des Mittelmeerraums kennen, an einer anderen etwas über die jahrtausendealte Produktion von Glas. Zu sehen sind auch die Goldmünzen der Fatimiden aus dem 11. Jahrhundert, die in einem spektakulären Fund vor vier Jahren von Hobbytauchern vor der Küste Caesareas im Meeresboden aufgetan wurden.

Im Sommer 2019 eröffnete das neue Besucherzentrum.

POMP In einem der Bögen dann trifft man Herodes (fast) persönlich. Ein zehnminütiger Film zeigt, verwoben in die Entstehungsgeschichte des Hafens, den komplizierten Menschen hinter dem berühmt-berüchtigten pro-römischen König von Judäa. Die Produktion lässt sein Leben, seine Vision und Leidenschaft, doch auch seine dunklen Seiten und die Morde, die an diesem Ort geschahen, auf der Leinwand erleben.

Caesarea wurde im 10. oder 9. Jahrhundert v.d.Z. mit riesengroßem Pomp eingeweiht. Es war seinerzeit der größte von Menschenhand geschaffene Hafen, der Innovationen mit Techniken des Altertums paarte. Er bedeckte eine Fläche von nahezu 250.000 Quadratmetern und verfügte über eine enorme Anzahl von Lagerhallen. Die Techniker von einst entwickelten sogar spezielle Wellenbrecher, um die Hafenmole vor stürmischer See zu schützen.

Der Bau konnte Hunderte von Schiffen und Booten beherbergen, die aus allen Teilen des Mittelmeeres anreisten, um ihre Waren abzuliefern. Benannt ist die Anlage nach Kaiser Augustus, Herodes’ Schutzpatron, dem ein überdimensionaler Tempel gewidmet war. Einst stand er an der Stelle des heutigen Besucherzentrums.

KREUZRITTER Fünf Jahre lang dauerten die jüngsten Ausgrabungen, Konservierungen und Entwicklungen, in die die Stiftung Baron Edmond de Rothschild 40 Millionen Euro investierte. Dazu gehört die neue Promenade, die den Hafen heute mit den Überresten des römischen Aquädukts verbindet und zu einem Spaziergang entlang des Mittelmeers einlädt. Die Arbeiten dauern an, weitere Ausgrabungen sind geplant.

Draußen vor dem Besucherzentrum tummeln sich Touristen aus aller Welt. Sie legen eine Pause in einem der Restaurants oder im Künstlerviertel ein oder bestaunen die steinernen Zeugen der Anlage. Bunte Mosaike mit Tier- und Figurenmotiven, imposante Säulen, Überreste von Wohn- und Badehäusern erzählen Geschichten von Herodes über die Byzantiner, die Kreuzritter bis zu den arabischen Herrschern.

Die Arbeiten dauern an, weitere Ausgrabungen sind geplant.

Die antike Synagoge zeugt von jüdischem Leben bereits vor vielen Jahrhunderten an dieser Stelle. Herodes selbst baute sich mit seinem das rauschende Meer überblickenden Palast, dem Hippodrom und dem römischen Theater ein Denkmal, bei dessen Anblick die Besucher noch heute darüber staunen, wie groß der Prunk einst gewesen sein muss.

MISCHUNG Matthew Fuchs aus Long Island in den USA spaziert mit seiner Familie entlang des einstigen Hippodroms, die Söhne rennen den kleinen Strandstreifen an dem windigen Tag auf und ab, seine Frau knipst Bilder. Es ist ihre erste Reise nach Caesarea. »Was es hier alles zu sehen gibt, ist wirklich außergewöhnlich. Nicht nur die einzelnen Stücke, sondern die kompletten Bauten. Unvorstellbar, dass das schon 2000 Jahre alt ist.« Besonders gefällt Fuchs, dass es Restaurants, kleine Läden und ausreichend Sanitäranlagen mitten im Ausgrabungsareal gibt. »Wir verbringen den ganzen Tag hier, und so kann man immer mal wieder eine Pause einlegen.«

»Normalerweise gibt es in solchen Anlagen einen Kiosk oder ein Lokal, das meist nicht sonderlich gute Kost bietet. Hier aber ist alles vorhanden, und es gibt sogar Auswahl, von israelischem Streetfood bis zum Gourmet-Restaurant. Ich finde die Mischung sehr gelungen.« Das neue Besucherzentrum sei klein, aber besonders fein, mit vielen sehenswerten Ausstellungsstücken.

»Es ist nicht überladen, dafür interaktiv und spannend. Endlich mal eine Ausgrabungsstätte, die auch für Kinder und Jugendliche nicht langweilig ist, sondern Geschichte richtig aufregend vermittelt.«

Geiseln

»Habe Angst, dass mein Sohn für immer verschwindet«

Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak sind die letzten beiden verschleppten Männer in der Gewalt der Hamas in Gaza

von Sabine Brandes  27.11.2025

Jerusalem

Koalition stoppt Zusatzhilfen für freigelassene Geiseln

In der Knesset lehnt die Regierungsmehrheit hat einen Gesetzentwurf der Opposition ab, der Betroffenen eine sofortige finanzielle Unterstützung zusichern sollte

 27.11.2025

Westjordanland

»Nicht tolerieren«

Israels Politiker und Militärs verurteilen die Angriffe extremistischer Siedler und kündigen harte Konsequenzen an

von Sabine Brandes  26.11.2025

Jerusalem

Darum geht es im Machtkampf zwischen Eyal Zamir und Israel Katz

Premierminister Benjamin Netanjahu versucht den Streit zu schlichten und erwägt angeblich Neubesetzung

von Sabine Brandes  26.11.2025

7. Oktober

IDF-Bericht: Freiwillige im Moschav Yated verhinderten Massaker

Auch Einwohner, die nicht zum Sicherheitsteam gehören, tragen am 7. Oktober dazu bei, den Angriff palästinensischer Terroristen zu stoppen. Ihr Vorgehen sei vorbildlich, so die IDF

 26.11.2025

Terror

»Dror hätte es verdient, alt zu werden«

Die Leiche der Geisel Dror Or – Käsemacher aus dem Kibbuz Be’eri – kehrt nach 780 Tagen in Gaza nach Hause zurück

von Sabine Brandes  26.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Waffenruhe

Hamas-Terroristen übergeben mutmaßliche Geisel-Leiche

Die Terroristen müssen noch die sterblichen Überreste von drei Geiseln übergeben

 25.11.2025