Westjordanland

Amona ist geräumt

Bulldozer rücken an, um die Barrikaden der Demonstranten und später die Wohncontainer zu entfernen. Foto: Flash 90

Der illegale Außenposten Amona ist geräumt. Am Donnerstagabend wies die Polizei die letzten Bewohner und Demonstranten an, das Gelände zu verlassen. Die Siedler wurden vorübergehend in einer Sporthalle der jüdischen Siedlung Ofra untergebracht – nur wenige Hundert Meter entfernt und ebenfalls im Westjordanland.

Premierminister Benjamin Netanjahu drückte den Siedlern sein Mitgefühl aus – obwohl deren Trailerhäuser von vornherein auf privatem palästinensischem Land gebaut waren. Netanjahu sagte: »Ich teile den großen Schmerz der Familien, die ihre Häuser und ihre Arbeit verlassen müssen« und kündigte an, eine neue Siedlung als Ersatz genehmigen zu lassen.

Während der zwei Tage andauernden Operation wurden 41 Polizisten verletzt, acht von ihnen bei der Evakuierung der Synagoge, in der sich gewalttätige Jugendliche verschanzt hatten. Diese griffen die Sicherheitskräfte mit Metallstangen und Säure an. Die meist unbekannten Hooligans sprühten Parolen auf die Wände der Synagoge, darunter ein Hakenkreuz mit den Worten »Israel Police«, »Tod den Zionisten« und »Zionazis, der Tag der Hölle wird für euch kommen«.

Barrikaden Etwa 3000 Polizisten waren am Donnerstagvormittag im Einsatz, um Amona endgültig zu räumen und die Synagoge zu evakuieren. Nachdem Verhandlungen gescheitert waren, die Besetzer zum friedlichen Verlassen des Gotteshauses zu bewegen, drangen Polizisten kurz vor 13 Uhr in die Synagoge ein, wie die Online-Zeitung »Times of Israel« berichtet. Einige der Demonstranten schlugen mit Metallstäben auf die Beamten ein, bewarfen sie mit Steinen und Flaschen und verletzten dabei mehrere von ihnen.

Sämtliche Wohnungen in Amona waren zuvor schon geräumt worden, nachdem die Sicherheitskräfte am Mittwoch angerückt waren. Dutzende meist jugendlicher Demonstranten hatten den Eingang der illegalen Siedlung mit improvisierten Barrikaden und Menschenketten abgesperrt, um die Demolierung zu verhindern. Dennoch rückten Bulldozer an, um die Barrikaden und später die Wohncontainer zu entfernen.

In mehreren Fällen waren die Protestierenden bereits gestern mit Polizisten aneinandergeraten. Zahlreiche Siedleranhänger riefen den Sicherheitskräften beleidigende Parolen wie »Ihr solltet euch schämen« zu. Mehrere Protestierende wurden vorläufig festgenommen. Einige Knessetmitglieder schlossen sich dem Protest an.

demonstranten Währenddessen hat sich Bildungsminister Naftali Bennett zu Wort gemeldet. Er versprach, »nach dem schmerzlichen Verlust von Amona das gesamte Westjordanland zu annektieren«. Der nationalreligiöse Politiker versicherte außerdem, dass das Gesetz, welches die Übernahme von privatem palästinensischem Land durch Israel legalisieren soll, bald verabschiedet werde. »Und das wird den Versuchen, die israelischen Outposts legal zu entwurzeln, ein Ende bereiten.«

Andere Politiker, darunter Isaac Herzog von der Opposition und Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, zeigten zwar Verständnis für die Bewohner von Amona, betonten jedoch, sie sollten nicht gewalttätig werden und dem Beschluss folgen. Auch der Oberrabbiner David Lau rief die Demonstranten dazu auf, keine Gewalt gegen die Sicherheitskräfte einzusetzen.

Nahost

Herzog unterstützt Krieg gegen Iran »uneingeschränkt«

»Wir mussten diese Bedrohung beseitigen«, sagt der Präsident

 20.06.2025

Nahost

Katz: Armee soll Angriffe auf staatliche Ziele im Iran verstärken

Israels Verteidigungsminister bestätigt, das Regime in Teheran destabilisieren zu wollen

 20.06.2025

Interview

»Irans Ziel scheint es zu sein, diesen Krieg so lange wie möglich zu führen«

Sarit Zehavi, Gründerin des Think Tanks Alma, über Irans Raketenarsenal, die Reaktion des Mullah-Regimes auf die israelischen Angriffe und seine Möglichkeit, einen Abnutzungskrieg zu führen

von Nils Kottmann  20.06.2025

Krieg

Fast kein Weg raus

Israelis werden aus dem Ausland zurückgeholt, doch es gibt kaum eine Möglichkeit auszureisen. Bürgerrechtsgruppen wollen den Obersten Gerichtshof anrufen

von Sabine Brandes  20.06.2025

Israel

Netanjahu: Militäreinsatz gegen Iran übertrifft Erwartungen

Israels Premier spricht einem Interview über den Stand der Militäraktionen im Iran. Die Frage, ob der Ajatollah getötet werden solle, beantwortet er nur indirekt

 20.06.2025

Israel

Weitere iranische Rakete schlägt in Beer Sheva ein

Wieder wird Beer Sheva zum Ziel eines Raketenangriffs. Im Norden schießen die IDF iranische Drohnen ab

 20.06.2025

Tel Aviv

Schweizer Botschafter entgeht iranischer Rakete nur knapp

Nur 300 Meter von der Botschaftsresidenz entfernt schlug eine Rakete des Iran ein

 19.06.2025

Nahost

Israel: Iran könnte Rakete mit mehreren Gefechtsköpfen genutzt haben

Die Streitkräfte (IDF) untersuchen die Einschlagsorte. Zugleich greifen sie Teherans »Infrastruktur für ballistische Raketen« an

 19.06.2025

Raketenangriff aus Iran

Minister Katz: Chamenei darf nicht existieren

Chamenei sei der »moderne Hitler«, sagt der Verteidigungsminister in Holon, wo am Morgen Raketen aus Iran niedergingen

 19.06.2025