Nahost

55-jähriger Israeli stirbt durch Hamas-Raketenterror

Durch den Beschuss eines Hauses in Ramat Gan wurde ein 55-jähriger israelischer Mann getötet. Foto: Flash 90

In Tel Aviv ist in der Nacht zum Sonntag erneut Raketenalarm ausgelöst worden. Schon zuvor sind die Straßen Tel Avivs gestern und heute wie leergefegt gewesen. An gewöhnlichen Wochenenden flanieren die Menschen zu Tausenden durch den alten Stadtteil Jaffa, kehren in die Cafés und Restaurants ein, entspannen am Strand. Doch nun trauen sich die Israelis kaum mehr aus ihren Häusern – im Süden des Landes sogar nicht aus ihren Schutzräumen. Überall herrscht Angst.

2800 Raketen sind in den vergangenen sechs Tagen von der Hamas im Gazastreifen auf Israel gefeuert worden. Zehn Israelis sind dabei getötet worden. Das letzte Opfer ist ein 55-jähriger Mann, der am Nachmittag in Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv, bei einem direkten Raketentreffer auf sein Haus durch Schrapnelle starb.

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Zuvor hatte es während des Wochenendes zwei weitere Opfer gegeben. Ein Mann und eine Frau kamen ums Leben, als sie vor den Raketen in den Schutzraum liefen; sie stürzten und verletzten sich dabei tödlich.

Mittlerweile werden mehr als 200 Israelis in Krankenhäusern behandelt. In Gaza seien mittlerweile bei den Kämpfen 140 Menschen ums Leben gekommen, darunter nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium in dem Palästinensergebiet 41 Kinder. Es soll mehr als 1000 Verletzte gegeben haben.   

Itzik Amar lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Aschdod. »Die Sirenen schrillen hier tagsüber und in der Nacht wieder und wieder. Wir rennen praktisch Dutzende von Malen in unseren Schutzraum. Immer mit den Kindern. Die sind völlig erschöpft, und wir auch. Wir können praktisch gar nicht mehr schlafen.«

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Auch sei die Angst größer als bei vorherigen Angriffen aus dem Gazastreifen. »Wir merken, dass die Raketen präziser geworden sind – das ist extrem beängstigend.«

Der Arbeitgeber von Amar bot ihm an, die gesamte Familie in einem Hotel im Norden unterzubringen, bis die Attacken vorbei sind. Itzik sagte zu, doch seine Frau hat Sorge, die Wohnung zu verlassen und mit dem Auto zu fahren. »Auch wenn es vielleicht nur eine halbe oder dreiviertel Stunde wäre, in der wir wirklich in Gefahr sind, sie traut sich einfach nicht, die Kinder aus dem Schutzraum zu nehmen.« 

Oberstleutnant Jonathan Conricus, Sprecher der israelischen Armee (IDF), bestätigt, dass die Raketen der Hamas »weitreichender und die Sprengköpfe größer geworden sind«. Die Analysten der Armee hätten das bereits festgestellt. Allerdings sei die Qualität alles andere als gut. 440 Raketen seien innerhalb der Enklave niedergegangen. »Und das ist außerordentlich viel.«

Derzeit befinden sich dreieinhalb bis vier Millionen Israelis in der Reichweite der Hamas-Raketen.

Dabei seien seinen Einschätzungen nach mehr als 20 Palästinenser ums Leben gekommen. Der Großteil der Geschosse werde im Gazastreifen hergestellt. Mit der Unterstützung des Irans. »Von dort bekommen sie Geld, Material und Know-How.« Derzeit befinden sich dreieinhalb bis vier Millionen Israelis in der Reichweite der Hamas-Raketen. Die Erfolgsrate des Abwehrsystems Eiserne Kuppel läge jeden Tag bei mehr als 90 Prozent, so Conricus.

Bei der militärischen Operation der IDF »Wächter der Mauern« seien mittlerweile 672 Ziele beschossen worden, darunter vor allem Raketenfabriken und Abfeuer-Rampen, Tunnel und andere militärische Einrichtungen. Das Ziel der Operation: Israels Staatsbürger zu schützen und weitere Angriffe aus Gaza zu unterbinden.

Außerdem, so Conricus, seien mehr als 75 Hamas-Kämpfer getötet worden, darunter mehrere hochrangige. Hinzu kämen nach den Aussagen von Conricus »zwei bis drei Dutzend Mitglieder des Islamischen Dschihad«. Man wolle die Möglichkeiten der Hamas für die Gegenwart und die Zukunft einschränken.

»Ein Waffenstillstand ist derzeit nicht auf dem Tisch – definitiv nicht, solange die Raketen gegen uns gefeuert werden.«

Während verschiedene arabische Nationen, darunter Ägypten und Saudi-Arabien, auf eine sofortige Feuerpause drängen, macht der Sprecher deutlich: »Ein Waffenstillstand ist derzeit nicht auf dem Tisch – definitiv nicht, solange die Raketen gegen uns gefeuert werden.« Der israelische Fernsehkanal zwölf berichtete, dass »Israel wohl noch einige Tage der Kämpfe bevorstehen«.

Am Samstag sprengte die IDF ein weiteres Hochhaus in Gaza in die Luft. Zuvor waren die Menschen in dem Gebäude gewarnt worden und hatten es nach Angaben der IDF verlassen. Es habe keine Opfer gegeben, das Gebäude sei jedoch zerstört.

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Der Angriff wurde im Ausland und von Journalistenverbänden, darunter in Israel, auch scharf kritisiert, weil es sich dabei um ein Hochhaus gehandelt habe, in dem verschiedene ausländische Medien ihre Büros hatten. Conricus betonte, dass man die Arbeit der Presse außerordentlich ernst nehme, die Hamas jedoch auch mit umfassender technischer Ausrüstung in diesem Gebäude gesessen habe. Das habe man zerstören müssen.

Verteidigungsminister Benny Gantz forderte in einer englischsprachigen Nachricht die Unterstützung des Auslandes.

Der Sprecher des Außenministeriums, Lior Haiat machte deutlich, Jerusalem erwarte von der internationalen Gemeinschaft, dass sie den Terrorismus der Hamas verurteilt und das Recht Israels auf Selbstverteidigung anerkennt. »Denn es werden hier Kriegsverbrechen begangen. Mit jeder Rakete sogar zwei: durch die Tatsache, dass Hamas aus zivilen Bereichen des eigenen Gebietes feuert und dass sie auf die israelische Zivilbevölkerung schießt.«

Auch Verteidigungsminister Benny Gantz forderte in einer englischsprachigen Nachricht die Unterstützung des Auslandes. Er erklärte, dass er die Aktion »Wächter der Mauern« begonnen habe, nachdem die Hamas am Montag damit gestartet hatte, Raketen gen Israel zu feuern. »Dies war keine Wahl. Dies war unsere Pflicht. Für unsere Bürger, für unsere Demokratie.«

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Gantz wandte sich auch an die Hamas: »Hört auf, unser Volk zu terrorisieren, und hört auf, euer eigenes zu terrorisieren. Es ist absurd, dass wir alles in unserer Macht tun, um zu vermeiden, dass wir eure Zivilisten treffen – während ihr euch wie Feiglinge hinter ihnen versteckt«.

Am Samstagabend sprach Premierminister Benjamin Netanjahu mit US-Präsident Joe Biden. Er betonte das Recht auf Israels Selbstverteidigungsrecht und äußerte seine Sorge über die ethnischen Ausschreitungen und die Gewalt zwischen arabischen und jüdischen Israelis.

»Hört auf, unser Volk zu terrorisieren, und hört auf, euer eigenes zu terrorisieren.«

Der Ministerpräsident habe Biden über die neuesten Entwicklungen und militärischen Aktionen unterrichtet, heißt es aus seinem Büro. Auch über Pläne wurde der amerikanische Präsident informiert. Netanjahu dankte ihm für seine uneingeschränkte Unterstützung von Israels Recht, sich selbst zu verteidigen. Dabei betonte er, dass »Israel alles tut, um zu vermeiden, dass unschuldige Personen zu Schaden kommen«. Der Beweis sei der, dass die Gebäude, in denen Terrorziele von der IDF ins Visier genommen werden, vorher evakuiert werden.

Der Vorsitzende der Partei Israel Beiteinu, Avigdor Lieberman, kritisierte jedoch Netanjahu in einem Fernsehinterview heftig. Seiner Meinung nach hätten die Spannungen der vergangenen Wochen sich nicht so entwickeln müssen.

»Man muss fragen, was das strategische Ziel Israels sein soll«, so Lieberman, der dann selbst die Antwort gab: »Diese Runde im Konflikt hat das Ziel, Netanjahus Status in der israelischen Bevölkerung zu stärken, damit er uns in fünfte Wahlen zerren kann.«

Die Hamas kündigte weitere Raketenangriffe auf Tel Aviv für Mitternacht an. Man wolle das Zentrum weiter beschießen, so die Erklärung der Terrororganisation, solange die israelische Armee Häuser im Gazastreifen in die Luft jagt. Es wird wohl kein ruhiger Wochenbeginn für Israel werden.

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