Christoph Markschies

»Wir sind sehr dankbar«

Herr Markschies, die Berliner Humboldt-Universität möchte Marcel Reich-Ranicki am 16. Februar die Ehrendoktorwürde verleihen. Wie hat der Literaturkritiker auf die Nachricht reagiert?
markschies: Sehr dankbar und sehr bewegt. Ich habe ihn Mitte Dezember in Frankfurt am Main besucht und es ihm mitgeteilt. Das hat ihn unendlich gefreut. Er hat unser Haus seit April 1938 nicht mehr betreten. Damals verweigerte unsere Vorgängereinrichtung, die Friedrich-Wilhelms-Universität, ihm, dem Juden, die Zulassung.

Wie hätten Sie reagiert, wenn Reich-Ranicki die Ehrung abgelehnt hätte?
markschies: Ich hätte es mit Respekt zur Kenntnis nehmen müssen. Ob Gesten der Entschuldigung oder Versuche, Verantwortung zu übernehmen, von Opfern akzeptiert werden, weiß man vorher nicht, und man kann es auch nicht erzwingen. Wir sind sehr dankbar, dass Herr Reich-Ranicki die Ehrung annimmt.

Warum kommt sie so spät?
markschies: Bevor ich vor einem Jahr die Präsidentschaft übernahm, war es bei uns nur möglich, Menschen die Ehrendoktorwürde zu verleihen, die direkt mit der Humboldt-Universität wissenschaftlich zusammengearbeitet haben. Inzwischen sind die Regularien geändert worden. Nun müssen die wissenschaft- lichen Leistungen nicht mehr in Verbindung mit unserer Universität erbracht worden sein, sondern es muss eine Verbindung des Wissenschaftlers zu unserem Haus geben. Bei Marcel Reich-Ranicki ist es eine sehr bestürzende und traurige Verbindung. Mir liegt daran, einen wirklich großen symbolischen Akt durchzuführen. Denn wir können jemanden, den wir damals abgelehnt haben, nicht nachträglich zu einem Studium zulassen, das er nie wird antreten wollen und können.

Wie steht es an der Humboldt-Universität generell um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit?
markschies: Bis 1990 wurde dieser Teil der Geschichte weitgehend totgeschwiegen, die DDR ging davon aus, dass ausschließlich der Westen Deutschlands in einem Verantwortungs- und Schuldzusammenhang stünde, im Osten dagegen der Antifaschismus zur Herrschaft gekommen sei. Das hat sich nach 1989 geändert; so ist beispielsweise vor einem Jahr eine Reihe von Bänden erschienen, die die Geschichte einzelner Fakultäten und Personen im Nationalsozialismus ausführlich darstellt.

Mit dem Präsidenten der Berliner Humboldt-Universität sprach Tobias Kühn.

Jerusalem

Baerbock trifft Premier Netanjahu und Präsident Herzog

 17.04.2024

Israel

Omer und ich

Ich habe einen neuen Mitbewohner, einen neuen Freund. Omer Shem Tov ist bei mir eingezogen. Er hat wunderschöne Augen, blaugrün und gutmütig, während ich derzeit schlecht schlafe, schließt er sie nie

von Gabriella Meros  15.04.2024

Naher Osten

G7 verurteilen Angriff auf Israel

Die sieben großen Industriestaaten hatten am Sonntag ein Treffen einberufen

 14.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden ruft Deutschland und die EU zu einer harten Position gegenüber Iran auf

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Großangriff Irans auf Israel mit aller Schärfe verurteilt

 14.04.2024

Rechtsextremismus

Zentralrat: »AfD-Funktionäre müssen immer wieder mit ihren radikalen Ansichten konfrontiert werden«

Zentralratspräsident Josef Schuster äußert sich zum TV-Duell

 12.04.2024

NRW

Haftbefehl gegen drei Jugendliche wegen Terrorverdachts

Sie werden verdächtigt, einen islamistisch motivierten Anschlag geplant zu haben

 12.04.2024

Halle

Anklage gegen Björn Höcke erweitert

Vor Gericht geht es um den Vorwurf der Volksverhetzung. Jetzt sogar um zwei Fälle

 12.04.2024

Berlin

Uni-Präsident: Judenhass an FU nicht akzeptabel

»Antisemitismus ist an der FU nicht hoffähig«, sagt Günter M. Ziegler

 12.04.2024

Ungarn

Andor Grósz will »aktive, stolze und starke jüdische Gemeinschaft«

Der Dachverband Jüdischer Gemeinden erinnert zum Auftakt des Gedenkjahrs an die Holocaust-Opfer

von Andor Grósz  10.04.2024