Schwimmer

Wasserfest

von Mark Brodsky

Für Jason Lezak, Ben Wildman-Tobriner und Garrett Weber-Gale ließen sich zahlreiche Werbesprüche finden – etwa »Die drei Chaverim« oder »Juden im Pool«. Alle drei jüdischen Kurzstreckenschwimmer hoffen, als Teil des amerikanischen Schwimmteams, das zu den Olympischen Sommerspielen in Peking aufbricht, Erfolge einzuheimsen. Sie gehen nicht nur als Einzel- wettkämpfer an den Start, sondern bilden auch drei Viertel der Staffelmannschaft für die 4 x 100 Meter Freistil. »Wir witzeln, dass wir zur Makkabiade fahren und einen Weltrekord aufstellen«, sagt Lezak.
Nimmt man die 41-jährige Dora Torres hinzu, eine jüdische Schwimmerin, die zum fünften Mal an den Olympischen Spielen teilnimmt, sieht es noch besser aus. Die Schwimmer gehören zu den sieben Athleten des amerikanisch-jüdischen Kontingents, das nach China reist. Darunter sind alte Hasen genauso wie Neulinge, und alle haben aussichtsreiche Chancen auf Medaillen bei den am 8. August beginnenden Spielen. Wildman-Tobriner und Weber-Gale werden beim Training als »jüdisches Bindestrich-Team« verulkt, erzählt Wildman-Tobriner. Er sei stolz darauf, fügt er hinzu, neben seinem Heimatland USA in China seine jüdische Herkunft zu vertreten.
Ein weiterer jüdischer Athlet, der im Wasser auf eine Medaille schielt, ist Kajakfahrer Rami Zur. Es ist sein Debüt als Mitglied des US-Teams. Bei den Olympischen Spielen 2000 und 2004 stand er für Israel im Wettbewerb. Auch zwei jüdische Landratten tragen in Peking Rot-Weiß-Blau: die Fechterin Sara Jacobson und die Marathonläuferin Deena Kastor. In Athen 2004 gewannen beide Bronze in ihrer Disziplin.
Lezak ist zum dritten Mal dabei. Bisher hat er bei Olympischen Spielen als Mitglied einer Staffel vier Medaillen gewonnen, einschließlich der Goldmedaille in der 4 x 100 Meter Lagenstaffel 2004 in Athen. Mit 32 Jahren ist er bei den Männern der älteste Schwimmer, der sich für das olympische Team qualifizieren konnte. »Das ist an sich schon eine Leistung«, meint Lezak, der aus Irvine in Kalifornien stammt.
Bei den Olympia-Qualifikationen in Omaha, Nebraska, hat Lezak, der 1 Meter 93 groß ist und 98 Kilo wiegt, mit 0:47,58 Sekunden den amerikanischen Rekord über 100 Meter Freistil gebrochen. Das heißt, er wird vermutlich Schlussschwimmer des Staffelteams sein. »Als Teil eines Teams eine Medaille zu gewinnen ist ein wunderbares Gefühl«, sagt Lezak.
Zum Teil war es sein enttäuschendes Abschneiden als Einzelwettkämpfer in Athen, das Lezak anspornte, seine olympischen Träume weiter zu verfolgen. Er gelangte nicht in die Endausscheidung im 100 Meter Freistilschwimmen, obwohl er, wie er meint, »gute Chancen« auf eine Medaille gehabt hätte. »Ich habe die Vorrunden zu sehr auf die leichte Schulter genommen«, gesteht er. »Ich dachte an die vielen Rennen, die ich schwimmen musste, und sparte zu viel Energie. Das war eine harte Lehre, aber es hat mich auch motiviert, noch einmal vier Jahre zu trainieren. Ich hatte das Gefühl, ich hätte noch etwas zu erledigen.«
Jetzt will Lezak, der in der Staffel und für die 100 Meter im Wettbewerb steht, allein aufs Podium steigen. »Im Grunde bin ich ein Teamplayer«, sagt er. »Aber etwas allein zu machen, fühlt sich auch sehr gut an. Ich habe mir selbst viel zu beweisen. Ich weiß, dass ich es kann.« Seine Konkurrenten Weber-Gale aus Milwaukee, Wisconsin, und Wildman-Tobriner, der wie Lezak aus Kalifornien stammt, werden ihm den Sieg gewiss nicht leicht machen. Bei den Vorausscheiden hat der 22-jährige Weber-Gale Lezak auf den 100 Metern knapp besiegt.
Weber-Gale, der 2005 und 2007 die Weltmeisterschaften gewann, gibt sein olympisches Debüt, nachdem er vor vier Jahren die Aufnahme ins Team knapp verfehlte. Er erwartet, über die 50 und 100 Meter Freistil sowie in den 4 x 100 Meter Freistil- und Lagenstaffeln anzutreten. Der Sportler von der University of Texas prophezeit der US-Mannschaft ein hervorragendes Abschneiden bei den Spielen in Peking. »In meinen Augen ist es das beste olympische Schwimmteam, das jemals zusammengestellt wurde«, sagt Weber-Gale. »In einigen Wettkämpfen stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir mehrere Medaillen absahnen. Und wir können alle drei Staffeln gewinnen.«
Auch der 23-jährige Wildman-Tobriner nimmt zum ersten Mal an Olympischen Spielen teil. Der Athlet wird über die 50 Meter Freistil und in der Staffel antreten. »Dass ich endlich teilnehmen kann, ist furchtbar aufregend«, sagt er. »Ich kann es immer noch nicht richtig fassen.«
Lezak, der sich in den letzten zwei Jahren selbst trainiert hat, berichtet, wie er seine jüngeren jüdischen Kollegen bei den Weltmeisterschaften 2005 kennengelernt hat. »Sie steckten in einer ganz anderen Lebensphase«, sagt er. »Sie besuchten das College, mir war die internationale Szene viel wichtiger.« Inzwischen, so Lezak, redeten sie häufig über ihre jüdische Identität. »Man erlebt nicht sehr oft, dass drei jüdische Olympiateilnehmer in den gleichen Wettbewerben antreten«, sagt er.
Von der Lebenserfahrung ihrer Kollegin Dora Torres könnten alle drei noch etwas lernen. Torres ist Mitglied in der Jewish International Sports Hall of Fame. Obwohl sie eine zweijährige Tochter hat, hat sich die in Los Angeles geborene Athletin, die zur Zeit in Südflorida trainiert, für die 50 und 100 Meter Freistil qualifiziert. In Peking wird sie allerdings nur über die 50 Meter schwimmen. Torres hat insgesamt neun olympische Medaillen gewonnen, darunter viermal Gold. Im Finale der Vorausscheidung für Olympia 2008 stellte sie mit 0:24,25 Sekunden über 50 Meter Freistil einen amerikanischen Rekord auf und verbesserte damit auch ihren eigenen Rekord aus dem Halbfinale. »Dass sie jetzt ihre besten Zeiten aufstellt, ist phänomenal«, sagt Lezak. »Sie ist ein Vorbild für alle Athleten hier.« Ihr Erfolg in fortgeschrittenem Alter weckte den Verdacht auf Doping. Aber Torres hat alle Drogentests bestanden. »Ich habe alles getan, viel mehr, als wozu ich verpflichtet gewesen wäre, um zu beweisen, dass ich drogenfrei bin. Aber heutzutage ist man schuldig, bis man seine Unschuld bewiesen hat«, sagte sie in einem Interview. Ihrem Erfolg tut das keinen Abbruch. Das Time Magazine hievte sie auf das Titelbild seiner Olympia-Ausgabe – unter der Überschrift »Dana Torres & 99 Athleten, die man sehen sollte«.

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