Medaillenregen

Olympische Geschichten

medaillenhelfer
Gleich zwei Juden haben mitgeholfen, dass US-Superstar Michael Phelps einen Rekord schaffte, den vor ihm noch niemand erreichte: acht Goldmedaillen. Im Finale der 4x100-Meter-Staffel war neben Garrett Weber-Gale Schlussschwimmer Jason Lezak am Start – und rettete mit seinem starken Finish den Sieg des US-Quartetts und damit Goldmedaille Nummer 2 für Phelps. Auf den letzten Metern gelang es ihm, den Schlussschwimmer der führenden Franzosen, Alain Bernard, zu überholen und mit einem Vorsprung von acht Hundertsteln zu schlagen.

stehaufmädchen
Wenn Dana Torres (USA) nicht schon seit drei Jahren in der 1981 in Netanja eröffneten Jewish International Sports Hall of Fame wäre, nach den Spielen von Peking wäre sie sicher dort aufgenommen worden. Obwohl schon 41 Jahre alt, gewann die erst vor einigen Jahren zum Judentum Konvertierte über die 50-Meterstrecke, die 500-Meterstrecke und die 4x100-Meter-Lagen-staffel jeweils Silber und beendete damit eine Schwimmkarriere, die 1982 mit dem ersten von vier Weltrekorden begonnen hatte. Wobei man bei Torres nie ganz sicher sein kann, ob sie nicht doch wiederkommt: Bisher hat sie es auf drei Rücktritte, gefolgt von drei Comebacks, gebracht.

pechsträhne
In Athen Bronze, in Peking nichts – für den israelischen Judoka-Star Arik Ze’evi endeten die Spiele 2008 enttäuschend. Obwohl nicht nur im eigenen Land als heißer Medaillenkandidat gehandelt, erlebte er in China seinen »wohl schlechtesten Wettkampf aller Zeiten«. An Rücktritt denkt Ze’evi trotzdem nicht: Zwei Judo-Weltmeisterschaften habe er nun verletzungsbedingt verpasst, sagte er auf einer Pressekonferenz im Olympischen Dorf, und deswegen denke er nicht ans Aufhören, bevor er »wenigstens an einer teilgenommen« habe. Einen Start bei den Spielen in London 2012 wollte der Judokämpfer nicht ausschließen. Es komme darauf an, wie er sich dann fühle. »Wenn ich gut genug bin, dann werde ich dabei sein, wenn nicht, dann eben nicht.«

sport sells
Drei Millionen Schekel lässt sich der israelische Sportkanal die Übertragung der Olympischen Spiele kosten, davon entfallen 1,3 Millionen auf die Rechte für Internet- und Handy-Übertragungen. Auf fünf Kanälen werden täglich 50 Stunden live gesendet, unter anderem von den Entscheidungen im Basketball, Handball, Volleyball und Gewichtheben. Die Crew um Moderator Miri Nevo berichtet aus einem eigens errichteten Studio.
verlaufen
Verletzungsbedingt nur Vorletzter wurde der israelische Hindernisläufer Itar Magidi in seinem Rennen und zeigte sich anschließend entsprechend niedergeschlagen über sein Abschneiden: »Das Rennen sollte der Höhepunkt meiner Karriere werden, und dann wurde es solch eine Enttäuschung.« Schon unterwegs habe er bemerkt, dass nicht viel gehe, »aber aufzu- geben wäre einfach eine noch viel größere Schande gewesen.«

kalter fisch
Koscheres Essen, chinesisch: Jie Sh (sauberes Essen), boomt derzeit in China – nicht nur, weil jüdische Sportler, Funktionäre und Besucher aus aller Welt dem einzigen koscheren Restaurant des Landes neue Besucherrekorde bescheren. Im Olympischen Dorf wird streng auf die Einhaltung der Speisevorschriften geachtet. Und entsprechend speziell für Juden, Moslems, Hindus und Buddhisten gekocht. Bei den diesjährigen Spielen ist der Pekinger Rabbiner Schimon Freundlich (vgl. Jüdische Allgemeine vom 7. August) für die Einhaltungen der Kaschrut-Regeln verantwortlich. Zwischen 300 und 400 koschere Mahlzeiten, rund doppelt so viele wie in Athen, werden täglich gekocht. Die Zutaten dafür zu besorgen, ist einfach – bis auf Fleisch, das derzeit in China weder koscher noch halal produziert wird. Rabbiner Freundlichs Dienste werden aber nicht nur von chinesischen Betrieben, die koschere Lebensmittel produzieren, in Anspruch genommen. Auch ausländische Firmen, die in China nichtkoscher fertigen, bitten ihn immer häufiger, die Produktionsstätten in puncto Hygiene zu überprüfen. Und so mangelt es auch außerhalb der Spiele dem Pekinger »Dini’s Kosher Restaurant« nicht an Kundschaft. Vor einem Gericht schrecken nichtjüdische Chinesen trotz ihres Rufs, alles zu essen, was auf einen Teller passt, bisher allerdings noch zurück: »Gefilte Fisch ist definitiv kein Renner«, berichtete Zhao Haixia, stellvertretende Geschäftsführerin des Dini’s der israelischen Zeitung Haaretz. »Kalter Fisch klingt für Chinesen einfach nicht nach einem attraktiven Gericht.«
trauerfall
Über seinen neuen israelischen Rekord auf der 200-Meter-Schmetterling-Strecke konnte sich der Schwimmer Alon Mandel nicht so richtig freuen. Sechs Tage vor dem Rennen war sein Vater Costa bei Arbeiten im heimischen Garten tödlich verunglückt. Gemeinsam mit der Familie hatte Mandel entschieden, dennoch in Peking zu bleiben. Sein Vater, so erklärte der Sportler, habe ihn immer unterstützt und sei sehr stolz gewesen, dass er es zu den Spielen geschafft habe. »Er hätte gewollt, dass ich weitermache«. Alons ältere Schwester Maya war umgehend nach Peking geflogen, um ihrem Bruder beizustehen.

verspätet
Viel zu spät kam Sportminister Galeb Majadle zum traditionellen Flaggenhissen der israelischen Delegation im Olympischen Dorf. Der Politiker traf erst nach dem Ende der Veranstaltung ein, als die Fahne schon längst am Mast wehte und die Nationalhymne fertig gesungen war. Immerhin hatte Majadle aber eine gute Entschuldigung: Sein chinesischer Guide hatte aufgrund lückenhafter Informationen nicht genau gewusst, wo die Zeremonie stattfinden sollte, und deswegen eine Weile gebraucht, bis er den richtigen Ort gefunden hatte.

nachfolger
Mark Spitz erlebte die Einstellung seines Olympischen Rekordes durch Michael Phelps nicht live in Peking, sondern in Detroit, während er einem seiner Söhne beim Basketballspielen zusah. Er sei nicht eingeladen worden, sagte der jüdische Ex-Schwimmer einer französischen Nachrichtenagentur: »Ich wurde zu einem der fünf wichtigsten Olympioniken aller Zeiten gewählt, und alle anderen, die nicht tot sind, wurden zu den Spielen eingeladen, nur nicht ich. Ja, ich bin darüber ein bisschen verärgert.« Seinem Nachfolger Phelps gratulierte Spitz gleichwohl herzlich. Er sei stolz auf ihn, sagte er: »Die Krone ist bei dir in guten Händen.«

Zusammengestellt von Elke Wittich

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