Olympiaboykott

Nicht im Sinne der Sportler

Herr Osterer, nach den Menschenrechtsverletzungen in Tibet gibt es Überlegungen, die Olympischen Spiele in Peking zu boykottieren. Sollte der Sport in dieser Weise politisiert werden?
osterer: Bei den Spielen 1972 in München sind elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist durch Terroristen ermordet worden. Damals forderte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Avery Brundage, »the games must go on«. Völlig egal, ob es Tote gab, die Spiele sollten weitergehen. Wenn es damals keine Unterbrechung gab, so sehe ich nicht, warum jetzt die Olympischen Spiele in Peking boykottiert werden sollten – ich meine von Seiten der Sportler. Die Politiker sollten sehr wohl Druck auf die chinesischen Organisatoren ausüben. So wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt hat, dass sie, und andere Politiker auch, nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen werden. Ansonsten solidarisieren wir uns mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, in dem wir Mitglied sind, und mit den Aussagen des Präsidenten, Thomas Bach.

Gibt es andere Gründe, warum Sportveranstaltungen boykottiert werden sollten, zum Beispiel antisemitische Schmähungen der Aktiven, wie gerade wieder bei einem Fußballspiel in Berlin?
osterer: Da wir als Makkabi-Deutschland nicht in einem Ligabetrieb eingebunden sind, kommen solche Ereignisse sehr selten vor. Wir haben zwar Trainingsspiele gegen andere Mannschaften, aber das sind gutwillige Gegner. In den Lokalvereinen, wie in Frankfurt, München oder Berlin kommen solche Ausschreitungen hingegen schon öfter vor, auch in anderen Sportarten außer dem Fußball.
Erhebt Makkabi dennoch seine politische Stimme?
osterer: Wir sind als Dachorganisation in bundesweite Organisationen eingebunden, die gegen Gewalt im Sport sind. Vor kurzem war ich selbst zusammen mit dem Thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus bei einem Treffen der Organisation »free action« Dabei haben wir eine Vereinbarung für Sport ohne Gewalt, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus unterzeichnet.

Makkabi ist als Sportverein auch für nichtjüdische Sportler offen. Können Sie zur politischen Integration beitragen?
osterer: Ja, das möchten wir. Inwiefern uns das gelingt, auch die Verständigung zwischen den Sportlern, zwischen Juden und Nichtjuden zu erreichen, sei dahingestellt. Wir versuchen darüber hinaus, uns an verschiedenen Aktionen zu beteiligen. Aber was wir ausrichten können, ist minimal. Bei uns sind gerade mal 4.000 Sportler bundesweit aktiv.

Mit dem Präsidenten von Makkabi-Deutschland sprach Heide Sobotka.

Diplomatie

Netanjahu geht auf Belgiens Premier los

Für seine Entscheidung, Palästina als Staat anzuerkennen, wird Bart De Wever vom israelischen Ministerpräsident persönlich attackiert

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Hannover

Angriff auf Gedenkstätte: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Ein 26-jähriger Rechtsextremist war im Mai in Budapest festgenommen worden

 02.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Ankara

Türkei bricht Handelsbeziehungen zu Israel ab

Der Handel der Türkei mit Israel belief sich im Jahr 2023 noch auf mehrere Milliarden US-Dollar. Nun bricht die Türkei alle Handelsbeziehungen zu Israel ab. Doch es ist nicht die einzige Maßnahme

 29.08.2025

Geburtstag

Popstar der Klassik: Geiger Itzhak Perlman wird 80

»Sesamstraße«, »Schindlers Liste« und alle großen Konzertsäle der Welt natürlich sowieso: Der Geiger gehört zu den ganz großen Stars der Klassik. Jetzt wird er 80 - und macht weiter

von Christina Horsten  29.08.2025

Bonn

Experte: Opfer mit Bewältigung von Rechtsterror nicht alleinlassen

Der erste NSU-Mord liegt beinahe 25 Jahre zurück. Angehörige der Opfer fordern mehr Aufmerksamkeit - und angemessenes Gedenken, wenn es um rechtsextreme Gewalt geht. Fachleute sehen unterschiedliche Entwicklungen

 29.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebende Renate Aris wird 90

Aris war lange stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. 1999 gründete sie den ersten jüdischen Frauenverein in den ostdeutschen Bundesländern

 25.08.2025