USA

Mit Familiensinn

von Larry Luxner

Wann ist eine orthodoxe Konversion wirklich koscher? Wie lange soll ein angehender Jude studieren müssen, bevor er als Konvertit allgemein akzeptiert wird? Und wieviel soll der Rabbiner, der die Konversion betreut, dafür in Rechnung stellen? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Tatsächlich haben sich bis vor kurzem nur wenige orthodoxe Rabbiner diese Fragen gestellt, jedenfalls öffentlich. Und die meisten, wenn nicht alle, akzeptierten Bewerber mit jüdischen Ehepartnern nicht. Allmählich aber beginnt die orthodoxe Ge- meinde, nichtjüdische Ehepartner zu ermutigen, eine Konversion in Übereinstimmung mit der Halacha, dem jüdischen Gesetz, zu beantragen.
»Wir reichen nichtjüdischen Partnern in Mischehen die Hand und schlagen ihnen vor, sich für die Konversion zu bewerben, sofern sie sich ernsthaft und wahrhaftig bemühen, religiöse Juden zu werden«, sagt Rabbiner Leib Tropper, Mitbegründer der Organisation Eternal Jewish Family (EJF) aus Monsey, New York.
Demographie könnte viel mit diesem Sinneswandel zu tun haben. Laut Tropper sind 50 Prozent der nichtorthodoxen Juden in den Vereinigten Staaten mit Nichtjuden verheiratet, noch einmal 20 Prozent sind mit Ehepartnern verheiratet, die gemäß dem Reformjudentum oder der konservativen Richtung konvertiert sind – was orthodoxen Juden als nicht koscher gilt.
Im letzten Monat organisierte die EJF unter dem Titel »Allgemein akzeptierte Konversionen in Mischehen« (Universally Accepted Conversions in Intermarriage) eine Konferenz in Florida. 170 führende Rabbiner, die das ganze Spektrum von modern-orthodox bis Lubawitsch abdecken, nahmen daran teil einschließlich die Oberrabbiner von Israel und Polen.
»Die innerhalb der jüdischen Gemeinschaft herrschende Vorstellung, daß Mischehepaare nicht willkommen sind und orthodoxe Rabbinatsgerichte ihre Konver- sion nicht anerkennen, wird durch die Tätigkeit dieser Organisation zunehmend widerlegt«, sagt der Leiter der Konferenz, Marvin Jacob.
Die Gruppe hat in den Vereinigten Staaten sieben Rabbinatsgerichte (Batej Din) etabliert und ist dabei, weitere einzurichten. Wenn Rabbiner sich der EJF anschließen, werden sie automatisch Teil dieses Netzwerks von Gerichten, die Konversionen durchführen, sagt Jacob. Laut Tropper will die Gruppe nicht missionieren, sondern »allgemeingültige Standards für die Konversion zum Judentum schaffen«.
Auch Rabbiner Moshe Krupka, nationaler Direktor der Orthodox Union, hält die Standardisierung der Konversionen für eine gute Idee. »Unsere Hoffnung ist, daß wir im Ergebnis keine mittelmäßigen Standards haben. Wenn wir als Glaubensgemeinschaft einen Konvertiten in unserer Mitte willkommen heißen, muß die Richtschnur die Annahme der Tora und eine Lebensführung im Sinne der Tora sein, damit es unsere Gemeinschaft als Ganzes erhöht«, sagt Krupka. »Das Letzte, was wir wollen, ist, daß Menschen eine Konversion vollziehen, die ihr Leben verändern, nur um dann festzustellen, daß das Verfahren fehlerhaft war.« In den Augen eines anderen Rabbiners stehen die Konferenz und die EJF selbst für eine grundlegende Veränderung im Denken des orthodoxen Establishments in den USA. »Der Trend ist, der Wirklichkeit ins Auge zu blicken. Von 5,2 Millionen Juden in Amerika leben etwa eine Million in Mischehen. Was machen sie mit ihnen?«, fragt ein Rabbiner, der nicht wollte, daß sein Name oder der seiner Gemeinde genannt wird. »Viele dieser Juden würden halachisch konvertieren, aber bislang hat die orthodoxe Gemeinde sie abgeschrieben.« Durch die Standardisierung des Konversionsprozesses hofft die EJF, der Gemeinde in Mischehen lebende Paare zuzu- führen, die geloben, das orthodoxe Judentum zu praktizieren und koscher zu leben. »Wir lassen Menschen, die bereit sind, oft monatelang, wenn nicht jahrelang warten, um ihre Aufrichtigkeit zu prüfen. Kein Wunder, daß viele in der Wartezeit das Interesse verlieren und aufgeben,« sagt Jacob. Wenn die Richter überzeugt sind, daß der Bewerber es ehrlich meint mit der Einhaltung der Gebote, »drängen wir darauf, daß die Konversion sofort stattfindet, denn das sagt die Halacha«.
Die drei Richter müssen absolut überzeugt sein, daß das Paar einwilligt, die Mizwot zu beachten. Aber »wenn sie erst einmal in einer Konversion zum Juden erklärt wurden, sind sie Jude, ob sie die Gesetze einhalten oder nicht«. In der Vergangenheit, sagt Tropper, »herrschte in Bezug auf Konversion die Meinung vor, daß es für einen Partner in einer Mischehe äußerst mühevoll sei, einen orthodoxen Rabbiner zu überzeugen, ihn zu konvertieren. Besser sei es, den konservativen Weg einzuschlagen.
Auch die Frage, wie lange ein angehender Konvertit studieren muß, steht zur Debatte. Wichtiger seien die Überzeugung und die Entschlossenheit des Bewerbers, meint Tropper. »Wenn jemand sehr zielstrebig ist, kann das Studium in fünf Monaten abgeschlossen werden. In anderen Fällen kann es bis zu zwei Jahren dauern«, sagt er. Wichtig sei es, daß der Bewerber weiß, was er wissen muß, und daß er sich verpflichtet, es zu praktizieren und einzuhalten«.
In den acht Monaten seit Gründung der EJF wurden 70 Konversionen durchgeführt. »Darüber hinaus gibt es 130 Bewerber, die gerade für die Konversion studieren.« Auf der Website laufen durch- schnittlich sechs Bewerbungen pro Woche ein. Batej Din wirken in Los Angeles, Lakewood (New Jersey), Monsey (New York), Philadelphia, Chicago, Cleveland und Jerusalem.
»Das A und O unserer Arbeit ist, dafür zu sorgen, daß Paare, die in Mischehen leben, dieselben Leidenschaften teilen. Dafür reise ich durchs ganze Land,« sagt Tropper. Die Organisation sei auch an der Ausbildung der Richter für die Batej Din beteiligt. Rabbiner, die sich in das Programm einschreiben, studieren zwei Stunden pro Tag, vier Tage pro Woche und erhalten ein Stipendium von 700 Dollar im Monat.
Die Gruppe befürwortet auch einheitliche Gebühren für Konversionen. Eine faire Gebühr betrage etwa 300 Dollar pro Dajan (rabbinischen Richter), bis zu maximal 1.000 Dollar für alle drei. »Ich hörte von einem orthodoxen Rabbiner, der 7.500 Dollar berechnet«, betont Jacob. »Es tut mir außerordentlich leid, daß es Juden gibt, die ihr jüdisches Potential nicht ausschöpfen. Aber deshalb sollten die Anforderungen, die man erfüllen muß, um Jude zu werden, auf gar keinen Fall heruntergeschraubt werden, vor allem wenn wir glauben, daß das Judentum eine göttliche Bestimmung ist.«

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