Rassismus

»Kongo, Ruanda oder so«

von Johannes Boie

Wie eine Podiumsdiskussion zum Thema Rassismus nicht ablaufen sollte, konnte man am Dienstag dieser Woche in der Berliner Akademie der Künste lernen. »Wie steht es um die ethische Verfassung Deutschlands?« lautete die Frage. Moderator Thomas Roth (ARD) hatte andere allerdings andere Prioritäten: »Ich muß Fußball gucken.«
Der Rest des Podiums war nicht besser. Die Schauspielerin Katja Riemann zum Beispiel. Ihr Mittel gegen Rassismus: »Zivilcourage als Schulfach statt Biologie.« Außerdem erzählte sie von ihren vielen tollen Reisen »nach Kongo, Ruanda oder so.« Uwe-Karsten Heye, Ex-SPD-Regierungssprecher, Vorsitzender des Vereins »Gesicht Zeigen« und Duz-Freund von Moderator Roth, machte das dreigliedrige Schulsystem für die Neonazis im Land mitverantwortlich und fand dafür auch gleich die richtigen Worte: »Niemand selektiert so früh wie wir«, rief er in den Raum, »das führt zu Aggression und Gewalt.«
Mit der Sprache hatten die engagierten Antirassisten auf dem Podium überhaupt ihre Probleme. Fast durchgehend war von »Farbigen« die Rede; schwarze Deutsche wurden zu Opfern von »Fremdenhaß«; Antisemitismus, Rassismus und Rechtsradikalismus wurden synonym verwendet. Eine Analyse fand nicht statt. Stattdessen durfte jeder Diskussionsteilnehmer mit sorgenvoller Stimme belanglose Ge-schichtchen aus dem eigenen Leben erzählen: »Einmal in der S-Bahn ...«
Alle hatten etwas zu sagen. Allein der einzige Schwarze auf dem Podium mußte schweigen. Simplice Freeman war als »Immigrant und Opfer von rechter Gewalt« geladen. In der Akademie wurde er vor allem ein Opfer von Thomas Roths Ignoranz. Die Frage, wie die Welt auf Deutschland sieht, stellte Roth nicht dem Immi- granten, der es wissen müßte, sondern lieber Katja Riemann. Die sagte, über die Frage müsse sie länger nachdenken, zog es dann aber vor, lieber lange zu reden.
Daß Rassismus nicht immer gleich in physischer Gewalt zum Ausdruck kommt, sondern oft auch Sprache und Verhalten selbst der vermeintlichen Antirassisten infiltriert, ist eine Binsenweisheit. In der Akademie der Künste wurde sie eindrucksvoll bestätigt.

Medien

Zwischen dem demokratischen Staat Israel und der Terrororganisation Hamas darf es keine Äquidistanz geben

Ein Essay von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  23.07.2024

Ramallah/Tel Aviv

Hamas-Terroristen bei Drohnenangriff in Tulkarem getötet

Im Westjordanland heizt sich die Lage weiter auf

 23.07.2024

Washington D.C./Tel Aviv/Gaza

Netanjahu in den USA: Geisel-Angehörige hoffen auf Abkommen

Die Lage am Dienstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 23.07.2024

Nordhausen

Paus besucht KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Paus: Die Gedenkstätte zeige, wohin Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus führen können

 22.07.2024

Cottbus

Förderung für Schulprojekt zu NS-Geschichte

Höhepunkt des Projekts ist eine einwöchige Studienfahrt nach Theresienstadt und Prag

 22.07.2024

20. Juli 1944

Gedenken an gescheitertes Hitler-Attentat

Bundeskanzler Olaf Scholz wird bei der Veranstaltung sprechen

 19.07.2024

Angela Merkel

Sie gewann die Herzen der Israelis

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Mittwoch 70. Eine Würdigung von Shimon Stein

von Shimon Stein  17.07.2024 Aktualisiert

Pro & Contra

Zurück zur Wehrpflicht?

Zwei Meinungen zur Debatte

von Boris Schulman, Rainer L. Hoffmann  17.07.2024

Nahost

Bundesregierung wirbt für Waffenstillstand im Gazastreifen

Im Auswärtigen Amt ermahnte ein Sprecher abermals Israel

 15.07.2024