Evangelische Kirche hat sich nicht schützend vor die Verfolgten gestellt

Kirche erinnert an Deportierte

Der für »Stolpersteine« bekannt gewordene Künstler Gunter Demnig verlegt »Stolperschwellen«, wo eigentlich sehr viele »Stolpersteine« verlegt werden müssten. Foto: picture alliance / dpa

Mit der Verlegung einer sogenannten »Stolperschwelle« erinnert die evangelische Kirche in Berlin am Freitag an die Deportation und Ermordung getaufter Menschen jüdischer Herkunft. Das Gedenkzeichen soll im Stadtteil Prenzlauer Berg in der Kastanienallee vor dem Haus verlegt werden, in dessen Hinterhof sich die Messiaskapelle befand, wie der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte am Donnerstag mitteilte. Zwischen Januar 1933 und Januar 1941 hätten sich hier mehr als 700 Menschen jüdischer Herkunft taufen lassen. Mindestens 86 von ihnen seien deportiert worden, nur zwei überlebten.

Die 1902 gegründete Messiaskapelle war den Angaben zufolge zentraler Ort für den Taufunterricht meist erwachsener Jüdinnen und Juden aus ganz Berlin und für deren spätere Taufe. Die Kapelle wurde 1938 bei den Novemberpogromen verwüstet und 1941 »gewaltsam geschlossen«. Nach 1945 und bis in die 80er Jahre trafen sich hier regelmäßig Überlebende. Nach dem Verkauf des Hauses 2009 wurde die Kapelle von der Kirche aufgegeben. Heute werde sie von privaten Investoren genutzt.

Superintendentin Silke Radosh-Hinder betonte, es solle vor allem der Opfer gedacht werden. »Wir erinnern aber auch selbstkritisch daran, dass sich die Evangelische Kirche nicht schützend vor die Verfolgten gestellt hat - sie war an der Auslieferung von Christinnen und Christen jüdischer Herkunft an die NS-Behörden aktiv beteiligt«, sagte sie. In der Nazi-Zeit verweigerten demnach viele evangelische Kirchengemeinden Menschen jüdischer Herkunft die Taufe und schlossen bereits Getaufte aus ihren Reihen aus.

Die Verlegung der »Stolperschwelle« ist am Freitag, 6. Oktober, 14 Uhr, vor dem Haus Kastanienallee 22, Berlin-Prenzlauer Berg. Im Anschluss ist eine kurze Gedenkfeier geplant.

Der für seine »Stolpersteine« in Erinnerung an NS-Opfer bekannt gewordene Künstler Gunter Demnig verlegt »Stolperschwellen« an Orten, wo eigentlich sehr viele »Stolpersteine« verlegt werden müssten. epd

Kulturkolumne

Als Phil mich fütterte

Her mit den 90 Prozent!

von Sophie Albers Ben Chamo  04.05.2025

Gedenkstätten

70 Länder auf neuem Gedenkstein in Neuengamme

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge wird das Gedenkzeichen am Sonntag eingeweiht

 02.05.2025

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025