dominikanische republik

Kibbuz in der Karibik

Einschränkungen, Quotenregelungen, verschlossene Tore. Als Ende der 30er-Jahre immer mehr Länder ihre Grenzen für fluchtwillige Juden dichtmachten, öffnete sich in der Karibik ein sicherer Ort: die Dominikanische Republik. Ausgerechnet jenes Land, das unter dem brutalen Regime von Diktator Rafael Leonides Trujillo stand, der mit Hitler paktierte. Rund 10.000 jüdische Flüchtlinge aus Europa erreichten das rettende Ufer der Insel. Der Journalist Hans-Ulrich Dillmann und die Historikerin Susanne Heim haben sich auf Spurensuche begeben und legen mit dem Buch Fluchtpunkt Karibik den ersten umfassenden Überblick zu dem vergessenen Exil vor.
Für die Autoren liegen die Motive des Diktators in einer etwas kruden Mischung aus ökonomischem Kalkül, Gönnerhaftigkeit und Rassismus. Trujillo wollte die dunkelhäutige Bevölkerung seines Reiches durch die Einwanderung »weißer« Europäer »aufhellen«. Da kamen ihm Juden gerade recht. Einen »furchterregenden Lebensretter« nannte ihn die Lyrikerin Hilde Domin, die mit ihrem Mann 1940 auf die Insel kam. Den Autoren zufolge hatte Trujillo aber auch ein klares politisches Interesse: Vor allem gegenüber den USA, mit denen er im Dauerclinch lag, wollte er auf diese Weise sein Image aufpolieren.
Sosúa war bis zur Ankunft der ersten Flüchtlinge aus Europa ein verschlafenes Städtchen im Norden der Insel. Nach dem Willen Trujillos sollte hier ein Vorzeigesiedlungsprojekt entstehen. Der jüdischen Hilfsorganisation JOINT schwebte eine Art karibischer Kibbuz vor. Mit dem Anbau von Obst und Gemüse sowie Viehzucht sollte ein Musterprojekt aufgebaut werden.
Detailliert legen die Autoren die widrigen Umstände offen, die das ehrgeizige Projekt letztlich scheitern ließen. Vor allem im amerikanischen State Department gab es starke Vorbehalte gegen Trujillo und seinen korrupten Clan. Dabei hatte Präsident Roosevelt durchaus Interesse an einer erfolgreichen Ansiedlung in Sosúa, galten für ihn solche Siedlungsprojekte doch als eine Art »bevölkerungspolitische Versuchsfelder«.
Probleme gab es aber auch vor Ort jede Menge. Der Aufbau einer sich selbst verwaltenden Kooperative mit kollektivwirtschaftlichem Muster ging nur schleppend voran. In Konkurrenz mit anderen, vor allem den zionistischen Siedlungsprojekten in Palästina fehlte Geld. Viele deutschsprachige Siedler waren nur schwer zu aufreibender Arbeit unter den harten Bedingungen der Tropen zu bewegen.
Die Studie zeigt denn auch die ganze Bandbreite an Unwägbarkeiten des Exils, das Gefühl von Entwurzelung und Fremdheit in neuer Umgebung, den Argwohn der Einheimischen. Vor allem aber stellte der akute Frauenmangel die jüdischen Siedler immer wieder vor die existenzielle Frage, wie die Gemeinde fortbestehen solle. So wundert es kaum, dass viele der Exilanten nach dem Krieg weiterzogen, vor allem in die USA. Die jüdische Gemeinde des Landes blieb eine exotische Erscheinung. Heute zählt sie gerade noch 250 Mitglieder.
Trotz der dargelegten Probleme kommen Dillmann und Heim zu dem überraschenden Schluss, dass erst jüdische Einwanderer den Boden für den späteren Tourismusstandort Sosúa bereitet haben. Immerhin sind seit den 50er-Jahren Millionen Touristen an die palmenumsäumten Sandstrände der Insel geströmt. Die jüdische Gemeinde, so die Autoren, habe wesentlich zum ökonomischen Aufbau beigetragen und gar die Milchwirtschaft im Land überhaupt erst begründet. Carsten Dippel

Deutschland

Merz will nach Wadephul-Bericht über Israel-Politik entscheiden

Der Bundeskanzler wird am Samstag mit dem Außenminister sprechen

 01.08.2025

Niedersachsen

Hannover will Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen

Getragen wird die Initiative von einer ungewöhnlichen Allianz aus Stadt, jüdischer und palästinensischer Gemeinde

von Kilian Genius  01.08.2025

Nahost

Israel: Weitere Lkw mit Hilfsgütern erreichen Gazastreifen

Am Montag erreichten mehr als 200 Lastwagenladungen den Gazastreifen

 29.07.2025

Naher Osten

Trump fordert zu Essenslieferungen nach Gaza auf

Es gebe viele hungernde Menschen in Gaza, deswegen sei es jetzt vor allem wichtig, »dass die Menschen etwas zu essen bekommen«, so der US-Präsident

 28.07.2025

Großbritannien

Londoner Bürgermeister fordert Anerkennung von Palästinenserstaat

Aus israelischer Sicht würde ein solcher Schritt zu diesem Zeitpunkt einer Belohnung des Terrors gleichkommen

 24.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025

Berlin

Bundestagspräsidentin will Angehörige israelischer Geiseln treffen

In dieser Woche sind Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln in Berlin. Am Dienstag kommt Bundestagspräsidentin Klöckner mit ihnen zusammen. Sie formuliert im Vorfeld klare Erwartungen

 07.07.2025