Imanuel-Chor

»Jetzt du, Florian«

von Christine Schmitt

Zwei Hände an einer kleinen Rassel. Florians Finger sind schmal und steif. Alleine etwas in seine Hände nehmen kann er nicht. Die anderen Finger gehören seiner Mutter, die ihm hilft. Zärtlich legt sie ihre Hand über seine. Der 16jährige singt mit – auch wenn man keine Worte versteht und keine Melodie erkennt. Er ist behindert. Florian ist gelähmt und auf seinen schweren Rollstuhl angewiesen. Ferner gilt er als blind und kann nicht sprechen. Für die anderen Mitglieder des Imanuel-Chores ist seine Einschränkung nichts Außergewöhnliches. Denn zwei weitere Sänger sitzen ebenfalls im Rollstuhl.
Von den insgesamt 30 Mitgliedern dieses besonderen Chores sind etwa 15 behindert, von denen die meisten als geistig behindert gelten. »Die anderen 15 bis 20 Mitglieder sind ›gesund‹, oder das was man darunter versteht«, sagt Monika Almekias-Siegl, die den Imanuel-Chor 1979 gegründet hat. Mehrere Sänger des Chores begleiten immer freitags den Gottesdienst in der Synagoge an der Herbartstraße.
Monika Almekias-Siegl war selber gerade mal 26 Jahr alt und steckte noch in der Ausbildung zur Musiktherapeutin, als sie ihr erstes Kind bekam. Ihr Sohn Dan kam mit dem Down-Syndrom auf die Welt. Sie stellte fest, daß ihr Sohn hochmusikalisch war und suchte nach einem Chor, in dem er hätte singen und musikalisch gefördert werden könnten. »Doch den mußte ich schon selber gründen«, sagt sie heute. »Ich habe es für meinen Sohn gemacht.« Sie gab eine Anzeige in mehreren Tageszeitungen auf, daß sie behinderte und nichtbehinderte Kinder zur Gründung eines integrativen Chores sucht. Etwa die Hälfte der Sänger sind Mitglieder der Jüdischen Gemeinde. Viele seien richtig gute Sänger geworden. Auf dem Programm stehen religiöse und folkloristische hebräische Lieder, einige auch in deutscher Sprache.
»Heinz Galinski hatte recht bald nach der Gründung des Chores die Schirmherrschaft übernommen«, sagt Almekias-Siegl. Viermal ist der Chor nach Israel gefahren. Als sie dort einmal beim Festival »Chöre aus aller Welt« auftraten, bekamen sie schon großen Beifall, bevor überhaupt ein einziger Ton gesungen wurde.
Keinen Beifall, aber viel Anerkennung erhält der Chor für seinen Mitwirkung bei den Synagogengottesdiensten. Mit Oberkantor Estrongo Nachama hat der Chor die liturgischen Lieder zum Schabbat einstudiert. Überhaupt, Estronga Nachama. »Er hat sehr viel für uns getan, einfach dadurch, daß er mit uns zusammen gesungen hat«, sagt die Chorleiterin. Er habe keine Berührungsängste gehabt. Die Förderer in der Jüdischen Gemeinde seien mit seinem Tod verschwunden, bedauert Monika Almekias-Siegl. Sie würde sich für ihre ehrenamtliche Chorarbeit überhaupt mehr Unterstützung von der Gemeinde wünschen.
»Holt mal eure Trommeln hervor«, sagt sie. Zu den Melodien wird nun auch der Takt mit angegeben. Florian strahlt. Dann ist Pause. »Er liebt die harmonischen Klänge«, sagt seine Mutter, die die ganze Zeit über seine Hand hält. Für ihn sei der Gesang immer wieder ein Erlebnis. Als sieben Monate altes Baby ist er nach einer schweren Krankheit ins Koma gefallen, von dem als Folgeschaden die spastische Lähmung und die Blindheit blieben. Florian findet die Pause indes langweilig und wird unruhig. »Gleich geht es weiter, Süßer«, versichert ihm eine Sängerin. Seit einem Jahr ist er dabei. »Ich finde Musik und die Lebendigkeit bei den Proben für ihn sehr wichtig«, meint seine Mutter, die ihn immer begleitet und unterstützt. Es geht weiter mit der Probe.
»Jetzt du, Florian«, ruft Monika Almekias-Siegl – und der 16jährige ist so motiviert, daß er seinen Kopf hochhebt, mitsummt und übers ganze Gesicht strahlt.

Imanuel-Chor: Telefon 030/ 302 20 93

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