Abraham Jehoschua

»Ich schreibe weiter«

Herr Jehoschua, wo haben Sie den ersten Raketenangriff auf Haifa am Sonntag- morgen erlebt?
jehoschua: Ich war im Cafe »Monsa« auf dem Berg Carmel, hörte nicht einmal den Knall, weil das Lokal sich in einem Einkaufszentrum befindet. Die zweite Angriffswelle am Montag hörte ich dagegen sehr wohl. Es waren mehrere Explosionen und die Sirenen heulten.

Wir hören, daß viele Menschen Haifa, verlassen, die Straßen menschenleer, die meisten Läden und Restaurants geschlossen sind. Wie erleben Sie die Stadt?
jehoschua: Ich bin nicht selbst herumgefahren, habe aber gerade die Bank angerufen. Dort arbeitet man wie gewohnt, ebenso beim Postamt. Die Notstandssituation ist relativ, denn wir sind Krieg bereits gewöhnt. Wir haben die Scud-Raketen im Golfkrieg und die Selbstmordanschläge erlebt, die viel verheerender waren. Man hat Angst, aber die Chancen, getroffen zu werden, sind sehr gering.

Können Sie trotzdem arbeiten?
jehoschua: Ich schreibe weiter, natürlich öfter vor dem Fernsehen. Die meisten Patienten meiner Frau, die Psychologin ist, sagen jedoch die Beratungstermine ab. Ich bin im letzten Drittel meines neuen Romans, in dem die Charaktere nichts von Hisbollah und von deren Chef Nasrallah gehört haben. Diese Figuren fordern von mir, mich mit ihnen weiterhin zu beschäftigen. Also höre ich eher ihnen als den Politikern im Fernsehen zu.
Sie leben seit 1967 in Haifa. Denken Sie in diesen Tagen daran, eine Zeitlang die Stadt zu verlassen?
jehoschua: Wir haben eine Wohnung in der Stadt Ramat Gan bei Tel Aviv, die unseren Enkelkindern gehört. Dort verbringen wir die Wochenenden und kümmern uns um die Enkelkinder. Wir haben dort auch das letzte Wochenende verbracht und sind Sonntag früh zurückgekehrt. Die Kinder sind sauer auf uns. Sie wollen, daß wir zurückkehren. Aber wir bleiben erstmal in Haifa, weil ich altmodisch bin und eine Solidarität mit den Menschen empfinde, die Haifa nicht verlassen können und die hier bleiben müssen. Am nächsten Wochenende fahren wir wieder nach Ramat Gan. Vielleicht sehen wir ja dort die Rakete, die die Hisbollah auf Tel Aviv feuern möchte.
Wird dieser Krieg ein langer Roman oder eher eine kurze Episode sein?
jehoschua: Der Krieg wird ein bis zwei Wochen dauern. Unser richtiges Ziel ist es, die Hisbollah rund 20 Kilometer von der Grenze zu entfernen. Niemand in Israel denkt wirklich an die Zerschlagung der Hisbollah, die Liquidierung ihrer Führung oder an eine neue Ordnung im Libanon. Wir wollen nur, daß die libanesische Armee zusammen mit internationalen Truppen entlang der Grenze eine Pufferzone errichtet. Danach müßte Israel libanesische Gefangene gegen die zwei entführten Israelis austauschen. Israel muß die jüdischen Werte beachten und alle Geiseln nach Hause bringen lassen.

Das Gespräch führte Igal Avidan.

Thüringen

Buchenwald-Komitee droht mit Boykott von Gedenkfeiern

Die mögliche Wahl des AfD-Abgeordneten Jörg Prophet zum Vizepräsidenten des Landtags sorgt für Zündstoff. Zuletzt signalisierte die CDU von Ministerpräsident Mario Voigt Gesprächsbereitschaft gegenüber der AfD

 24.01.2025

Erinnerung

Gedenken an ermordete Sinti und Roma Europas

Der 27. Januar ist seit 2005 internationaler Holocaust-Gedenktag

 23.01.2025

TV-Tipp

»Die Frau in Gold« - Helen Mirren und Ryan Reynolds kämpfen um Raubkunst

Drama um das jüdische Kunsterbe einer Familie aus der NS-Zeit

von Franz Everschor  23.01.2025

Kommentar

Die europäische Iran-Politik braucht eine Zeitenwende

Die Chancen, das Mullah-Regime zu schwächen und damit den Nahen Osten zu stabilisieren, sind mit der Präsidentschaft Donald Trumps gestiegen

von Remko Leemhuis  22.01.2025

Westjordanland

Israelische Armee führt Einsatz in Terrorhochburg Dschenin durch

Ministerpräsident Netanjahu zufolge soll damit der Einfluss des Irans geschwächt werden

 21.01.2025

Nahost

Ägypten schickt weitere Hilfe in den Gazastreifen

Rund 220 weitere Lastwagen wurden den Behörden in Kairo zufolge geschickt. Israel hat diesen Monat bereits 1693 LKW mit entsprechender Ladung für Gaza abgefertigt

 20.01.2025

Israel

Regierung will Geisel-Deal am Nachmittag bestätigen

Nach einem vorherigen Plan hätte die Bestätigung erst nach dem Schabbat erfolgen sollen

 17.01.2025

Berlin

Deutscher Appell an Israel und die Hamas

Das Abkommen für eine Waffenruhe im Gazastreifen ist noch nicht in trockenen Tüchern. Deutschland ruft beide Seiten eindringlich zur Zustimmung auf

 17.01.2025

Israel

Sicherheitskabinett beginnt Sitzung zu Gaza-Deal

Voraussichtlich am Samstagabend muss noch die Regierung zustimmen

 17.01.2025