Zug der Erinnerung

»Ich finde das ziemlich peinlich«

Herr Hermann, die Bahn will den »Zug der Erinnerung« nicht in den Berliner Hauptbahnhof einfahren lassen. Aus technisch-organisatorischen Gründen, wie sie sagt (vgl. S. 2). Ist das gerechtfertigt?
hermann: Nein, natürlich nicht. Wenn sie wollte, dann könnte sie das ermöglichen. Andere Sonderzüge fahren da ja auch ein. Offenbar will die Bahnführung nicht, dass der »Zug der Erinnerung« im neuen Hauptbahnhof haltmacht und an die Rolle der Bahn während der NS-Zeit erinnert.

Es liegt also nicht nur an den »betrieblichen Gründen«?
hermann: Der »Zug der Erinnerung« passt einfach nicht in die Strategie des Unternehmens, sich fit für den Börsengang zu machen. Da mag man nicht immer wieder an die unangenehme Geschichte zwischen 1933 und 1945 erinnert werden. Doch die Bahn ist nun mal ein besonderes deutsches und immer noch staatliches Unternehmen.

Die Bahn bietet als Einfahrtmöglichkeit die Bahnhöfe Gesundbrunnen und Charlottenburg an. Sind das Alternativen?
hermann: Das ist der Versuch, den »Zug der Erinnerung« aufs Abstellgleis zu schieben. Nach außen will man den Eindruck vermitteln, dass man ja eigentlich guten Willens ist.

Welchen Einfluss kann die Politik auf die Entscheidung der Bahnführung nehmen?
hermann: Ärgerlich ist, dass Parlamentarier da keinen direkten Zugriff haben. Die verkehrspolitischen Sprecher der Bundestagsparteien haben in einem Brief an Hartmut Mehdorn darum gebeten, dem »Zug der Erinne- rung« entgegenzukommen: Wenn die Bahn nicht auf das Geld für die Trassennutzung verzichten will, so solle sie die Initiative zumindest mit einer Spende unterstützen. Leider kam eine Absage. Immerhin hat der Aufsichtsratsvorsitzende, der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, vorgeschlagen, ersatzweise 100.000 Euro an eine deutsche oder internationale jüdische Einrichtung zu spenden, um zu zeigen, dass man der historischen Verantwortung gerecht werden will.

Kauft sich die Bahn damit frei?
hermann: Sie versucht es, mit einer Art »Strafspende«: Wir geben einer uns angenehmen Organisation einen bestimmten Betrag. Aber der »Zug der Erinnerung« bekommt nichts. Der hat uns geärgert und unser Image beschädigt. Ich finde das ziemlich peinlich.

Mit dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen sprach Katrin Richter.

Berlin

Bundesamt entscheidet wieder über Asylanträge aus Gaza

Seit Anfang 2024 hatte das BAMF nicht mehr über Asylanträge aus Gaza entschieden. Nun wurde der Bearbeitungsstopp laut Innenministerium aufgehoben

 18.07.2025

Syrien

Netanjahu will keine Regierungstruppen südlich von Damaskus

Nach Berichten über Massaker gegen die drusische Minderheit hat Israel eingegriffen

 17.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Genf

Türk verurteilt US-Sanktionen gegen Albanese

Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von »Angriffen« und »Drohungen« gegen die umstrittene Italienerin

 10.07.2025

Der unter liberianischer Flagge fahrende Massengutfrachter "Eternity C" beim Untergang im Roten Meer am Mittwoch, den 9. Juli 2025.

Terror auf See

Tote nach Huthi-Angriff auf Handelsschiff

Die Huthi-Miliz im Jemen versenkt innerhalb von 24 Stunden zwei Schiffe auf dem Roten Meer

von Nicole Dreyfus  10.07.2025

Wien

Vor Treffen mit Sa’ar: Wadephul ermahnt Israel

Der Bundesaußenminister will sich weiter für einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln einsetzen, verlangt aber bessere humanitäre Hilfe in Gaza

 10.07.2025

Gaza

Das Dilemma des Deals

Premier Benjamin Netanjahu hat das Weiße Haus ohne ein Freilassungsabkommen für die israelischen Geiseln verlassen. Die Verhandlungen gehen weiter

von Sabine Brandes  09.07.2025

Berlin

Bundestagspräsidentin will Angehörige israelischer Geiseln treffen

In dieser Woche sind Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln in Berlin. Am Dienstag kommt Bundestagspräsidentin Klöckner mit ihnen zusammen. Sie formuliert im Vorfeld klare Erwartungen

 07.07.2025