Faruk Sen

Gut gemeint

von Ingo Way

Faruk Sen, der Direktor des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) in Essen, geht nun juristisch gegen seine vorläufige Abberufung vor (vgl. S. 1). Der Wissenschaftler teilte mit, er wolle »sämtliche juristischen Mittel« ausschöpfen. Der Vorstand des ZfT hatte in der vergangenen Woche einen Antrag beschlossen, Sen zu entlassen. Die endgültige Entscheidung trifft das Kuratorium des ZfT Mitte Juli. Sen hatte am 19. Mai in einem Beitrag für die türkische Zeitschrift Referans die Türken als »die neuen Juden« Europas bezeichnet. Seine Formulierungen ließen dabei Interpretationsspielraum, ob Sen seinen Vergleich auch auf den Holocaust bezog oder nur auf die Zeit davor.
Nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung über Sens Artikel berichtet hatte, erntete Sen scharfe Kritik vom Vorstand des ZfT und dem Vorsitzenden des Kuratoriums, dem nordrhein-westfälischen Integrationsminister Armin Laschet (CDU). »Die historischen Vergleiche von Faruk Sen sind inakzeptabel«, erklärte Laschet. Mit seinen »unbedachten Äußerungen« schade er dem deutsch-türkischen Verhältnis und der Integrationspolitik. Dies stehe im krassen Widerspruch zu den Zielen der Stiftung. Im Entlassungsantrag des Vorstands heißt es, Sen habe schon mehrfach in türkischen Medien das Zusammenleben von Türken und Deutschen »verzerrt« dargestellt.
Faruk Sen hat sich inzwischen von seinem Vergleich distanziert. Er habe dem türkisch-jüdischen Unternehmer Ishak Alaton beispringen wollen, der den wachsenden Antisemitismus und Fremdenhass in der Türkei kritisiert hatte (vgl. S. 6). Sen räumte jedoch ein, dass sich der Vergleich zwischen der Situation der Türken heute und der Verfolgung der Juden damals »verbietet«. Alaton stellte sich in einem Offenen Brief an das Kuratorium des ZfT demonstrativ hinter Sen.
Rückendeckung bekommt Sen auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen Generalsekretär Stephan J. Kramer sagte der Jüdischen Allgemeinen, Sen sei »seit Jahrzehnten ein Freund der jüdischen Gemeinschaft nicht nur in Deutschland.« Er sei »weder ein Holocaustrelativierer noch ein Antisemit.« Die Diskussion um Sens drohende Entlassung verfolge er »mit Befremden und Unverständnis«.
Der Kuratoriumsvorsitzende Armin Laschet und der Stellvertretende Vorsitzende des Vorstands, der Integrationsbeauftragte der nordrhein-westfälischen Landesregierung Thomas Kufen, waren wegen Urlaubs für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024

Ausstellung

Projekt zu verlorenen Büchern aus der NS-Zeit erreicht Israel

Ausstellungseröffnung am Montagabend in Tel Aviv

 09.12.2024

Nahost

Machtwechsel in Syrien: Was wir wissen - und was nicht 

von Martin Romanczyk  08.12.2024

Krieg

Armee rät Dutzenden Soldaten ab, ins Ausland zu reisen

Nach Klagen von israelfeindlichen Gruppen könnten sie Gefahr laufen, verhört oder verhaftet zu werden

von Sabine Brandes  05.12.2024

Meldungen

Preis, Genehmigung, Siedler

Kurznachrichten aus Israel

von Sabine Brandes  03.12.2024

Gemeindebarometer

So geht es uns

Eine Umfrage des Zentralrats zeigt, wie sich Jüdinnen und Juden fühlen – und was ihnen wichtiger geworden ist

von Christine Schmitt  03.12.2024

Berlin

75 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Am Sonntag wird gefeiert und auch ein neues Buch präsentiert

 30.11.2024

Nahost

Waffenruhe scheint zu halten

Die Lage am Freitagmorgen

 29.11.2024

Potsdam

In der Tradition des liberalen deutschen Judentums

Die Nathan Peter Levinson Stiftung erinnerte an ihren Namensgeber

 28.11.2024