»Stadtjüngster wäre mir lieber«, sagt Alexander Brenner und muss schmunzeln. Der 79-Jährige hat mit zehn weiteren Berlinern die Stadtältestenwürde verliehen be-kommen. Das Rote Rathaus war am vergangenen Mittwoch für die Öffentlichkeit gesperrt, als Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, und der Abgeordnetenhauspräsident Walter Momper die Urkunden überreichten.
»Naturwissenschaftlern wird gerne eine besondere soziale Kompetenz nachgesagt«, führte Klaus Wowereit aus. Sie würden weit vorausdenken und im Konfliktfall verschiedene Lösungswege abwägen, um dann den am besten geeigneten auszuwählen – als sei das Leben eine Versuchsanordnung. Auf den Naturwissenschaftler Brenner treffe genau das alles zu. »Er ist nicht nur ein geborener, sondern auch ein wirklicher Diplomat.«
Brenner blicke auf eine schwere Kindheit bei Lublin in Polen zurück, so Wowereit. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde er mit seiner Tante in ein Ghetto deportiert, während ein anderer Teil seiner Familie von den Sowjets nach Sibirien verschleppt wurde. »Vor diesem Hintergrund ist der spätere Lebensweg keineswegs selbstverständlich: Als Diplomat in Israel und in der ehemaligen Sowjetunion hat sich Brenner für Verständigung und Aussöhnung eingesetzt.«
Diplomatisches Geschick hat er auch ab 2001 als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin bewiesen. So hat er nicht nur effektiv und kompetent jüdische Interessen vertreten, sondern sich auch erfolgreich für die Integration der Zuwanderer engagiert. Besonders hervorzuheben sei Brenners Wirken im Kuratorium der Stiftung »Denkmal für die ermordeten Juden Europas«. Aufgrund seiner Auszeichnung erhält er eine kostenlose Jahreskarte der Berliner Verkehrsbetriebe sowie ein Freiabo des Amtsblattes. Christine Schmitt
Alexander Brenner