NS-Opferarchiv

Freier Zugang

Auf 26.000 laufenden Metern lagern mehr als 30 Millionen Dokumente über Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus: SS-Unterlagen, Geburts- und Sterbeurkunden, Namenskarteien, Fotos, Häftlingsbriefe und auch die berühmte Liste von Oskar Schindler. Der Internationale Suchdienst (ITS) des Roten Kreuzes im nordhessischen Bad Arolsen verwaltet seit 1947 die größte Opferkartei der Welt. Nun öffnet er seine Archive für Öffentlichkeit und Forschung. ITS-Direktor Reto Meister sprach vergangene Woche in einer Feierstunde von einem neuen Kapitel in der Geschichte der Einrichtung: »Wir sind jetzt in der Lage, historische Informationen neuen Personenkreisen zugänglich zu machen.«
Bisher war der Einblick in die in Bad Arolsen gesammelten Dokumente nur NS-Opfern und deren Angehörigen möglich. Ende 2007 war ein Ratifizierungsprozess unter elf Staaten zum Abschluss gelangt, der die Öffnung der Archive vorsah. Zuvor war der gesamte Datenbestand digitalisiert (vgl. JA vom 24.5.2007) und in elektronischer Form an die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und das Holocaust-Museum in Wa-shington weitergegeben worden.
Zugang hätten alle, die das Archiv für Forschungszwecke nutzen wollten, sagte Meister. Allerdings glaube er nicht, dass durch die Öffnung neue Erkenntnisse über die NS-Zeit gewonnen werden könnten. »Aber es wird Puzzleteile geben, die das Gesamtbild ergänzen können.« Beispielsweise sei es nun möglich, Einblicke in die Details der zahlreichen Gefangenentransporte und der sogenannten Todesmärsche zu bekommen. Für Juni habe sich bereits eine Gruppe von 14 Forschern aus dem Holocaust-Museum in Washington angekündigt, die die Archive »durchforsten« wolle.
Hans Bernhard Beus, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, hob hervor, dass durch die Öffnung auch die Erinnerung wachgehalten werden solle, die hinter den Dokumenten stehe. Auch die ursprüngliche Aufgabe des ITS, die Aufklärung von Schick- salen im Krieg vermisster Personen, sei noch lange nicht abgeschlossen, wie die immer noch eintreffenden Anfragen belegten.
Christine Beerli, Vizepräsidentin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), bezeichnete die in Bad Arolsen lagernden Akten als »historische Dokumente mit einem ungeheuren Wert«. Man strebe eine stärkere Eigenständigkeit des Suchdienstes an. Das IKRK werde sich allmählich aus der Arbeit zurückziehen.
In dieser Woche treffen 42 Genealogen (Familienforscher) aus den USA in Bad Arolsen ein, um den Archivbestand zu nutzen, darunter Gary Mokotoff und Sallyann Sack, die Autoren des Buches Where once we walked: a guide to the Jewish communities destroyed in the Holocaust. ja/epd

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025